Banff. . Die „Hudson’s Bay Company“ hat sich in Kanada neu erfunden und nun Ähnliches mit dem deutschen Kaufhof vor. Ortsbesuch in den Rocky Mountains.

Es ist ein warmer Sommertag in den kanadischen Rocky Mountains. Im Fremdenverkehrsort Banff geht es geschäftig zu: Tausende Touristen flanieren über die Hauptstraße Banff Avenue. Viele stoppen dabei an dem markanten Haus mit der Nummer 125. In dem Flachbau betreibt die Hudson’s Bay Company eines ihrer 90 Warenhäuser in Kanada. Auf dem Dach weht eine rote Flagge mit dem britischen Union Jack. Auf der hölzernen Fassade prangt das historische Firmenwappen: Es zeigt Biber, Hirsche und einen Fuchs. Daneben steht: „Gegründet 1670“.

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Auf die Tradition ist man stolz bei „The Bay“, wie die Kaufhauskette in Kanada genannt wird. Schließlich ist der Einzelhändler, der jetzt die Kaufhof-Häuser übernommen hat, das älteste Unternehmen in Nordamerika. Einst dominierte es den Pelzhandel und verwaltete den Großteil des kanadischen Territoriums. Heute gehört es zur Identität des Landes wie das Ahornblatt oder der rot uniformierte Polizist.

Neue Eigenmarke mit großem Erfolg

„Wann immer ich Banff besuche, schaue ich auch bei The Bay vorbei“, sagt die Kanadierin Sara Gibson, „das gehört zum Urlaub dazu.“ Besonders angetan haben es ihr die Produkte mit den grün-weiß-rot-gelb-blauen Streifen, den Traditionsfarben des Unternehmens, die in Kanada jeder kennt.

Auch in der Filiale in Banff ist die ikonische Eigenmarke nicht zu übersehen. Gleich rechts nach dem Haupteingang stapeln sich auf Tischen fein zusammengelegte Wolldecken, Handtücher, Schals mit dem Design wie aus den Pioniertagen. Sogar ein gestreiftes Kanu aus Holz wird angeboten, dazu eine Pelzmütze vom Rotfuchs.

Ein paar Schritte weiter findet der Käufer rote Sportklamotten und Accessoires mit dem Ahornblatt. Seit 2006 stattet The Bay die kanadischen Olympiateams aus, die neue Eigenmarke hat großen Erfolg. Es gibt kaum einen Kanadier, der nicht eines dieser Produkte im Kleiderschrank hängen hat.

Tradition als Garant für den Erfolg

Doch auch international bekannte Marken des gehobenen Mittelklasse-Segments gibt es in der zweistöckigen Filiale zu kaufen, etwa die Modemarken Levi’s, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein. Dazu Schmuck, Uhren, Parfüms, Kosmetik, Reisetaschen, Süßigkeiten. Die größeren Häuser in Vancouver, Edmonton, Montréal oder Toronto bieten dazu auch Möbel, Küchengeräte, Teppiche, alles un­ter einem Dach. Viele städtische Häuser sind in den historischen Gebäuden der Pelzhandelsgesellschaft untergebracht, was ihnen ein typisches Flair verleiht.

Doch nicht immer war Tradition allein ein Garant des Erfolges. Noch vor ein paar Jahren galt The Bay in Kanada als ein sterbender Gigant und hatte bei vielen jüngeren Kanadiern ein eher verstaubtes Image. Wie so viele Warenhäuser litt auch The Bay unter dem Online-Handel und drohte den Generationswechsel zu verschlafen.

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Seit der Amerikaner Richard Baker 2008 das Ruder übernahm, geht es wieder aufwärts. Baker verpasste der Marke ein jüngeres und frischeres Erscheinungsbild, gewann neue Kunden, ohne die Tradition aufzugeben. 2012 brachte der Immobilienmanager HBC an die Börse von Toronto.

Zielstrebig baute Baker das Luxussegment aus, warb neue Marken an und stärkte den Eigennamen. Die Billigkette Zeller’s verkaufte er, den Erlös investierte er in die Modernisierung der wichtigsten Warenhäuser. Allein der „Flag­ship Store“ Vancouver wurde mit 40 Millionen Dollar aufgemöbelt.

Konzern auf breitere Basis gestellt

Die Neuausrichtung gelang. „Das Rebranding hat sich bezahlt gemacht“, schrieb kürzlich die Tageszeitung Globe and Mail. Die Umsätze steigen seit Jahren wieder, 2014 kehrte das Unternehmen mit einem Vorsteuergewinn von umgerechnet 160 Millionen Euro auch in die Gewinnzone zurück.

Zur Strategie Bakers gehört es auch, das Unternehmen auf breitere Basis zu stellen. 2013 kaufte Baker den US-Luxushändler Saks Fifth Avenue hinzu, jetzt Kaufhof. Im Zuge des Deals soll die US-Marke auch in die deutschen Filialen integriert werden, heißt es. Personalkosten sollen vorwiegend in den USA eingespart werden.

Viele Experten in Kanada halten die Kaufhof-Übernahme für ein riskantes Manöver, trauen es Baker aber zu. Für treue Kunden wie Sara Gibson soll sich erstmal nichts ändern. Wie zu hören ist, will HBC aber testen, ob manche Marke aus dem Kaufhof auch in Kanada funktioniert – und umgekehrt.