Essen. Apple könnte gelingen, was anderen verwehrt blieb: mit einem Streaming-Dienst Geld zu verdienen. Dabei kann Apple Music kaum mehr als die Konkurrenz.
Eine Branche in Aufruhr: Mit seinem zu Wochenbeginn angekündigten Angebot hat Apple die Konkurrenz überrascht. Wieder einmal will der US-Konzern einen Markt aufrollen. Die Angst der Mitbewerber ist berechtigt. Mit seinem neuen Streaming-Dienst Apple Music könnte den Kaliforniern gelingen, was der Konkurrenz bislang verwehrt blieb: mit der Musik-Flatrate aus dem Internet richtig Geld zu verdienen. Dafür spricht allein schon die Zahl der Apple-Geräte, die weltweit in Benutzung sind.
Was kann Apple Music, was die Konkurrenz nicht kann?
Eigentlich gar nicht so viel mehr. Auch Apple erweitert sein Musikangebot, das es bislang nur song- und albumweise zu kaufen gibt, jetzt um ein Abomodell. Der Preis orientiert sich dabei an der Konkurrenz. 9,99 Dollar soll Apple Music im Monat kosten statt bislang 1,29 Euro pro Song. Der Euro-Preis wird vermutlich auch bei 9,99 liegen. Bislang hüllt sich Apple dazu aber noch in Schweigen.
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Um die Nutzer zu ködern, lockt der Konzern sie mit drei Monaten kostenloser Mitgliedschaft. Musikexperten erstellen sogenannte Playlists, die Nutzer mit neuer Musik bestimmter Genres versorgen. So soll es den Hörern leichter fallen, ähnliche Songs zu finden, die ihrem Musikgeschmack entsprechen. Und noch etwas dürfte der Konkurrenz sauer aufstoßen: Ein Familientarif für 14,99. So kommen bis zu sechs Personen in den Genuss von Apple Music.
Was hat es mit Beats 1 auf sich?
So nennt Apple seinen neuen Internet-Radiodienst. Apple verspricht neueste Musik, Interviews und Neuigkeiten rund um die Künstler. Beats 1 soll zum Start in 100 Ländern verfügbar sein. Ein DJ-Team stellt die Musik zusammen, die überall auf der Welt zu hören sein soll. Natürlich werden auch diese Inhalte gestreamt, also nicht erst heruntergeladen, sondern über eine bestehende Internetverbindung auf Handy, Tablet oder PC gesendet.
Wie empfängt man Apple Music?
Apple integriert den neuen Service in sein Betriebssystem. Um den Streaming-Dienst nutzen zu können, muss man beim Start von Apple Music das System aktualisieren. Am PC oder Mac wird eine neue Version von der Software iTunes fällig. Im Herbst dieses Jahres will Apple auch für Nutzer von Android-Geräten eine App nachlegen.
Wer sind die größten Konkurrenten von Apple Music?
Marktführer zurzeit ist Spotify. Die Schweden haben 60 Millionen Kunden, die regelmäßig Musik über das Netzwerk streamen. Allerdings zahlt nur ein Viertel der Kunden dafür, der Rest nutzt den kostenlosen Zugang, nimmt dafür allerdings Werbung in Kauf. Der Premium-Zugang ohne Werbe-Einblendungen kostet 9,99 Euro. Auf das Apple-Angebot reagierte Spotify-Chef Daniel Ek mit einem „Oh ok“ im sozialen Netzwerk Twitter und brachte so seine Überraschung zum Ausdruck. Später löschte der Manager seine Nachricht wieder.
Napster, früher vor allem als Plattform für illegale Musik-Downloads bekannt, streamt für 9,95 Euro im Monat auf Computer, Fernseher und Handy. Die Variante nur für den Computer-Browser kostet 7,95 Euro.
Google nennt seinen Streamingdienst „Play Music All-inclusive“. Der kostet 9,99 Euro und funktioniert mit iOS und Android.
Der französische Dienst Deezer steht in über 180 Ländern zur Verfügung und listet über 35 Millionen Songs. Deezer zählt zurzeit 16 Millionen aktive Nutzer, sechs Millionen davon zahlen regelmäßig. Der Preis? 9,99 Euro natürlich. Es gibt aber auch eine Kostenlos-Variante.
Wird Apple mit seinem Streaming-Dienst Erfolg haben?
Der US-Konzern zählt bislang rund 800 Millionen Kunden-Kontos, die meisten Nutzer sollen sich mit ihrer Kreditkarte bei Apple registriert haben. Damit dürfte der Konzern vom Start weg größter Musik-Streaming-Anbieter der Welt werden – vorausgesetzt, nur ein Zehntel der Apple-Nutzer entscheiden sich für ein Abo bei Apple Music. Und noch ein Vorteil: Apple muss mit seinem Angebot kein Geld verdienen. Der Konzern ist hoch profitabel. Das Angebot ist also nicht zum Erfolg verdammt.
Das ist bei der Konkurrenz ganz anders. Spotify beispielsweise machte im vergangenen Jahr noch fast 200 Millionen Euro Verlust. Trotzdem wird das schwedische Unternehmen mit rund acht Milliarden Euro bewertet. Das zeigt, welches Potenzial in den Streaming-Diensten schlummert.