Berlin. . Weil die Ausgaben für Medikamente, Ärzte und Krankenhäuser steigen, wollen die Versicherungen 2016 die Zusatzbeiträge anheben. Die Höhe ist noch unklar.

Die deutsche Wirtschaft läuft gut, viele Beschäftigte verdienen mehr. Eigentlich sollten deshalb auch die Krankenkassen über ausreichende Mittel verfügen, weil ihre Einnahmen mit den Löhnen wachsen. Doch zumindest für einige Kassen scheint das Gegenteil zuzutreffen. Mit steigenden Beiträgen für die Mitglieder rechnet der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für das kommende Jahr.

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„Wir müssen uns zum Jahreswechsel leider auf steigende Zusatzbeiträge einstellen, denn für die Mehrausgaben für Kliniken, Ärzte und Medikamente reicht der gesetzliche Einheitsbeitragssatz nicht“, so Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Auch Jens Baas, Chef der Techniker-Krankenkasse (TK), sagte: „Die Gesundheitsversorgung wird auf breiter Front teurer.“ Im ersten Halbjahr 2015 habe die TK ein Minus von rund 55 Millionen Euro erwirtschaftet. Unklar ist allerdings, wie viele Kassen ihre Beiträge erhöhen wollen.

Der GKV-Spitzenverband wollte am Dienstag nicht bestätigen, dass das Defizit der gesetzlichen Kassen zwischen Januar und Juni 2015 etwa 500 Millionen Euro betragen habe. Ein Minus von 110 Millionen ist jedoch allein bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) aufgelaufen. Laut Bundesgesundheitsministerium haben die gesetzlichen Krankenversicherungen aber immer noch ein Polster von rund 25 Milliarden Euro.

Ein Tablette für 700 Euro

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Heute finanzieren sich die Kassen mit einem Durchschnittsbeitrag von 15,4 Prozent des Bruttolohns. 14,6 Prozent davon werden je zur Hälfte von den Arbeitnehmern und den Unternehmen bezahlt, bei denen sie beschäftigt sind. Durchschnittlich 0,8 Prozent müssen die Versicherten allein als Zusatzbeitrag tragen. Die Höhe legt unter anderem der Gesundheitsminister fest. Die Entscheidung für 2016 fällt im Herbst.

Beim Zusatzbeitrag können sich Kostensteigerungen zu Lasten der Versicherten niederschlagen. Jede Kasse entscheidet selbst, wie viel Geld sie ihren Mitgliedern tatsächlich abverlangt. Derzeit erheben elf von 123 Versicherungen Zusatzbeiträge, die über 0,9 Prozent liegen.

Wie die Techniker Krankenkasse erklärt, sind bei ihr im ersten Halbjahr 2015 die Kosten für Ärzte um 2,2 Prozent, für Krankenhäuser um 2,7 Prozent und für Arzneimittel um 6,4 Prozent gestiegen. Bei Medikamenten schlagen unter anderem neue, teure Mittel zu Buche – wie etwa das Präparat Sovaldi gegen Hepatitis C. Eine Tablette kostet 700 Euro, eine gesamte Behandlung rund 100.000 Euro.

Ruf nach mehr Kontrolle

Um derartige Kosten zu drücken, forderte der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Rolf Rosenbrock, dass die Pharmafirmen ab dem Tag der Zulassung ihres Medikamentes nur Preise verlangen dürfen, die sie mit den Krankenkassen ausgehandelt haben. Heute gilt der Verhandlungspreis erst nach einem Jahr. In den ersten 12 Monaten können die Produzenten dagegen in Rechnung stellen, was sie wollen.

Außerdem solle der Zusatzbeitrag abgeschafft werden, so Rosenbrock. Er müsse wieder gleichmäßig auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgeteilt werden.