Düsseldorf.. Lufthansa-Chef Carsten Spohr stichelt gegen den Flughafen Düsseldorf und äußert sich skeptisch zu dessen Ausbauplänen. Spohr hält den Airport für zu teuer. Die Airline orientiert sich mehr nach Köln/Bonn.
An 220 Tagen im Jahr sitzt Carsten Spohr im Flugzeug. Für einen Lufthansa-Chef ist das nichts Ungewöhnliches. Spohr fliegt allerdings gegen den Trend in der Branche. Geschäftsflüge haben nur einen Anteil von einem Viertel. „Der Markt ist gesättigt“, sagt der Top-Manager vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Im asiatischen und pazifischen Raum wachse der Luftverkehr am stärksten.
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Spohrs Argumente werden Kritiker des Flughafens Düsseldorf aufmerksam registrieren. Denn der Airport der Landeshauptstadt hat beantragt, die Starts und Landungen um 16 Prozent ausweiten zu dürfen – von jetzt maximal 47 auf dann höchstens 60 pro Stunde. Fluglärmgegner und auch die anliegenden Städte lehnen das ab – eben auch mit der Begründung, dass die für den Wirtschaftsstandort NRW bedeutende Geschäftsfliegerei an Bedeutung verliere.
„Düsseldorf hat die höchsten Kosten“
Der Lufthansa-Chef äußert sich ausgesprochen distanziert zu den Airport-Plänen: „Ob der Ausbau wirklich nötig ist, überlasse ich den Experten. Zusätzliche Kapazitäten könnten auch nach Köln/Bonn gehen.“ Spohr nutzt das Gespräch mit Journalisten, um gegen den Airport in der NRW-Hauptstadt zu sticheln. „Düsseldorf hat die höchsten Kosten. Vielleicht hat Air Berlin so große Probleme, weil sie so oft aus Düsseldorf abfliegen“, sagt Spohr mit einem Augenzwinkern. Er vermute, dass dem Flughafen Düsseldorf nach der Privatisierung Rendite wichtiger sei als Wachstum.
Auch wenn der Vorstandsvorsitzende betont, dass er keine Flüge von Düsseldorf nach Köln/Bonn verlegen wolle, hat sich die Lufthansa längst stärker in Richtung Rheinland orientiert. „In Köln/Bonn wachsen wir stärker als an allen anderen Flughäfen“, so Spohr. Die Zentrale ihrer Billig-Tochter Eurowings hat Lufthansa bereits nach Köln verlegt. Bis zu sieben Langstreckenflugzeuge sollen dort stationiert werden.
Ärger über Ex-Oberbürgermeister
Bei aller Kritik unterstreicht Spohr allerdings auch: „Düsseldorf darf als unsere wichtige Heimatbasis nicht fallen.“ Der Lufthansa-Chef hat die „große Sorge“, dass seine Homebase-Privilegien im Rahmen eines politischen Kompromisses verloren gehen könnten. Airlines, die ihre Heimbasis in Düsseldorf haben, dürfen den Flughafen auch nach 22 Uhr anfliegen, etwa wenn sie Verspätung haben. Der eigentlich untersagte Verkehr in den Nachtstunden wird von Fluglärm-Initiativen kritisiert. Sollte es zu einer Genehmigung der beantragten Kapazitätsausweitung kommen, könnte die Homebase-Regelung als Entgegenkommen für die Anwohner verschärft werden.
Spohr kennt NRW besonders gut. 1966 in Wanne-Eickel geboren, hat der gelernte Flugkapitän eine enge Beziehung zur Region. „Ich bin leider nicht so oft hier, wie es meine Eltern gern hätten“, gewährt der Lufthansa-Chef einen Einblick in sein Privatleben. Dem früheren Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers nimmt Spohr noch heute dessen Spruch übel, im Ruhrgebiet „nicht tot über dem Zaun hängen“ zu wollen.
Spohrs Wurzeln in NRW
Mit NRW verbindet Spohr aber auch die bedrückendsten Tage seiner 20-jährigen Karriere bei der Lufthansa: In Düsseldorf traf er sich mit Angehörigen der 150 Opfer, die beim Absturz der Germanwings-Maschine im März 2015 ihr Leben ließen. Tags darauf musste Spohr in Köln die bittere Nachricht verkünden, dass das Flugzeug wissentlich von einem seiner Piloten zum Absturz gebracht worden war. „Diese schrecklichen Ereignisse“, sagt der Lufthansa-Chef, „werden nie wieder aus meiner Erinnerung weggehen.“