München/Düsseldorf. . Angesichts Tausender Flüchtlinge in Deutschland will auch die Wirtschaft den Mund aufmachen gegen Fremdenfeindlichkeit, ohne Angst um den Aktienkurs.

Deutsche Top-Manager haben mehr Engagement für Flüchtlinge angekündigt. "Wir können nicht so tun, als ginge es uns nichts an, wenn ertrunkene Kinder an die Küsten des Mittelmeeres gespült werden und verzweifelte Menschen durch Europa ziehen, auf der Suche nach einer friedlichen Zukunftsperspektive", sagte der Chef des Essener Chemiekonzerns Evonik, Klaus Engel, dem "Handelsblatt" (Montag). Porsche-Boss Matthias Müller sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) auf die Frage, wie die Industrie praktisch helfen könne: "Mit neuen Arbeitsplätzen!"

In Deutschland gebe es etwa Hunderttausend offene Stellen, sagte der Post-Vorstandsvorsitze Frank Appel. Er forderte im "Handelsblatt", den Flüchtlingen rasch Arbeitsbewilligungen auszustellen, damit Unternehmen das Potenzial der Migranten nutzen könnten.

Daimler-Chef will Flüchtlingen Jobs anbieten

Daimler-Chef Dieter Zetsche kündigte an, unter den Flüchtlingen nach Arbeitskräften zu suchen. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir in den Aufnahmezentren die Flüchtlinge über Möglichkeiten und Voraussetzungen informieren, in Deutschland oder bei Daimler Arbeit zu finden", sagte Zetsche der "Bild am Sonntag". "Die meisten Flüchtlinge sind jung, gut ausgebildet und hoch motiviert. Genau solche Leute suchen wir doch."

Flüchtlinge in Deutschland Er fügte hinzu: "Sie können uns - ähnlich wie vor Jahrzehnten die Gastarbeiter - helfen, unseren Wohlstand zu erhalten bzw. zu vermehren. Deutschland kann doch die freien Arbeitsplätze gar nicht mehr allein mit Deutschen besetzen." Im August waren 2,8 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job. Das war zugleich die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem August seit 1991.

Der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, forderte mehr Sprachunterricht für Asylbewerber. Deutschkenntnisse seien "Voraussetzung für Ausbildung und Beschäftigung".

Porsche-Chef fordert Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit

Müller forderte die Topmanager außerdem zu klaren Worten gegen Fremdenfeindlichkeit auf. "Es ist an der Zeit, dass Wirtschaftslenker zu bestimmten Dingen ihre Meinung sagen. Wir müssen uns Extremismus entgegenstellen und Haltung zeigen", sagte er. Die Industrie dürfe sich nicht aus Angst um den Aktienkurs oder vor persönlichen Angriffen zurückhalten. "Das darf die Wirtschaft nicht, wir sind schließlich Teil der Gesellschaft."

