Essen.. In der Stromproduktion von RWE liegt der Anteil der erneuerbaren Energien erst bei fünf Prozent. Nun will Konzernchef Peter Terium umsteuern.

Die RWE-Ökostromtochter Innogy ist seit vielen Jahren in eher unscheinbaren Büros an der Essener Gildehofstraße untergebracht – gewissermaßen im Schatten des Konzern-Turms am Opernplatz. Zu Jahresbeginn äußerte sich Innogy-Chef Hans Bünting traditionell in kleinem Kreis zum Geschäft. Doch diesmal war es mit der Beschaulichkeit vorbei. Die erneuerbaren Energien sind bei RWE nun Chefsache und der Vorstandsvorsitzende Peter Terium übernahm es selbst, die Ökostrom-Strategie zu skizzieren. Seine Anwesenheit sei auch ein Signal. Die Erneuerbaren gehören nun zum „Herz des Unternehmens“, wie er es formulierte.

Doch derzeit stammen erst rund fünf Prozent der Stromproduktion von RWE aus erneuerbaren Quellen, Braun- und Steinkohle kommen auf etwa 60 Prozent. Die Ökostromtochter Innogy stellt gerade einmal 900 Mitarbeiter der rund 60.000 Beschäftigten im Konzern. Doch das soll sich ändern.

40.000 RWE-Beschäftigte sollen zur Newco wechseln

RWE plant einen umfangreichen Konzernumbau und bündelt die Zukunftsgeschäfte grüne Energie, Netze und Vertrieb in einer neuen Tochterfirma (Projektname Newco). Die Newco soll Anfang April starten und deutlich größer sein als die im Börsenindex Dax notierte Konzernmutter. 40.000 RWE-Beschäftigte sollen zur Newco wechseln. Bei der alten RWE bleiben das Geschäft mit Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken sowie der Energiehandel.

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Nach dem Willen von Konzernchef Terium sollen die erneuerbaren Energien der „Wachstumsmotor“ für das Unternehmen sein. Schon jetzt verzeichne RWE in dem Bereich deutliche Zuwächse. Die Ökostromsparte habe ihr operatives Ergebnis 2015 auf rund 400 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Für die Zukunft setzt Terium auf Windradprojekte an Land und auf hoher See sowie Photovoltaik-Anlagen insbesondere im Mittleren Osten und in Nordafrika.

Geld aus Newco-Börsengang soll Ökostrom-Projekte voranbringen

Das Geld dafür soll aus dem Newco-Börsengang stammen. Gut die Hälfte der Erlöse sei für den Ausbau der Erneuerbaren vorgesehen, so Terium. Noch ist das Kapital aber nicht in der Kasse. Da der Börsengang für Ende des Jahres geplant ist, dürfte erst 2017 zusätzliches Geld zur Verfügung stehen.

Die Planungen für die Gründung der neuen RWE-Tochterfirma laufen, aber viele Details sind noch ungeklärt. Nach dem Start im April sei eine Übergangsphase vorgesehen, so Terium. Bis die neue Firma voll funktionsfähig sei, werde es 12 bis 18 Monate dauern. Der Vorstand der Newco nehme wohl erst zum Börsengang die Arbeit auf.

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Ausweichend reagierte Terium auf die Frage, ob er die Führung der Newco anstrebe. Personelle Entscheidungen zu treffen, sei Sache des Aufsichtsrats. Er habe einen Vertrag als RWE-Chef, sagte er und fügte noch hinzu, er sei es gewesen, der die Planungen für die Newco vorangetrieben habe. Damit hält sich Terium alles offen.

Ringen um Einfluss bei RWE

Insider halten es für durchaus realistisch, dass Terium die Führung der neuen Firma übernimmt und seinem Vorstandskollegen Rolf Martin Schmitz den Chefposten beim Mutterkonzern überlässt. Denkbar ist auch, dass Terium RWE-Chef bleibt und die Newco als Aufsichtsrat kontrolliert.

Ein heikler Punkt ist zudem, wie der Aufsichtsrat der Newco sortiert sein wird. Die kommunalen Aktionäre, die derzeit rund 25 Prozent der RWE-Anteile halten, haben das Ziel, im Zuge des Konzernumbaus ihren Einfluss zu wahren. Auf Nachfrage sagte Terium indes, im Aufsichtsrat der Newco werde es „keine kommunalen Sitze“ geben. Dies sei „ausdrücklich so besprochen und vereinbart“ worden.