Essen. Trotz rückläufiger Ergebnisse will der Energieversorger RWE seine Prognose für das Jahr 2009 halten. Für den Konzern bedeutet das eine Aufholjagd im letzten Quartal. Denn bisher sind Umsatz und Ergebnis noch wenig Grund zur Freude. Das liegt nicht nur am sinkenden Ölpreis.

Die Wirtschaftsflaute hinterlässt auch in der Bilanz des zweitgrößten deutschen Energieversorgers RWE sichtbare Spuren. Ein schwaches Auslandsgeschäft und der drastisch gesunkenen Ölpreis ließen in den ersten neun Monaten dieses Jahres den Gewinn um fast 7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro absinken. Das betriebliche Ergebnis des Konzerns verringerte sich um 4,4 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 2 Prozent auf 33,8 Milliarden Euro zurück. wie der Konzern am Donnerstag in Essen mitteilte.

Ausschlaggebend für den Ergebnisrückgang war vor allem ein Gewinneinbruch bei der britischen Tochter RWE power. «Der britische Markt ist zur Zeit eine Enttäuschung für uns», sagte RWE-Finanzvorstand Rolf Pohlig bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Mitte des Jahres habe der Konzern wettbewerbsbedingt in Großbritannien die Strompreise senken müssen. Gleichzeitig seien die Beschaffungskosten gestiegen. Infolgedessen sei der Gewinn um mehr als die Hälfte gesunken. Außerdem brach der Gewinn bei der Öl- und Gastochter RWE Dea wegen der gesunkenen Rohölnotierungen und der rückläufigen Gasförderung um zwei Drittel ein.

Kerngeschäft erweist sich als robust

Als sehr robust erwies sich dagegen bisher das Kerngeschäft von RWE - die Strom-Produktion und -Verteilung auf dem europäischen Kontinent sowie der Energiehandel. RWE konnte trotz Krise sogar mehr Strom verkaufen als im Vorjahreszeitraum, wie Pohlig betonte. Vor allem bei Weiterverteilern in Deutschland habe der Konzern neue Kunden gewonnen.

RWE profitierte auch davon, dass der Konzern die Produktion seiner Kraftwerke für 2009 schon vor Beginn der Wirtschaftskrise nahezu ausverkauft hatte - und das zu Preisen deutlich über den derzeitigen Notierungen.

Seine eigene Stromproduktion fuhr der Essener Konzern dennoch um 12 Prozent zurück, da es für ihn zeitweise angesichts stark rückläufiger Strompreise billiger war, den Strom für die Weiterverteilung einzukaufen, als ihn selbst zu produzieren.

Gewinnprognose bestätigt

Auf dem deutschen Privatkundenmarkt konnte der Energieriese seine Position dank der Billigtochter eprimo weiter behaupten. Insgesamt steigerte der Konzern in den ersten neun Monaten die Zahl der Stromkunden sogar um 58.000 Verbraucher. Doch sinkt auch in Deutschland inzwischen die Gewinnmarge, weil tendenziell immer mehr Kunden von den margenstarken Regionalversorgern zu den preisgünstigeren Discount-Anbietern wechseln. Der Gasabsatz des Konzerns sank vor allem wegen der schwachen Konjunktur um 8 Prozent.

Trotz der Ergebniseinbußen in den ersten neun Monaten bestätigte RWE erneut den Ausblick für das Gesamtjahr: Sowohl das betriebliche Ergebnis als auch das nachhaltige Nettoergebnis werde sich in der Größenordnung des Vorjahres bewegen. «Im laufenden Quartal werden wir den leichten Rückgang wieder aufholen», betonte der Finanzvorstand. Dazu werde nicht zuletzt das eingeleitete Sparprogramm in Großbritannien beitragen. Zusätzlich werde im vierten Quartal erstmals die neue niederländische Tochter Essent zum Ergebnis beitragen. (ap)