Hamburg. Schwere Datenpanne beim Finanzdienstleister AWD: Einem Radiosender wurden 27.000 Datensätze samt Kundennummer, Adresse, Telefonnummer, Beruf, Geburtsdatum und Versicherungsinformationen zugespielt. Wie die sensiblen Informantionen in Umlauf kamen, ist noch unklar.
Beim Finanzdienstleister AWD sind auf bislang ungeklärte Weise offenbar Tausende Kundendaten abhandengekommen. Dem Hörfunksender NDR Info wurden nach eigenen Angaben insgesamt 27.000 Datensätze zugespielt, die Kundennummer, Adresse, Telefonnummer, Berufsbezeichnung, Geburtstag und die Vertragsabschlüsse der einzelnen Kunden enthalten. AWD erklärte am Freitag, es seien keine sensiblen Angaben «im Sinne des Datenschutzes in den vorgelegten Daten, insbesondere keine Konto- oder Bankverbindungen der Kunden».
Unternehmen erstattete selbst Anzeige
Dies habe das Landesamt für Datenschutz bestätigt. Außerdem habe das Unternehmen bereits am Mittwoch eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Hannover erstattet, nachdem man durch den NDR von der Sache erfahren habe. Gleichzeitig sei der niedersächsische Datenschutzbeauftragte informiert und eine interne «Task-Force» eingesetzt worden. Man habe außerdem Zweifel «in Hinblick auf Authentizität von Stammdaten und Kundennummern».
Der NDR berichtete, aus den Daten sei unter anderem ersichtlich, welche Kunden eine Lebensversicherung abgeschlossen hätten, wie viel Geld sie angelegt hätten und wie lange die Verträge liefen. Ein großer Teil der Verträge ist demnach immer noch gültig. Wie die Informationen in Umlauf kommen konnten, sei unklar, berichte der Sender. Aus dem Umfeld des Finanzdienstleisters heiße es aber, dass nur hochrangige Mitarbeiter Zugriff auf eine derart große Menge an Datensätzen hätten.
«Jüngste Daten aus dem Jahr 2001»
Das Unternehmen erklärte dagegen: «Entschieden treten wir dem vom NDR erweckten Eindruck entgegen, hier handele es sich um sensible Daten im Sinne des Datenschutzes» - etwa Gesundheitsinformationen. Als Vermittler sei AWD gar nicht im Besitz solcher Daten. Außerdem seien zahlreiche der übermittelten Kundendaten veraltet oder nicht mehr existent. «Die jüngsten der uns übermittelten Daten stammen aus dem Jahr 2001, die Mehrzahl aus den 90er Jahren», hieß es in der Mitteilung weiter.
«Wir werden die Staatsanwaltschaft vollumfänglich bei ihren Ermittlungen gegen Unbekannt unterstützen, da wir ein hohes Interesse an der raschen Aufklärung haben», betonte er. Gleichzeitig habe man den NDR mit Nachdruck aufgefordert, die ihm vorliegenden Datensätze der Staatsanwaltschaft oder dem Landesdatenschutzbeauftragten für Ermittlungszwecke zur Verfügung zu stellen.
Grüne: Wirtschaft hat Bringschuld
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth erklärte: «Die AWD-Affäre zeigt, dass der Schutz sensibler Verbraucherdaten von vielen Privatunternehmen in der Bundesrepublik nicht ernst genug genommen wird.» Die Privatwirtschaft habe eine «Bringschuld und muss garantieren, dass die ihr anvertrauten Daten von Verbraucherinnen und Verbrauchern, aber auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern absolut sicher sind». Auch auch die Politik sei beim Datenschutz weiterhin in der Pflicht. Die Mini-Novelle des Datenschutzgesetzes im Sommer sei «Stückwerk und absolut unzureichend». (ap)