Berlin. . Wegen der Konkurrenz von Fernbussen und Billigfliegern will die Deutsche Bahn Änderungen im Fernverkehr umsetzen und Kunden zurückgewinnen.

Die Deutsche Bahn will ihr Angebot im Fernverkehr auch mit Geld aus den Bundesländern verbessern - dagegen laufen nun vier private Wettbewerber Sturm. Die Konkurrenten kritisieren in einem Brief an die Landesverkehrsminister die Pläne als unfaire "öffentliche Ko-Finanzierung".

Konkret geht es darum: Die Deutsche Bahn verhandelt mit mehreren Bundesländern darüber, dass Kunden ausgewählte zuschlagspflichtige IC-Strecken auch mit Nahverkehrsfahrkarten nutzen können. Die Differenz zwischen InterCity- und Nahverkehrstarif sollen demnach die Länder dem Konzern erstatten. Zuvor hatte das "Handelsblatt" (Montag) darüber berichtet.

Private Bahn-Anbieter warnen vor Rückfall in Bundesbahnzeiten

In dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, warnen die Bahn-Konkurrenten vor Wettbewerbsverzerrung. Es handele sich um eine "Rolle rückwärts" in Richtung der alten Bundesbahn", schrieben die Privatanbieter Abellio, Benex, Netinera und Transdev. Bei einer Umsetzung drohten "schwerwiegende negative Auswirkungen" auf den Nahverkehrsmarkt. Die Länder müssten auch aus finanziellem Eigeninteresse dem Vorhaben "eine definitive Absage" erteilen. Die Deutsche Bahn wies die Vorwürfe zurück.

Ein Konzernsprecher betonte: "Es handelt sich keinesfalls um eine Subvention, sondern um Ausgleichszahlungen für die Anerkennung von Nahverkehrstickets in IC-Zügen." Das Konzept werde "seit längerer Zeit" praktiziert, etwa auf der Strecke von Bremen über Oldenburg nach Norddeich. Eine gleiche Lösung werde es künftig auch auf der Verbindung Stuttgart-Singen-Zürich geben, sagte der Sprecher zur Deutschen Presse-Agentur. Infrage kämen Strecken, auf denen Nah- und Fernverkehrszüge in etwa gleich schnell unterwegs seien.

Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek begrüßte den Bahn-Vorschlag. Davon würden Städte und Fahrgäste profitieren, sagte der SPD-Politiker dem "Handelsblatt". Zugleich forderte er vom Bund zusätzliche 300 Millionen Euro Förderung für den Regionalverkehr. Ansonsten könnten die Länder das Angebot der Bahn nicht annehmen.

Die Deutsche Bahn hatte im März angesichts der wachsenden Konkurrenz von Fernbussen und Billigfliegern eine Offensive im Fernverkehr angekündigt. So will das Unternehmen unter anderem seine Fernzüge in mehr Städten halten lassen, Sparpreise bis kurz vor Abfahrt und kostenloses Drahtlos-Internet (WLAN) anbieten. (dpa)