Frankfurt/Main. . Der Pilotenstreik bei der Lufthansa darf weitergehen. Arbeitsgerichte in Frankfurt und Köln wiesen Anträge der Airline zurück. 1000 Flüge am Mittwoch gestrichen.
Die Lufthansa muss wegen des Streiks der Piloten am Mittwoch 1000 der 1520 geplanten Flüge streichen. Betroffen seien insgesamt 140.000 Passagiere, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat für Mittwoch zum Streik auf Kurz- und Mittelstrecken aus Deutschland heraus aufgerufen. Am Dienstag wurden Langstreckenflüge bestreikt.
Trotz der Arbeitsniederlegung der Piloten werde die Lufthansa mehr als 500 Kurz- und Mittelstreckenflüge anbieten. Flüge von Germanwings, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines seien nicht betroffen und operierten planmäßig. Auch auf Langstrecken werde es am Mittwoch noch zu Flugausfällen kommen, räumte die Fluggesellschaft ein. 52 der 176 geplanten Flüge müssten wegen des Streiks annulliert werden.
Mit Blick auf die NRW-Flughäfen: Am Flughafen Düsseldorf wird am Mittwoch nur etwa jede sechste Lufthansa-Maschine planmäßig starten oder landen. 26 von 31 Maschinen fallen dann auf den Kurz- und Mittelstrecken aus. Aus dem Flugplan des Köln-Bonner Airports werden 14 von 20 Verbindungen von und nach München gestrichen.
Arbeitsgericht weist Lufthansa-Antrag gegen Streik zurück
Der Versuch der Lufthansa, gerichtlich ein Ende des Streiks zu erzwingen, ist am Dienstagabend gescheiert: Die Piloten der Lufthansa dürfen weiterstreiken. Das entschied das Arbeitsgericht in Frankfurt in erster Instanz und wies damit einen entsprechenden Antrag der Fluggesellschaft ab. Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist auch nach Auffassung des Arbeitsgerichts Köln rechtens. Der Ausstand sei verhältnismäßig und verfolge auch keine unzulässigen Streikziele, urteilten die Kölner Arbeitsrichter am Dienstagabend.
Die Lufthansa will in Berufung gehen. Das Hessische Landesarbeitsamt als nächste Instanz setzte eine Verhandlung in Frankfurt für Mittwochvormittag um 10.30 Uhr an. Damit wird der Streik am selben Tag zunächst nicht mehr zu verhindern sein.
Vor den Arbeitsgerichten Frankfurt und Köln hatten Lufthansa-Vertreter am Dienstag Anträge auf einstweilige Verfügung gegen die Arbeitsniederlegung eingereicht. Die Lufthansa klagt zudem gegen die Gewerkschaft Cockpit auf Schadenersatz: Wegen eines aus Sicht der Lufthansa unrechtmäßigen Streiks sei 2014 ein Schaden von rund 60 Millionen Euro entstanden. Die Piloten wollen ihren Streik indes fortsetzen. Nach den Langstreckenflügen wollen sie sich am Mittwoch Kurz- und Mittelstrecken vornehmen. Weitere Arbeitsniederlegungen sind laut Cockpit jederzeit möglich.
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Die Gewerkschaft belaste "die Kunden des Unternehmens erneut in unzumutbarer Art und Weise", warf die Lufthansa den Piloten vor. Da es derzeit offenbar nicht möglich sei, in konstruktive Verhandlungen einzutreten, habe sich der Konzern zu den Klagen entschlossen. Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens appellierte angesichts des seit Monaten andauernden Tarifstreits auch direkt an die Piloten, jetzt ihrer persönlichen Verantwortung gerecht zu werden. Zu den im Konzern geltenden Tarifbedingungen will die Lufthansa aber keine Piloten mehr einstellen. Grund sei "mangelnde Wettbewerbsfähigkeit".
Mehr als 20.000 Flugreisende von Streik am Dienstag betroffen
Die Piloten befanden sich seit Dienstagmorgen erneut im Streik, es ist die 13. Arbeitsniederlegung in eineinhalb Jahren. Ziel des Ausstands war die Langstrecke - 84 Flüge wurden gestrichen. Am größten Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt blieb es bis mittags ruhig. Schlangen vor den Umbuchungsschaltern bildeten sich nicht. Über 20.000 Reisende waren von den Ausfällen betroffen. Streiks bei Langstreckenflügen sind besonders schmerzhaft für die Lufthansa, treffen sie doch den lukrativsten Teil des Fluggeschäfts. In diesem Jahr ging der Lufthansa wegen der Streiks bereits 100 Millionen Euro Gewinn verloren. Ohne die Kosten des Streiks erwartet Lufthansa-Chef Carsten Spohr bislang einen Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro.
Vergangene Woche waren Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten nach langwierigen Verhandlungen gescheitert. Grund für das Aus war Cockpit zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau von Eurowings aber überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen. Cockpit hatte erklärt, die Gewerkschaft habe Lufthansa in den Verhandlungen rund 500 Millionen Euro Einsparungen angeboten. Trotzdem seien diese gescheitert.
Am Mittwoch rücken nun Kurz- und Mittelstreckenflüge in den Fokus. Die Tochter Germanwings sei aber nicht betroffen. Germanwings-Flüge fänden planmäßig statt, betonte die Gesellschaft. Über die anderen Lufthansa-Flüge musste auch das Arbeitsgericht Frankfurt entscheiden. Ein Beschluss wurde am Abend erwartet. (rtr/mit dpa)