Hamburg. Nach dem Skandal um manipulierte Abgaswerte ergreift das Kraftfahrt-Bundesamt jetzt harte Maßnahmen: VW muss die betroffenen Autos zurückrufen.
- Kraftfahrt-Bundesamt ordnet Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen des VW-Konzerns in Deutschland an
- Die von VW vorgeschlagene freiwillige Reparatur lehne die Behörde ab
- VW reagiert prompt und ruft alle betroffenen 8,5 Millionen Wagen in Europa zurück
Im Skandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte zwingt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) Volkswagen zum Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen. "Wir ordnen den Rückruf an", sagte ein Sprecher der Flensburger Behörde am Donnerstag. Die von VW vorgeschlagene freiwillige Reparatur lehne die Zulassungsbehörde ab. VW hatte dem KBA Anfang Oktober einen Plan dazu vorgelegt, die mit der Betrugssoftware ausgestatteten Fahrzeuge in Deutschland in Ordnung zu bringen.
Stunden nach der Anordnung aus Flensburg gab Volkswagen am späten Donnerstagnachmittag bekannt: Der Konzern ruft europaweit rund 8,5 Millionen Diesel-Fahrzeuge zurück – 2,4 Millionen davon entfallen auf Deutschland. Es ist der größte Rückruf in der Firmengeschichte.
Bisher war von weltweit 11 Millionen Dieselautos die Rede
Bisher war von weltweit insgesamt rund 11 Millionen betroffenen Dieseln die Rede gewesen, in denen die fragliche Software steckt. Unklar blieb dabei aber anfangs, ob das Manipulierungsprogramm auf allen Märkten arbeitet und ob Vorschriften dabei verletzt werden. Ungewiss war zudem, ob überall ein Rückruf die Folge sein muss. Das KBA wertet die VW-Software als "unzulässige Abschalteinrichtung". Das sehen die Behörden in den USA ähnlich, wo der Skandal begonnen hatte.
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VW-Vorstandschef Matthias Müller schrieb am Donnerstag in einem Brief an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dass die KBA-Entscheidung nun "eine Möglichkeit eröffnet, für die Europäische Union ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen in allen Mitgliedsstaaten zu erreichen". Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover vor. Müller sicherte den betroffenen Kunden darin Transparenz zu. VW werde "hart daran arbeiten, Vertrauen wieder herzustellen".
Die Rückrufaktion sei für jeden Halter verpflichtend, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin. Die betroffenen Dieselfahrzeuge müssen alle ausnahmslos zur Nachbesserung in die Werkstatt. Auch der behördlich angeordnete Weg in die Werkstatt werde sich bis weit ins Jahr 2016 ziehen. Für konkretere Aussagen zum Zeitplan sei es noch zu früh, da viele technische Details der Nachbesserung in den Werkstätten noch zu klären seien. Die betroffenen Autofahrer müssen nicht aktiv werden, sie bekommen demnächst Post. In den Schreiben wird das weitere Vorgehen erklärt.
KBA-Chef weist Vorwürfe zurück
KBA-Chef Ekhard Zinke hatte Vorwürfe, seine Behörde sei in Teilen mitverantwortlich für den Abgas-Skandal, zurückgewiesen. Sie habe von den Manipulationen bei Millionen Dieselwagen nichts wissen können. Es liefen inzwischen auch Tests anderer Modelle.
Volkswagen hatte zugegeben, in den USA Diesel-Emissionswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Weltweit sind bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit diesem Computerprogramm unterwegs. Ob und wie weit es auch in anderen Ländern unerlaubt eingreift, wird noch untersucht. (rtr/dpa)