Essen. . Die Nachfahren von Aldi-Gründer Theo Albrecht sind tief zerstritten. Ein Gerichtsverfahren erlaubt nun einen Einblick in den verschwiegenen Konzern.
Aldi gehört zu den verschwiegendsten Konzernen Deutschlands. Selten dringen Interna an die Öffentlichkeit. Doch ein Gerichtsverfahren in Schleswig-Holstein zeigt jetzt, dass die Nachfahren des Gründers Theo Albrecht heillos zerstritten sind. Es geht um die Machtverteilung in einer der drei Stiftungen, denen Aldi Nord in Essen gehört.
Theo Albrecht hatte die Stiftungen vor seinem Tod in Nortorf eingerichtet, jeweils eine zugunsten der Familien seiner beiden Söhne Theo jun. und Berthold sowie eine zentrale zugunsten beider Familienstämme. Über strategische Pläne für Aldi Nord müssen alle drei Stiftungen einstimmig entscheiden.
Aldi-Leitung ist tief zerstritten
Kurz vor Weihnachten 2010 wurde die Vorstandsgröße von Berthold Albrechts Stiftung geändert, von fünf auf vier Mitglieder. Die Familie hatte danach nur noch zwei statt drei Posten und verlor damit die Mehrheit. Berthold Albrecht war zu diesem Zeitpunkt schon schwer krank, er starb Ende November 2012.
Seine Witwe Babette und ihre fünf Kinder irritierte die Satzungsänderung, sie klagten gegen die Stiftungsaufsicht in Schleswig-Holstein und bekamen vor dem Verwaltungsgericht im Februar 2016 recht. Die Gegenseite hat Berufung eingelegt, über die noch nicht entschieden ist.
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Der Fall zeigt: Die Stimmung zwischen den beiden Familienstämmen ist vergiftet. Von „gemeinen Lügen“ und „hasserfüllten Abrechnungen“ berichtet die FAZ. Wer nachforscht, hört, Theo Albrecht jun. habe offenbar die Kontrolle über die Stiftung zugunsten seines Bruders übernehmen wollen, weil dessen Erben angeblich üppig Geld entnommen hätten. Oder dass Theo Albrecht jun. nichts vom etwas weniger zurückhaltenden Lebensstil der Erben seines Bruders hält. Babette Albrecht scheut im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern das Rampenlicht nicht und trat etwa in ihrem Prozess gegen Kunstberater Helge Achenbach auf.
Öffentlichkeit ist im Aldi-Umfeld normalerweise tabu
Streitigkeiten gebe es in fast allen Familien, heißt es aus dem Aldi-Umfeld, es sei aber „ärgerlich“, wenn diese „durch die Öffentlichkeit begleitet werden“. Das war bisher Tabu beim deutschen Discountpionier, der Marktführer ist. Trotz des Streits haben die drei Stiftungen übrigens bisher immer einstimmig entschieden.
Aldi Süd mit Sitz in Mülheim ist nicht betroffen. (art/sts)
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