Essen. . Drei Start-Ups berichten, wie es ihnen nach der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ erging. Alle profitierten – vor allem von der großen Öffentlichkeit.

Es ist eine besondere Situation: Kameras verfolgen jede Geste der Jungunternehmer. Vor ihnen sitzen fünf gestandene Business-Profis, die mit kritischem Blick die Geschäftsidee in ihre Einzelteile zerlegen. Im Nacken die Gewissheit, dass Millionen an den Bildschirmen zuschauen. Seit Dienstag läuft die zweite Staffel der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“, in der Gründer um eine Investition der fünf Jury-Mitglieder kämpfen. Drei Unternehmen aus Staffel eins berichten, wie es ihnen seit dem medienwirksamen Auftritt erging.

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Vorne weg: Auf einem guten Weg sind sie seitdem alle – mit oder ohne Investition der Löwen. „Sie haben uns nach der Ausstrahlung die Bude eingerannt“, berichtet Florian Hermann, Geschäftsführer des Bochumer Start-Ups Knüppelknifte. Hermann und Geschäftskollege Erik Schwarzer machten im Juni 2013 Stockbrot restauranttauglich. Sie entwarfen eine Tisch-Feuerstelle und Stöcke aus Edelstahl für das Lagerfeuererlebnis in der Stadt. Im Bochumer Bermudadreieck eröffneten sie ein Lokal. Die Resonanz war gut. Das Ziel: Expansion durch Lizenzvergabe.

Aus Werbezwecken zugesagt

„Zuerst waren wir skeptisch, ob wir mitmachen sollen. Wir hatten Angst, man könnte uns bei Fehlern negativ darstellen.“ Aber: „Aus Werbezwecken haben wir zugesagt“, ist Hermann offen. „Der Deal war eher zweitrangig.“ Die Gründer boten eine Gewinnbeteiligung für 200 000 Euro an. Nach fünf Jahren sollte sich die Investition verdoppeln. Nicht lukrativ genug für die Löwen – das Gegenangebot jedoch nicht akzeptabel für die Pioniere. „Sie wollten, dass wir Stockbrote wie im Imbiss verkaufen.“ Am Ende hieß es: No Deal.

Geschenkt. „Nach der Ausstrahlung brach unsere Internetseite zusammen, 450 Reservierungen gingen ein, 25 Gastronomen wollten mit uns ins Geschäft kommen.“ Drei Lizenzverträge wurden bislang vergeben. Der eigene Laden geschlossen, um sich ganz dem Lizenzgeschäft zu widmen. Heute wird in Bochum, Essen und auf Sylt Brot über dem Feuer gebacken. Zwei bis drei weitere Partner sollen bis Ende 2015 folgen. Hermann ist sicher: „Wir hätten es auch so geschafft, aber niemals in dem Tempo.“ Seit Mitte 2014 schreibe das Start-Up schwarze Zahlen.

Kurz vor dem "Break-Even"

Kurz vorm „Break-Even“ stehe auch das Kölner Unternehmen Le Petit Raisin mit dem Vertrieb von Wein in kleinen Pet-Gläsern zum Mitnehmen, sagt Gründer Jonathan Goutkin. Ein halbes Jahr nach der Firmengründung nahm er an der Sendung teil, bei ihm kam es zur Einigung . Jedoch kam der Deal später nicht zustande, in beidseitigem Einverständnis. „Nach dem Handschlag alles genauer zu durchleuchten, ist richtig“, sagt Goutkin. Man könne in der Show als Gründer ja viel erzählen. Aber auch ohne Investment der Löwen schreibt er große Teile des Erfolgs der Sendung zu. „21 Minuten Sendezeit sind doch unbezahlbar.“

Andere Investoren wurden aufmerksam. „Mit zwei sind wir zusammengekommen. Knapp eine Millionen Euro für 29 Prozent des Unternehmens“ – der Durchbruch. Jetzt vertreiben 150 Händler in Deutschland den Wein-to-go. In sieben weiteren europäischen Ländern sei man auch am Markt. „Wir haben in den letzten fünf Monaten 400 000 Gläser verkauft.“ Vor der Show? Eine Bestellung pro Woche.

Wachstum wichtiger als Gewinn

Auf einem guten Weg sind auch Florian Spathelf und Florian Metz mit der Spielzeugkiste in Berlin. Gegen eine monatliche Rate können Eltern Spielzeuge immer wieder tauschen – so die Idee 2012. Zwei Investoren ließen sich überzeugen. Frank Thelen und Jochen Schweizer investierten 300 000 Euro für 11 Prozent Firmenanteile. Nach der Sendung sei das Geschäft „zehn Mal so schnell wie vorher“ gewachsen, sagt Spathelf und spricht von bis zu 1000 Neukunden im Monat. In drei Jahren sollen es 150 000 sein. Dafür wird vor allem ins Marketing investiert und das Erreichen der Gewinnschwelle vorerst außer Acht gelassen.

Gründung leicht gemacht? Das Vox-Format zeigt einen winzigen Teil der Gründerszene. 2014 wagten laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn 309 900 Gründer den Schritt in die gewerbliche Selbstständigkeit – 348 100 Unternehmen machten dicht.