Frankfurt/Main. Lufthansa dreht an der Preisschraube. Nach dem Vorbild der Billigflieger sollen Kunden zusätzliche Leistungen jetzt extra bezahlen.

Die Passagiere der Lufthansa müssen sich an ein neues Preissystem gewöhnen. Nach dem Vorbild von Billigfliegern wie Ryanair enthält das günstigste Ticket für Lufthansa-Flüge in Europa ab dem 1. Oktober nicht mehr die Leistung, einen Koffer kostenlos aufzugeben.

Wer nur mit Handgepäck reist, zahlt künftig 10 Euro weniger als bislang. Andere Tickets werden hingegen im Vergleich zum aktuellen Niveau teurer. Die neuen Tarife "Light", "Classic" und "Flex" sind mit ihren abgestuften Service-Paketen ab Dienstag für jeden Sitz in der Economy-Klasse buchbar, wie die Lufthansa am Montag mitteilte.

Handgepäck, Verpflegung und Sitzplatz bleiben enthalten

In allen Tarifen sind Handgepäck, Verpflegung, ein fest zugeteilter Sitzplatz und Prämien-Meilen enthalten. Wer einen Koffer aufgeben will, muss diese Leistung entweder im Light-Tarif zubuchen oder gleich den Classic-Tarif wählen, der am ehesten dem bisherigen Angebot entspricht. Auch weitere Zusatzleistungen sind noch nach dem Ticketkauf zubuchbar. Unverändert bleibt laut Lufthansa der Einstiegspreis von 399 Euro in der Business-Klasse, deren Tickets künftig komplett kostenfrei umgebucht oder storniert werden können.

Die Tarife im Überblick:

Light

Mit einem Einstiegspreis von 89 Euro für Hin- und Rückflug ist das Ticket 10 Euro billiger als der bislang günstigste Preis. Nur Handgepäck ist erlaubt. Laut Lufthansa reisen rund ein Drittel der Passagiere ohnehin so. Light-Tickets können nicht umgebucht werden.

Classic

Dieser Tarif ist mit 129 Euro Einstiegspreis deutlich teurer als das bislang günstigste Ticket. Er beinhaltet laut Lufthansa zusätzlich zu Light eine Reservierung des Sitzplatzes bei Buchung und wie bislang schon ein aufzugebendes Gepäckstück. Die Umbuchung auf einen anderen Termin ist gegen eine Gebühr von 65 Euro möglich.

Flex

Ab 199 Euro gibt es den kostenfrei umbuchbaren Flex-Tarif. Gegen Gebühr kann man sich den Flugpreis auch erstatten lassen. Zu den auch in den günstigeren Tarifen gewährten Meilengutschriften kommt noch ein Meilen-Bonus von 50 Prozent.

Business

Ab einem Einstiegspreis von 399 Euro sind auch künftig Business-Tickets erhältlich. Mit ihnen darf man zwei Gepäckstücke aufgeben, die Lounges nutzen, bekommt eine richtige Mahlzeit und einen freien Platz neben sich sowie weitere Annehmlichkeiten. Neu ist die Möglichkeit, ausnahmslos jedes Business-Ticket kostenlos umzubuchen oder zu stornieren.

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Lufthansa führt das bei konkurrierenden Fluggesellschaften bereits übliche System gemeinsam mit der Tochter Austrian Airlines ein. Andere Konzerngesellschaften wie Swiss, Brussels Airlines und Germanwings haben ähnliche Preismodelle schon seit längerer Zeit. Der günstigere Einstiegspreis soll auch dazu führen, dass Lufthansa-Flüge bei Internet-Suchmaschinen weiter oben stehen. "Ich gehe davon aus, dass das neue Tarifsystem auch den Online-Verkauf stimulieren wird", hatte Vertriebschef Jens Bischof der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.

Die günstigsten Preise gelten demnächst aber nur noch bei Buchungen über die konzerneigenen Vertriebskanäle. Tickets, die über ein globales Reservierungssystem (GDS) gebucht werden, will Lufthansa ab dem 1. September mit einer Extra-Gebühr von 16 Euro belegen. Bislang werden rund 70 Prozent der Lufthansa-Flüge über GDS gebucht, die stark von Reisebüros und Internet-Portalen genutzt werden. In der Branche gibt es starken Protest gegen den Gebührenplan.

Im Vergleich zu klassischen Fluggesellschaften wie Lufthansa punkten Billigfluglinien wie Ryanair und Easyjet mit deutlich geringeren Betriebskosten und jagten mit den dadurch möglichen niedrigeren Ticketpreisen den einstigen Platzhirschen bislang Fluggäste ab. Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni steigerte Ryanair die Zahl der Passagiere um 16 Prozent auf 28 Millionen. Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 1,65 Milliarden Euro zu. Dank gesunkener Treibstoffpreise sprang der Gewinn sogar um ein Viertel auf 245 Millionen Euro nach oben. Vorstandschef Michael O'Leary will im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März die Zahl der Fluggäste auf 103 Millionen nach oben treiben und annähernd 970 Millionen Euro Gewinn erreichen. (dpa)