Bochum. Der Bochumer Wohnungsriese Vonovia will den Konkurrenten Deutsche Wohnen schlucken: Doch noch wehren sich die Berliner gegen die Übernahme.
Die größte deutsche Wohnungsgesellschaft Vonovia aus Bochum ist ihrem Ziel, die Nummer zwei der Branche, die Deutsche Wohnen (DW), zu schlucken, einen großen Schritt näher gekommen. Nachdem die DW am späten Mittwochabend verkündet hatte, ihrerseits auf eine Fusion mit dem Düsseldorfer Wohnungskonzern LEG zu verzichten, ist für Vonovia nun eine wesentliche Voraussetzung erfüllt, den DW-Anteilseignern ein Angebot auf Aktientausch zu unterbreiten.
Der Mega-Deal, der rund 14 Milliarden Euro schwer sein soll, ist aber längst noch nicht in trockenen Tüchern. Die Deutsche Wohnen in Berlin bezeichnet das Angebot aus Bochum als „feindlichen Vorstoß“ und lehnt es deshalb nach wie vor ab. „Das Angebot ist für die Deutsche-Wohnen-Aktionäre nicht attraktiv“, betont Konzernchef Michael Zahn. Es entspreche nicht dem Wachstumspotenzial und der Immobilienqualität der DW.
Deutsche Wohnen warnt eigene Aktionäre
Zahn warnte seine eigenen Inhaber vor einer Annahme der Bochumer Offerte. Da die Anteile zu 70 Prozent mit Vonovia-Aktien bezahlt werden sollen, würden die bisherigen Aktionäre der Deutsche Wohnen den weit höheren Geschäftsrisiken der Vonovia ausgesetzt. Die kleinere DW, so Zahn, sei weit effektiver aufgestellt als der Bieter, so dass auch die von Vonovia anvisierten Synergien in Höhe von 87 Millionen Euro jährlich nicht zu erzielen seien. Auch seien die steuerlichen Konsequenzen des Bar-Anteils am Kaufpreis nicht berücksichtigt.
Vonovia wollte sich auf Anfrage dieser Zeitung zum weiteren Vorgehen nicht äußern. Eine Sprecherin erklärte lediglich, dass das Angebot an die DW-Aktionäre vom 14. Oktober weiterhin stehe. Mehr als 30 Prozent der Anteilseigner von Vonovia und Deutsche Wohnen sind identisch. Sie hat Vonovia-Chef Rolf Buch offenbar auf seine Seite gezogen und sie für einen Aktientausch gewinnen können. Buch seinerseits muss eine Mehrheit seiner Gesellschafter hinter sich scharen, um nach der DW greifen zu können. Für den 30. November ist eine Hauptversammlung in Düsseldorf geplant.
LEG will in NRW nun allein wachsen
Sollte die Fusion gelingen, würde der mit Abstand größte deutsche Immobilienkonzern mit mehr als einer halben Million Wohnungen entstehen. Mit den 144 000 DW-Einheiten unter dem Bochumer Dach würde sich die Vonovia Zutritt vor allem zum boomenden Berliner Markt verschaffen. Dort ist der Ruhrgebietskonzern bislang nur schwach vertreten. Aus diesem Grunde hatte Buch auch darauf gepocht, dass die weitgehend auf NRW konzentrierte LEG vor dem Mega-Deal nicht von der DW übernommen wird.
Die LEG ihrerseits gab sich am Donnerstag selbstbewusst und kündigte an, ihre „erfolgreiche Wachstumsstrategie“ nun eigenständig fortsetzen zu wollen. „Unsere Strategie der regional fokussierten Expansion überzeugt“, sagte LEG-Chef Thomas Hegel. Der Konzern mit seinen 110.000 Wohnungen wolle „verlässlicher Partner von Mietern und Kommunen“ in NRW bleiben.