Bonn/Berlin. Verdi kündigt Woche drei im Post-Streik an, viele Briefe und Pakete sind liegengeblieben. Freiwillige sollen nun am Sonntag beim Verteilen helfen.

Die Streiks bei der Deutschen Post gehen in die dritte Woche. Die Gewerkschaft Verdi kündigte am Samstag an, den unbefristeten Arbeitskampf fortzusetzen. Bundesweit hätten gut 25 000 Tarifkräfte bisher die Arbeit niedergelegt. Das Unternehmen rief Mitarbeiter und Aushilfskräfte auf, am Sonntag liegengebliebene Briefe und Pakete in einer bundesweiten Aktion zuzustellen. Die SPD zeigte sich bei einem Konvent in Berlin solidarisch mit den Streikenden und erhob Vorwürfe gegen die Deutsche Post.

Wie viele Menschen sich in welchen Niederlassungen an der sonntäglichen Aktion beteiligen werden, könne die Post aber erst am Montag sagen, erklärte eine Sprecherin. Es würden zwar trotz des Ausstands rund 80 Prozent der Briefe und Pakete pünktlich zugestellt. Weil man den Service aber auch in Streikzeiten möglichst hochhalten wolle, plane die Post die Sonderaktion am Sonntag. Zur Bezahlung der Freiwilligen sagte die Sprecherin lediglich: "Wir werden uns selbstverständlich an alle rechtlichen Regelungen halten."

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Eine vom SPD-Konvent beschlossene Resolution mahnte in Richtung Deutsche-Post-Spitze, es dürfe nicht zu der "beabsichtigten Flucht aus tarifvertraglichen Vereinbarungen und der Mitbestimmung" kommen. Der Streik richte sich gegen die vom Post-Vorstand "begonnene Auslagerung von tausenden Arbeitsplätzen im Paketzustellbereich", heißt es in einer Mitteilung. "Sie stellt einen Bruch von vertraglichen Zusagen dar, für die die Beschäftigten zuvor Zugeständnisse gemacht hatten", kritisierte der SPD-Konvent. Die Post solle mit Verdi über eine konstruktive Lösung verhandeln. Geltende Vereinbarungen und Mitbestimmung müssten geachtet werden.

Mit dem seit 8. Juni dauernden Arbeitskampf will die Gewerkschaft vor allem erreichen, dass die 49 regionalen Gesellschaften mit geringerer Bezahlung im Paketgeschäft wieder in den regulären Haustarif aufgenommen werden. Im Gegenzug hatte sie einen moderaten Gehaltsabschluss angeboten. Das Angebot lehnt die Post aber ab und verweist auch darauf, dass man den Lohnkostenabstand zu den konkurrenten ausgleichen müsse.

Verdi berichtet von "chaotischen" Zuständen

Wie sehr sich nicht zugestellte Briefe und Pakete inzwischen stapeln, ist unklar. Verdi hatte jüngst von teilweise "chaotischen" Zuständen in einigen Zustellpunkten berichtet. Wegen der unterschiedlichen regionalen Streikbeteiligung seien die Verzögerungen bei der Zustellung vom Umfang her uneinheitlich. Laut Post ist insgesamt nur ein Fünftel der Sendungen von Verzögerungen betroffen. (dpa)