Essen. . Der Essener Energiekonzern Steag will jetzt nun doch nicht für die Braunkohle-Kraftwerke des Wettbewerbers Vattenfall bieten und schlägt stattdessen ein Stiftungsmodell vor.

Der Essener Energiekonzern Steag wird definitiv kein Kaufangebot für die ostdeutsche Braunkohle von Vattenfall abgeben. Das erfuhr diese Zeitung aus Unternehmenskreisen. Die unsichere Zukunft der Braunkohle in Deutschland und der Strompreisverfall stellten „unbeherrschbare Risiken“ dar. Die meisten der sechs Kommunen, die über ihre Stadtwerke am Stromversorger beteiligt sind, dürften aufatmen, denn aus der Lokalpolitik hagelte es Kritik daran, dass die Steag überhaupt Interesse bekundet hatte.

Doch so ganz verabschiedet sich die Steag noch nicht aus der Lausitz: Sie schlägt Vattenfall als Alternative ein Stiftungsmodell vor, das den Braunkohleausstieg sozialverträglich und in Abstimmung mit dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Sachsen gestalten könnte. Für diesen Fall bietet sich die Steag als Betriebsführerin und für die Stromvermarktung an – als Dienstleisterin gegen feste Vergütung und ohne Haftungsrisiko. Ihren australischen Partner Macquarie würde die Steag für das Finanzmanagement mit in die Stiftung bringen. Nachteil für Vattenfall: Die Schweden bekämen keinen Cent für ihr Geschäft mit vier Tagebauen, drei Kraftwerken und 8000 Beschäftigten, sie müssten der Stiftung eher noch etwas Startkapital mitgeben.

Vattenfall findet keine Käufer

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Den Essenern ist gleichwohl bewusst, dass Vattenfall ein verbindliches, geldwertes Angebot erwartet, am heutigen Mittwoch läuft die Abgabefrist dafür aus. Ob einer der weiteren Interessenten aus Tschechien ein Gebot vorlegt, galt zuletzt als ungewiss. Allerdings wäre für das schwedische Staatsunternehmen Vattenfall, das die klimaschädliche Braunkohle auf Geheiß seiner Regierung abstoßen muss, schon ein symbolischer Euro lukrativer als das Stiftungsmodell. Der Steag-Plan wäre demnach Makulatur, wenn Vattenfall einen Abnehmer findet.

Sozial- und energiepolitisch hätte das Steag-Modell für Sachsen und Brandenburg viel Charme. Es ist – anders als das bundesweite Fonds-Modell von IGBCE-Chef Michael Vassiliadis – abgestimmt auf die Lausitz. Die Gewinne aus der noch lukrativen Braunkohleverstromung sollen in der „Ansparphase“ in regionale Projekte und bevorzugt in erneuerbare Energien investiert werden. Dies soll langfristig Erträge sichern, mit denen später die Rekultivierung der Tagebaue und der Rückbau der Kraftwerke bezahlt werden sollen. Das schone langfristig die Steuerzahler, heißt es. Denn wenn’s am Ende nicht reicht, haftet der Staat. Er trüge damit auch das von ihm selbst ausgehende Risiko, die Stiftung durch einen schnellen Kohleausstieg zu schwächen.