Essen/Dortmund. Bei RWE halten die Personalspekulationen an: Danach wechselt Konzernchef Terium zur Ökostromtochter. Sein bisheriger Vize Schmitz soll RWE führen.

RWE-Chef Peter Terium meldet sich aus Kalifornien zu Wort. Er ist gerade im Silicon Valley, um im Auftrag des Essener Energiekonzerns Innovationen aufzuspüren. Am liebsten möchte er darüber reden, wie sich RWE neue Geschäftsmodelle erschließt. Doch daheim bestimmen wieder einmal Personal- und Standortspekulationen die Schlagzeilen.

Kurz vor der seit Tagen geplanten Telefonkonferenz mit Terium sickert durch, dass der RWE-Chef wohl einen Teil seiner Macht abgeben muss. Es verdichten sich die Hinweise, dass der bisherige Vize-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz an die Spitze des Mutterkonzerns RWE aufrücken soll. Terium könnte dann die Führung der neuen Ökostromtochter (Projektname Newco) übernehmen. Die „Rheinische Post“ berichtet, der Personalpoker sei entschieden.

Terium reagiert schmallippig

Offizielles gibt es indes noch nicht. Die nächste Aufsichtsratssitzung ist erst für den 3. März geplant. Terium reagiert schmallippig, wenn er auf seine Zukunft angesprochen wird. Er verstehe zwar das Interesse, sei aber „der falsche Ansprechpartner“. Die Verteilung von Vorstandsposten bleibe Sache des Aufsichtsrats.

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Von Ulf Meinke zu RWE

Doch auch an der Spitze des Aufsichtsrats steht ein Umbruch bevor. Der langjährige Aufsichtsratschef Manfred Schneider macht aller Voraussicht nach Platz für Werner Brandt, den früheren Finanzchef des Softwarekonzerns SAP. Ein Kontrollgremium der RWE-Newco gibt es noch nicht. Schon im April soll die neue Tochtergesellschaft entstehen. Es ist geplant, dass rund 40 000 der 60 000 RWE-Beschäftigten zur Newco wechseln.

Arndt Neuhaus musste überraschend gehen

Terium soll damit geliebäugelt haben, die Führung der alten und der neuen Firma in Personalunion zu übernehmen. Bisher hat der 52-jährige Niederländer noch bis Ende Februar 2021 einen Vertrag beim Mutterkonzern.

Schon seit einiger Zeit gibt es bei RWE Gerangel um die Führungsjobs. Als RWE-Deutschland-Chef galt auch Arndt Neuhaus als Kandidat für den Chefposten bei der Newco, doch Neuhaus hat vor wenigen Tagen überraschend das Unternehmen verlassen.

Essen und Dortmund positionieren sich

Auffallend häufig meldet sich Terium derzeit zu Themen zu Wort, die wenig mit der traditionellen Welt von RWE zu tun haben. Statt über Kohle und Atomkraft zu sprechen, schwärmt Terium von Wind- und Sonnenenergie oder der Elektromobilität. Bei der Telefonkonferenz aus dem Silicon Valley geht Terium sogar die Formulierung „alte Tante RWE“ über die Lippen.

Derweil positionieren sich angesichts des Konzernumbaus auch die Städte, in denen sich große Teile der RWE-Verwaltung befinden. „Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil der Entwicklungsarbeit für die neue Gesellschaft in Dortmund stattfindet“, sagt der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD). In seiner Stadt befinden sich knapp 3000 RWE-Arbeitsplätze und zukunftsträchtige Sparten wie der Vertrieb und die Effizienz-Tochterfirma. Am RWE-Sitz in Essen gibt es etwa 3500 Konzernjobs.

„RWE passt sehr gut zu Dortmund“

Zur Frage, ob Dortmund darauf dringt, dass RWE die Newco in seiner Stadt ansiedelt, sagt Sierau: „Ich dränge gar nicht. Aber wenn der Vorstand zu dem Ergebnis kommt, den Sitz der neuen Gesellschaft nach Dortmund zu verlegen, würden wir uns nicht wehren.“ Entscheidend sei der Erfolg der neuen Gesellschaft. Dazu könne Dortmund „einen entscheidenden Beitrag“ leisten – unabhängig von der Frage, wo sich der Sitz des Unternehmens befinde. Dortmund sei eine „Energie-Stadt“ mit vielen Forschungseinrichtungen, einer Technischen Universität und starken Mittelständlern, die sich um das Thema Energiewende kümmern. „Daher passt RWE sehr gut zu uns“, sagt Sierau.

Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) wirbt um eine Ansiedlung der RWE-Zukunftsgesellschaft. „Essen und RWE verbindet am Standort Essen eine lange und verlässliche Partnerschaft. Und das wollen wir auch in Zukunft nicht ändern“, betont er. Essen plane jedenfalls mit der RWE-Newco.