Essen. . Der Energiekonzern Eon zieht nach Essen. Bei der ersten Hauptversammlung seit Bekanntgabe der Pläne gab es Lob, aber auch viele skeptische Stimmen.
Windräder überall im Land, Solaranlagen auf vielen Dächern, die Kuppeln von Biogasanlagen in fast jedem Dorf, ein Minikraftwerk im Keller: Vor den Aktionären von Deutschlands größtem Energiekonzern skizzierte Eon-Chef Johannes Teyssen, wie sich heute schon die Energiewelt von morgen abzeichnet. Ähnliches gilt auch für Eon selbst. Die Hauptversammlung des alten Eon-Konzerns fand in unmittelbarer Nähe zur Firmenzentrale des neuen Unternehmens Eon statt. Von der Essener Grugahalle bis zum modernen Bürokomplex gegenüber der Messe sind es nur ein paar Minuten zu Fuß.
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Es war die erste Hauptversammlung von Eon seit der Bekanntgabe der radikalen Pläne zur Aufspaltung des Unternehmens. Wenige Tage vor dem Aktionärstreffen hatte Eon den Abschied aus Düsseldorf verkündet. Im Zuge der geplanten Zweiteilung wird Essen Heimat der zukunftsträchtigen Sparte für erneuerbare Energien. In der Landeshauptstadt bleibt der Sitz der abgespaltenen Kraftwerkstochterfirma namens Uniper.
Teyssen sprach von einem „tiefen Einschnitt“ für das Unternehmen, das im Jahr 2000 aus Veba (Düsseldorf) und Viag (München) entstanden ist. Eon reagiere damit auf eine „Revolution der Energiewelt“, die begonnen habe, „alles umzustürzen, was hundert Jahre als feste Gewissheit galt“. Eon verabschiedet sich damit auch von der Strategie des klassischen Versorgers, der von der Rohstoff-Förderung über die Stromerzeugung und den Transport bis zum Vertrieb alles abdeckt.
„Vom RWE-Turm wird man neidisch blicken“
Während es bei Eon eine „Revolution“ gebe, setze der Essener Rivale RWE „auf Evolution“ und stemme sich „in der alten Aufstellung mit rigiden Spar- und Effizienzmaßnahmen gegen den Niedergang“, analysierte Ingo Speich, Aktionärsvertreter von Union Investment. Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vermutete gar: „Vom RWE-Turm wird man neidisch auf diese Hauptversammlung blicken.“
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Von vielen Eon-Aktionären gab es Lob für den Neuanfang, zugleich wurde aber Skepsis laut. „Aus einem schwachen Unternehmen zwei starke machen? Da fehlt mir doch die Vorstellungskraft“, sagte Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Thomas Hechtfischer fragte: „Welche zentralen Probleme werden durch die Abspaltung gelöst?“ Dadurch, dass ein Kraftwerk in eine neue Gesellschaft wechsle, werde die Rentabilität der Anlage nicht höher.
Bleibende Unsicherheiten nach der Eon-Spaltung
Winfried Mathes von Deka Investment meldete Zweifel an, ob sich das alte Eon-Personal in der neuen Energie-Welt zurechtfinde. „Mehr frisches Blut im Management hätte gut getan“, so Mathes. Der bisherige Konzernchef Teyssen soll Eon auch künftig führen. Ingo Speich kritisierte, die Internationalisierung von Eon sei gescheitert. Der Rückzug aus Spanien, Portugal und Italien sei besiegelt, die Ausflüge nach Südeuropa und Brasilien hätten sich bitter gerächt. „Wer übernimmt dafür eigentlich die Verantwortung, Herr Teyssen?“, fragte Speich und fügte hinzu: „Wir hoffen, dass Sie bei der Führung der neuen Eon eine glücklichere Hand haben als bei der Führung der alten Eon, deren Tage jetzt gezählt sind.“
SdK-Vertreter Elsmann sieht Eon indes auch als „Spielball der Politik“. Unsicherheiten bleiben auch mit Blick auf die geplante Eon-Spaltung. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Rückstellungen für den Atomausstieg. Es ist umstritten, ob das Geld ausreicht. Kritiker unterstellen Eon, man wolle die Risiken loswerden. „Was passiert, wenn Ihnen die Politik noch einen Strich durch die Rechnung macht?“, wollte Speich wissen. „Ein Haftungsverbund für Atomrisiken, der zeitlich nicht befristet ist, würde den Sinn der Aufspaltung in Frage stellen.“