Münster. . Die Zinsflaute setzt auch die LBS unter Druck. In der Verwaltung ist ein massiver Stellenabbau geplant. Viele Kundencenter stehen auf der Kippe.
Wie ein weißer Ozeanriese ankert das Zentralgebäude der Landesbausparkasse unweit des idyllischen Aasees am Rande der Münsteraner Innenstadt. Es scheint, als wolle der trutzig-elegante Bau aus dem Entwurfsbüro des früheren WestLB-Hausarchitekten Harald Deilmann keinen Zweifel aufkommen lassen, wo in diesem Land das Geld versammelt ist: bei den Banken. Doch hinter der Fassade der LBS West, die nach dem Niedergang der WestLB alleiniger Hausherr des weitläufigen Prachtbaus mit der vielsagenden Postadresse Himmelreichallee 40 ist, schlagen die Wellen der Veränderung hoch.
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40 Millionen Euro – ein Viertel seiner Verwaltungskosten – will der Marktführer der NRW-Bausparkassen jährlich einsparen. In der Zentrale soll die Zahl der Abteilungen halbiert werden. Von den derzeit 650 Vollzeitkräften im Innendienst werden im Rahmen des „Zukunftsprogramms LBS 2020“ über Altersfluktuation 100 Stellen abgebaut. Ein „ganz großer Ruck“ werde da durchs Haus gehen, sagt LBS-Chef Jörg Münning. „Nicht einfach in der Dimension, aber machbar.“
Zinsflaute erzwingt Sparkurs
Wie andere Finanzinstitute kommt auch die Westdeutsche Landesbausparkasse angesichts der anhaltenden Zinsflaute um einen radikalen Sparkurs also nicht mehr herum. Und das, obwohl das Institut mit über 3700 abgeschlossenen Kundenverträgen pro Jahr und Mitarbeiter nach eigenen Angaben die effektivste aller Bausparkassen in Deutschland ist.
Neben den fürs Publikum kaum spürbaren „Anpassungen“ im Innendienst und in der Verwaltung trifft das Sparprogramm besonders die öffentlichkeitswirksame Präsenz der Bausparkasse in den Kommunen. Zahlreiche der landesweit 192 LBS-Kundencenter sollen ihre bisherigen Standorte in den Innenstädten und Vororten räumen. Die betroffenen LBS-Berater beziehen künftig Schreibtische in den örtlichen Sparkassen. „Wir rücken näher an die Sparkassen heran“, so LBS-Chef Münning.
Zahlreiche Filialen werden schließen
Eine naheliegende Strategie, weil die LBS West 2002 von den Sparkassen aus der inzwischen aufgelösten WestLB herausgelöst wurde und seitdem eine hundertprozentige Tochter der beiden NRW-Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen-Lippe ist. Außerdem, so Münning, seien LBS-Kunden ohnehin zu 75 Prozent Sparkassenkunden. Dass die Präsenz der LBS-Berater in der Sparkassenhalle die Kunden anderer Banken abschreckt, glaubt der LBS-Chef nicht.
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Wie viele der Filialen in welchen Städten und Gemeinden genau verschwinden werden, darüber wollten die LBS-Manager am Dienstag keine Auskunft geben. Die künftige Verteilung der Standorte werde derzeit überprüft. Treffen könnte es besonders Kundencenter in Laufnähe einer Sparkasse. Abhängig ist der Prozess auch von der Dauer der Mietverträge, die die LBS in der Regel selbst abschließt, um die Ladenlokale dann ihren selbstständigen Handelsvertretern vor Ort zur Verfügung zu stellen. Nach Informationen dieser Zeitung stehen etwa in Essen fünf der sieben Geschäftsstellen zur Disposition.
Konzentrationsprozess
Schon bis zum Frühjahr 2016 soll hingegen das neue Vertriebsnetz stehen, das die Außendienstgebiete drastisch reduziert. 55 der bisher 110 auf Provisionsbasis arbeitenden Gebietsleiter werden dann nicht mehr gebraucht. Ihnen werden Vertragsänderungen angeboten. Niemand verliere seinen Job, versicherte Jörg Münning. An der Gesamtzahl der 800 Außendienstmitarbeiter soll sich nichts ändern.
Der LBS-Chef nährte auch Spekulationen über einen weiteren Konzentrationsprozess der neun Landesbausparkassen in Deutschland. „Wir stellen die LBS West so auf, dass wir alleine durchkommen und ziehen nicht übers Land auf der Suche nach Fusionsmöglichkeiten“, sagte Münning. Bei einer Anfrage „würden wir uns damit jedoch befassen.“ Erst 2014 hatte die LBS West die kleine Landesbausparkasse Bremen übernommen.