Düsseldorf. In Düsseldorf dürfen Obdachlose vor Aldi-Filialen keine “FiftyFifty“-Zeitungen mehr verkaufen. Zeitungsgründer zeigt für das Verbot kein Verständnis.

Vor vielen Supermärkten stehen Obdachlose, die sich durch den Verkauf von Straßenzeitungen ein paar Euro verdienen möchten. Manche Passanten ignorieren sie, andere kaufen regelmäßig oder haben ein paar warme Worte für die Bedürftigen. Vor den Filialen des Discounters Aldi Süd in Düsseldorf werden in Zukunft keine Verkäufer mehr anzutreffen sein. Das Mülheimer Unternehmen entzog dem "Asphalt e.V.", der den Verkauf der Straßenzeitung "fiftyfifty" in der Region organisiert, die Genehmigung.

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Aldi begründet den Schritt damit, dass sich wiederholt Kunden durch aggressives Auftreten der Verkäufer belästigt gefühlt hätten. "Uns ist bewusst, dass das Fehlverhalten einzelner nicht verallgemeinert werden kann", sagt Sprecherin Kirsten Geß, "jedoch müssen wir die Belästigung von Kunden in jedem Fall ausschließen."

Aldi sah sich zum Verbot gezwungen

Es habe mehrere Gesprächstermine mit den Vertretern von "fiftyfifty" gegeben, in denen Aldi auf bestehende Schwierigkeiten hingewiesen habe. Da es auch nach den Gesprächen immer wieder Verstöße gegen getroffene Vereinbarungen gegeben habe, sah sich Aldi nun zum Verbot gezwungen Vorwürfe verschiedener Medien, dass das Unternehmen sich schlicht am Anblick der Armut störe, weist die Sprecherin zurück.

Kein Verständnis für die Entscheidung des Discounters hat Hubert Ostendorf, Chefredakteur und Geschäftsführer des Straßenblatts: "Wird sind auf alle Forderungen Aldis eingegangen." So verfüge jeder Verkäufer über einen fälschungssicheren Ausweis mit Hologramm, welcher den gemeinnützigen Verein viel Geld gekostet habe.

"FiftyFifty"-Verkäufer werden regelmäßig geschult

Zudem liegen Aldi Listen vor, denen zu entnehmen ist, welcher Verkäufer zu welcher Uhrzeit an welcher Fililale steht. "Leider sagt Aldi uns nicht, an welcher Stelle es zu Problemen gekommen sein soll", beklagt Ostendorf. Anhand der Dokumente sei es kein Problem, den Namen des Beschuldigten zu ermitteln und diesen mit den Vorwürfen zu konfrontieren.

Jedoch ist sich Ostendorf sicher, dass keiner seiner Verkäufer Grund für Beschwerden geliefert hat. "Unsere Leute werden regelmäßig geschult und wissen genau, welche Regeln sie zu befolgen haben", erklärt der 54-Jährige. So sei es "FiftyFifty"-Vertretern verboten, sich Einkaufenden in den Weg zu stellen. Sie sollen diesen auch kein Gespräch aufdrängen, sondern allenfalls freundlich grüßen.

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Falsche Verkäufer könnten Grund für den Ärger sein

Aus Ostendorfs Sicht sind das Problem Betrüger, die sich fälschlicherweise als "FiftyFifty"-Verkäufer ausgeben. Es seien vor allem Armutszuwanderer aus Osteuropa, die ein Exemplar der Straßenzeitung kaufen, nur um sich dann selbst damit hinzustellen. "Sie nutzen diesen falschen Deckmantel, um aggressiv zu betteln", erklärt Ostendorf.

Trotz des Ärgers hofft Ostendorf, dass Aldi sich gesprächsbereit zeigt und man gemeinsam zu einer Lösung kommt, damit die etwa 50 betroffenen "fiftyfifty"-Verkäufer an ihren angestammten Platz zurückkehren dürfen. "Aldi sammelt momentan in der Öffentlichkeit nicht gerade Pluspunkte", findet Ostendorf, dem bereits zahlreiche positive Zuschriften von Lesern vorliegen. "Viele Leute bedauern das Fehlen der Verkäufer. Wenn Aldi sich wirklich nach den Kundenwünschen richtet, kann es das nicht ignorieren."