Essen. . Um rund 60 Prozent haben RWE-Aktien an Wert verloren - in nur einem Jahr. Experten warnen: Der Konzern droht mittelfristig aus dem Dax zu rutschen.

Dem Essener Energiekonzern RWE droht nach Einschätzung von Experten ein Abstieg aus dem Deutschen Aktienindex (Dax). „Der Abstieg von RWE ist noch nicht akut, aber es darf auch nicht mehr viel passieren“, sagte der Index-Experte der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Streich.

„Der Niedergang der RWE-Aktie ist schon beängstigend“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), unserer Redaktion. „Gerade zuletzt waren die Bewegungen nach unten nochmals besonders heftig.“ Dauerhaft müsse sich der RWE-Kurs wieder stabiler zeigen, „da sonst der Dax-Ausstieg wahrscheinlicher wird“. Fondsmanager Thomas Deser von Union Investment erklärte, kurzfristig sei für RWE das Risiko, aus dem wichtigsten deutschen Aktienindex zu fallen, sehr gering. Denn der nächste reguläre Überprüfungstermin für den Börsenindex sei erst in einem Jahr. „Für einen früheren, außerordentlichen Austausch wäre ein weiterer markanter Kursverfall nötig.“

60 Prozent Wertverlust in einem Jahr

2008 kostete eine RWE-Aktie fast 100 Euro, zuletzt näherte sich der Wert der 10-Euro-Marke. Innerhalb eines Jahres ist der Kurs der RWE-Aktien um rund 60 Prozent gefallen.

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Am Freitag treffen sich die Aufsichtsräte des Energiekonzerns, um über die Lage zu beraten. Bei dem Treffen dürfte auch über den künftigen Aufsichtsratschef gesprochen werden. Vertreter von Kommunen und Gewerkschaften machen sich für den früheren Bundeswirtschaftsminister Werner Müller stark. Favorit des amtierenden RWE-Aufsichtsratschefs Manfred Schneider soll der frühere SAP-Finanzchef Werner Brandt sein.

Keine Hoffnung auf Kapitalspritze aus Arabien

Hoffnungen auf eine direkte Kapitalspritze eines arabischen Investors muss RWE begraben. „Das Thema Kapitalbeteiligung verfolgen wir nicht weiter“, so RWE. Es gebe aber weiter Gespräche, in denen Möglichkeiten für gemeinsame Projekte in der Region Naher Osten und Nordafrika ausgelotet würden.

Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IG BCE, sieht die Politik gefordert. „Die erneuerbaren Energien werden immer noch sehr hoch subventioniert“, sagte er der WAZ. „In der Zwischenzeit verlieren die großen Energiekonzerne an der Börse rasant an Wert.“ Dies sei „sehr bedenklich, zumal der Staat gleichzeitig die Verantwortung der Unternehmen für den Rückbau und Endlagerung der Kernenergie thematisiert“.