Essen. Die Wirtschaftskrise wird das Ruhrgebiet nicht so hart treffen wie andere Regionen. Der Grund ist jedoch wenig schmeichelhaft: Das Wirtschaftsniveau ist eher unterdurchschnittlich, wie ein bundesweiter Vergleich belegt. Und wo es nicht mehr viel gibt, kann auch nicht viel verlorengehen.

Viele Städte im Ruhrgebiet hinken beim Wohlstand und der Wirtschaftskraft immer noch weit hinterher. Das belegt die Initiative Neue Soziale Markwirtschaft (INSM) in ihrem aktuellen Regionalranking 2009. Insgesamt schneidet Nordrhein-Westfalen in dem bundesweiten Vergleich von 409 Kreisen und kreisfreien Städte in Deutschland durchschnittlich ab. Doch das Land ist zweigeteilt. Sauer- und Siegerland sind ebenso wie Düsseldorf, Bonn und das Münsterland vergleichsweise gut aufgestellt.

Im Gegensatz dazu ist fast das komplette Ruhrgebiet auf der zugehörigen Karte des Rankings in Rot getaucht. Rot bedeutet schlechte wirtschaftliche Bedingungen: niedriger Wohlstand, hohe Arbeitslosigkeit, unattraktiver Standort. Richtig rot sind außer den Ruhrgebietsstädten noch weite Teile Ostdeutschlands, der hohe Norden und Teile des Saarlands.

Gelsenkirchen ist Schlusslicht in Westdeutschland

Keine Region in NRW schafft es unter die Top 25. Spitzenreiter ist der Landkreis Olpe auf Platz 44, gefolgt von Düsseldorf und dem Landkreis Gütersloh. Als beste Ruhrgebietsstadt rangiert Mülheim auf Platz 170. Weit abgeschlagen liegt Essen auf Rang 296. Der ewige Verlierer ist wieder einmal Gelsenkirchen. Die Stadt ist nicht nur in NRW Schlusslicht, sondern auch der schlechteste Westkreis der Untersuchung. Im bundesweiten Vergleich landet Gelsenkirchen auf Platz 388 von 409. Zu den zehn schwächsten Regionen in NRW zählen neun Kreise und Städte im Ruhrgebiet.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Die Wirtschaftskrise wird das Ruhrgebiet nach den Prognosen der Wissenschaftler nicht so hart treffen wie andere Regionen. Der Grund ist allerdings wenig schmeichelhaft. Das Fazit lautet: Wo es nicht mehr viel gibt, kann auch nicht mehr viel verlorengehen. „In Folge des Strukturwandels ist das Ruhrgebiet längst keine Industrieregion mehr. Inzwischen arbeiten hier mehr Menschen im Dienstleistungssektor. Und der ist nicht so gefährdet“, sagt Michael Bahrke von der Firma IW Consult, die die Studie erarbeitet hat. Einzelne Betroffene der Krise - wie das Opelwerk Bochum - würden nicht so stark ins Gewicht fallen. Lediglich der Stahlstandort Duisburg hat ein hohes Krisenrisiko.

Klassenprimus Olpe besonders gefährdet

„Gefährdet sind vor allem Regionen, die stark von klassischen Industrien mit hohem Exportanteil abhängig sind“, sagt Bahrke. Dazu zählten der Autobau ebenso wie der Maschinenbau und die Chemieindustrie. So könnte Klassenprimus Olpe mit seinem Schwerpunkt auf Metallverarbeitung und Autozulieferer besonders stark unter der Krise leiden.

Für die Vergleichsstudie wurden 39 Indikatoren wie Altersstruktur, Ausbildungsplatzdichte, Kaufkraft, Produktivität oder öffentliche Sicherheit untersucht. Unter den Top 25 des Regionalrankings sind 15 Regionen aus Bayern, acht aus Baden-Württemberg und zwei aus Hessen. Die meisten Topregionen liegen in der Nähe der Städte München, Stuttgart und Frankfurt am Main.

>>Hier geht's zur Studie>>

Auswertungen einzelner Städte und Regionen:

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Krise wird das Ruhrgebiet nicht so hart treffen

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