Berlin. Die berufliche Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beginnt in der Ausbildung. Junge Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und leisten mehr Überstunden. Das stellt der DGB in einer Studie fest. Frauen wählen in der Regel schlechter vergütete Berufe in kleinen Betrieben.
Frauen werden einer aktuellen Untersuchung zufolge bereits in der Ausbildung gegenüber Männern benachteiligt. Junge Frauen schnitten in Ausbildungsberufen, die mehrheitlich von Frauen gewählt werden, sowohl bei der Vergütung als auch beim Überstundenausgleich und der Zahl der Urlaubstage deutlich schlechter ab als Auszubildende in männlich dominierten Berufen, berichtete der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin. Für die repräsentative Studie seien knapp 7000 Lehrlinge in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen befragt worden.
Metallbauer und Elektroniker haben mehr Urlaub
In «Frauenberufen» wie Friseurin, Hotelfachfrau oder medizinische Fachangestellte liege die monatliche Ausbildungsvergütung im Schnitt mehr als 100 Euro oder fast 22 Prozent niedriger als in «Männerberufen». Dieser Trend setzte sich beim Überstundenausgleich fort. Während in sogenannten Männerberufen 61 Prozent angaben, ihre Überstunden würden ausgeglichen, ist das in «Frauenberufen» nur bei 46 Prozent der Befragten der Fall. Auch beim Urlaub zeigten sich deutliche Unterschiede. Junge Metallbauer oder Elektroniker hätten im Durchschnitt drei Tage mehr Urlaub als junge Friseurinnen oder medizinische Fachangestellte.
Der DGB führt die Unterschiede vor allem darauf zurück, dass die sogenannten Frauenberufe überwiegend in sehr kleinen Betrieben erlernt werden. «Die Arbeit lastet auf wenigen Schultern und muss auch dann erledigt werden, wenn eine Kollegin krank ist oder Urlaub hat», erläuterte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock. Sie forderte, die Arbeit von Frauen in diesen Berufen endlich angemessen zu vergüten. «Frauen dürfen nicht länger dafür bestraft werden, dass sie Dienstleistungen erbringen, Menschen pflegen oder beruflich Kinder erziehen», sagte sie.
Fachinformatiker besonders beliebt
Das höchste Ansehen hat bei jungen Menschen derzeit die Ausbildung zum Fachinformatiker. In einer Bewertung von Ausbildungsqualität, Arbeitszeiten und Vergütung lag die Ausbildung bei den 25 meistgewählten Berufsbildern vorne. Der Fachinformatiker-Nachwuchs schätzt der Studie zufolge besonders die Qualität der Anleitung und die Zuverlässigkeit der Bezahlung. Auf Platz zwei landeten die Industriemechaniker, gefolgt von den Bankkaufleuten.
Am Ende der repräsentativ unter 6920 Azubis ermittelten Rangliste steht die Ausbildung zu Restaurantfachleuten, nur unwesentlich besser stehen die Hotelfachleute da. In diesen Berufen überwiege beim Nachwuchs das Gefühl, ausgenutzt zu werden. Fast 72 Prozent der angehenden Restaurantfachleute und 65 Prozent der Köche berichten von regelmäßigen Überstunden. Bei den Industriemechanikern seien es dagegen weniger als 20 Prozent. (afp/ddp)