Essen . Die Stadt Essen und die Sozialverbände haben sich auf einen Standort geeinigt, wohin die Szene vom Willy-Brandt-Platz verdrängt werden soll.

Die Trinker- und Drogenszene wird schon bald am Willy-Brandt-Platz in Essen nicht mehr geduldet. Stadt und Sozialverbände haben offenbar einen ihrer Ansicht nach geeigneten Alternativ-Standort ausgeguckt, wohin die Szene verdrängt werden soll: einige hundert Meter weiter zwischen Hauptbahnhof und Ibis-Hotel. Dort lag einst die Caritas-Suppenküche. Offiziell will noch niemand bestätigen, dass es auf diesen neuen Treffpunkt hinauslaufen wird. „Im Grunde aber bleibt keine andere Alternative“, sagt ein Beteiligter.

Fraglich ist freilich, ob die Szene den neuen Standort annimmt. Begeistert werden viele nicht sein, denn der neue Treffpunkt ist abgelegener als der jetzige. Bei der Suchthilfe schwingt deshalb auch Skepsis mit: „Die Zielgruppe will lieber mitten im Leben sein. Dort, wo richtig was los ist“, sagt Bärbel Marrziniak, Geschäftsführerin der Suchthilfe.

Urinal, Bänke und Mülleimer am neuen Standort

Dennoch ist der neue Trinker-Treff noch recht zentral gelegen, vor allem weiter in der Nähe vom Hauptbahnhof, wo sich die Szene im Discounter mit Nachschub versorgt. Wichtig für die Hilfsorganisationen: Auch sie – ob die Suchthilfe in der Hoffnungstraße oder die Diakonie in der Maxstraße – sind von dort aus weiter gut für Betroffene zu erreichen.

Der Standort soll mit einem Urinal, Bänken und Mülleimern ausgestattet werden. Parallel arbeiten die Sozialverbände gemeinsam mit der Stadt derzeit an einem Betreuungskonzept. Der städtische Sozialdezernent Peter Renzel geht davon aus, dass es in einigen Wochen vorliegt. Aus Sicht der Suchthilfe wäre es wichtig, dass sie wieder in den Stoßzeiten regelmäßig mit Straßensozialarbeitern vor Ort sein könnte. Sie will so auch die Süchtigen erreichen, die bislang nicht das Hilfsangebot an der Hoffnungstraße nutzen.

Polizei und Ordnungsamt müssen einen langen Atem beweisen

Wenn dies alles steht, dann rückt die Ordnungsmacht an – allerdings mit einer gewissen Vorwarnzeit. Polizei und Ordnungsamt haben sich dem Vernehmen nach bereits über ihr gemeinsames Vorgehen abgestimmt. Ihnen ist klar: Sie müssen konsequent vorgehen und einen langen Atem beweisen. Sonst wird die Szene zum Willy-Brandt-Platz zurückkehren. Das haben die Erfahrungen in den vergangenen Monaten gezeigt. Wenn das Ordnungsamt durchgriff und regelmäßig Platzverweise aussprach, nahm die Szene ab. Als die Zügel wieder lockerer waren, kam sie wieder.

In der Politik stößt der neue Trinkertreff durchaus auf Wohlwollen: „Wir sind davon überzeugt, durch eine Verlagerung der Szene weg vom Willy-Brandt-Platz den Gewerbetreibenden und den Besuchern unserer Innenstadt einen großen Gefallen zu tun“, sagt Hans-Peter Schöneweiß, FDP-Fraktionschef.

Die CDU trägt die Sorge, dass sich lediglich der Problemstandort verlagert. „Wir müssen konsequent Spielregeln aufstellen und diese auch durchsetzen. Neben einer erfolgreichen Straßensozialarbeit der Sozialverbände muss deshalb das Ordnungsamt mit der Polizei und der Deutschen Bahn für Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit im Umfeld des Hauptbahnhofes und der Innenstadt sorgen.“