Hilfe für Flüchtlinge: Die Nacht in 31 Bildern

Der Bahnhofs-Tunnel am Samstagabend gegen 23 Uhr: Helfer packen zu.
Der Bahnhofs-Tunnel am Samstagabend gegen 23 Uhr: Helfer packen zu. © Peter Bandermann
Vorsortierte Textilien liegen im Bahnhofs-Tunnel auf Tischen für die Weiterverarbeitung bereit.
Vorsortierte Textilien liegen im Bahnhofs-Tunnel auf Tischen für die Weiterverarbeitung bereit. © Peter Bandermann
Am späten Samstagabend strömen immer mehr Helfer in den Hauptbahnhof. Gut 300 Unterstützer waren zeitgloeich im Einsatz.
Am späten Samstagabend strömen immer mehr Helfer in den Hauptbahnhof. Gut 300 Unterstützer waren zeitgloeich im Einsatz. © Peter Bandermann
"Da geht's lang": Die Flüchtlings-Unterstützer arbeiteten mit einem guten Plan. © Peter Bandermann
Als hätten sie es zigmal geübt: Die Flüchtlings-Helfer lieferten und sortierten Schlafsäcke, Decken, Schuhe, Kleidung und Lebensmittel.
Als hätten sie es zigmal geübt: Die Flüchtlings-Helfer lieferten und sortierten Schlafsäcke, Decken, Schuhe, Kleidung und Lebensmittel. © Peter Bandermann
Kurden feierten im Bahnhof eine Party, weil Nazis festsaßen.
Kurden feierten im Bahnhof eine Party, weil Nazis festsaßen. © Peter Bandermann
Das Ende einer Menschenkette: Die Feuerwehr übernimmt die Sachspenden der über 300 freiwiilligen Helfer, um Textilien und Schuhe ins Dietrich-Keuning-Haus bringen zu können.
Das Ende einer Menschenkette: Die Feuerwehr übernimmt die Sachspenden der über 300 freiwiilligen Helfer, um Textilien und Schuhe ins Dietrich-Keuning-Haus bringen zu können. © Peter Bandermann
Helfer transportieren Lebensmittel zur Feuerwehr. Sie verteilt die Spenden an die Flüchtlinge. Nach Mitternachts heißt es:
Helfer transportieren Lebensmittel zur Feuerwehr. Sie verteilt die Spenden an die Flüchtlinge. Nach Mitternachts heißt es: "Wir haben genug". © Peter Bandermann
Das Deutsche Rote Kreuz steht bereit: Die Flüchtlinge erhalten im Dietrich-Keuning-Haus in der Nordstadt Essen, Getränke und medizinische Hilfe.
Das Deutsche Rote Kreuz steht bereit: Die Flüchtlinge erhalten im Dietrich-Keuning-Haus in der Nordstadt Essen, Getränke und medizinische Hilfe. © Peter Bandermann
Flüchtlings-Unterstützer produzieren am Nordausgang des Bahnhofs schnell noch ein Transparent.
Flüchtlings-Unterstützer produzieren am Nordausgang des Bahnhofs schnell noch ein Transparent. © Peter Bandermann
"Echte Liebe": Eine vollgepackte BVB-Tüte inmitten der vielen Lebensmittelspenden. © Peter Bandermann
Feuerwehr und freiwlllige Helfer verladen Sachspenden.
Feuerwehr und freiwlllige Helfer verladen Sachspenden. © Peter Bandermann
Hand in Hand arbeiteten die vielen Helfer zusammen.
Hand in Hand arbeiteten die vielen Helfer zusammen. © Peter Bandermann
Gegen 1.45 Uhr drängte die Polizei etwa 30 Neonazis vom Bahnhofs-Vorplatz auf die Katharinenstraße.
Gegen 1.45 Uhr drängte die Polizei etwa 30 Neonazis vom Bahnhofs-Vorplatz auf die Katharinenstraße. © Peter Bandermann
Helfer sortieren Lebensmittel und Wasser.
Helfer sortieren Lebensmittel und Wasser. © Peter Bandermann
Gegen 1.30 Uhr riegelt die Polizei den Bahnhof ab. Aggressive Neonazis störten in dem Bereich.
Gegen 1.30 Uhr riegelt die Polizei den Bahnhof ab. Aggressive Neonazis störten in dem Bereich. © Peter Bandermann
Während Nazis vor dem Bahnhof standen, stieg die Zahl der Helfer und Spenden immer weiter an.
Während Nazis vor dem Bahnhof standen, stieg die Zahl der Helfer und Spenden immer weiter an. © Peter Bandermann
Auch um 4.30 Uhr morgens sind die Helfer noch damit beschäftigt, die Lebensmittel zu verpacken und ins Keuning-Haus zu transportieren.
Auch um 4.30 Uhr morgens sind die Helfer noch damit beschäftigt, die Lebensmittel zu verpacken und ins Keuning-Haus zu transportieren. © Peter Bandermann
Bahnhofs-Szene an einem Sonntagmorgen: Ein Passant schreitet an Transparenten vorbei, die für Flüchtlinge aufgehängt worden sind.
Bahnhofs-Szene an einem Sonntagmorgen: Ein Passant schreitet an Transparenten vorbei, die für Flüchtlinge aufgehängt worden sind. © Peter Bandermann
"Herzlich willkommen" steht hier in arabischer Schrift auf diesem Transaprent im Bahnhof. © Peter Bandermann
Ein Bild aus der Vorhalle des Bahnhofs, nachdem die Nazis abgezogen sind.
Ein Bild aus der Vorhalle des Bahnhofs, nachdem die Nazis abgezogen sind. © Peter Bandermann
Polizisten bilden im Hauptbahnhof eine Kette: Hinter ihnen sind 30 Neonazis abgezogen, um mit dem Zug den Bereich zu verlassen.
Polizisten bilden im Hauptbahnhof eine Kette: Hinter ihnen sind 30 Neonazis abgezogen, um mit dem Zug den Bereich zu verlassen. © Peter Bandermann
Im Bahnhof kam es zu Auseinandersetzungen. Auch Inventar musste darunter leiden.
Im Bahnhof kam es zu Auseinandersetzungen. Auch Inventar musste darunter leiden. © Peter Bandermann
Hinter diesen Polizisten stehen 30 Neonazis. Sie kommen wegen einer Blockade nicht weiter, blieben also länger im Bahnhof als eigentlich geplant.
Hinter diesen Polizisten stehen 30 Neonazis. Sie kommen wegen einer Blockade nicht weiter, blieben also länger im Bahnhof als eigentlich geplant. © Peter Bandermann
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Der Porsche-Chef wandte sich gegen die Unterscheidung zwischen politisch Verfolgten und Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen. "Ich wünsche jedem Menschen auf der Welt, dass er einmal am Tag warm essen und ruhig schlafen kann. Kein Mensch gibt doch freiwillig und leichten Herzens seine Heimat auf." Müller wünscht sich mehr Gespräche zwischen Politik und Wirtschaft, um der Flüchtlingskrise Herr zu werden. (dpa)

Ankunft der Flüchtlinge in Dortmund

Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen. © Oliver Schaper
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen. © Oliver Schaper
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen. © Oliver Schaper
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen. © Oliver Schaper
Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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Hunderte Flüchtlinge sind am Sonntagmorgen in Dortmund angekommen.
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