Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank will bis 2020 weitere 3,5 Milliarden Euro sparen. Dafür müssen auch die Kunden Opfer bringen: 200 Filialen sollen schließen.

Die von Anshu Jain und Jürgen Fitschen, den beiden Co-Chefs der Deutschen Bank, über Monate ausgearbeitete neue Strategie beruht vor allem auf drei Elementen: Schrumpfen, Sparen und Investieren in ausgewählte Geschäftsbereiche. Das größte deutsche Geldhaus wird sich fünf Jahre nach dem Kauf vermutlich über ei­nen neuen Börsengang von der Postbank trennen, 200 der rund 700 Deutsche-Bank-Filialen sollen geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut werden.

Über eine Größenordnung wollten sich Jain und Fitschen am Montag bei der Vorstellung der Strategie 2020 nicht äußern, dieser Prozess beginne erst jetzt. Insgesamt soll die Neuaufstellung der Bank 3,7 Milliarden Euro kosten, aber auch zu Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr führen. An der Börse reagierten Anleger enttäuscht: Der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie rutschte zeitweilig um mehr als fünf Prozent ab.

Neues Renditeziel: zehn Prozent

Die Rendite nach Steuern von derzeit bescheidenen 3,1 Prozent wollen Jain und Fitschen wieder auf rund zehn Prozent hochtreiben. Diese Erwartung liegt dann immer noch unter den zwölf Prozent Rendite, die bislang galten. Kern ist un­ter anderem die Trennung von der Postbank. Am Montag allerdings kaufte die Deutsche Bank erst einmal Postbank-Aktien für rund 215 Millionen Euro.

Damit erhöhte sie ihren Anteil von 94 auf knapp 97 Prozent. Dies ermöglicht ihr, die verbliebenen wenigen Aktionäre bis Ende des Jahres herauszudrängen und die Postbank insgesamt im nächsten Jahr mit einer ersten Tranche neu an die Börse zu bringen. Jain schließt aber weiter auch einen Komplettverkauf nicht aus.

Konzentration auf zahlungskräftige Kunden

Während für die Mitarbeiter der Postbank bis Juni 2017 ein Kündigungsschutz gilt, müssen sich die 45 400 Mitarbeiter der Deutschen Bank in Deutschland auf Einschnitte einstellen, vor allem im Filialgeschäft. Bis zu 200 der aktuell 700 Filialen sollen bis 2017 geschlossen werden. „In Teilen wird es schmerzhafte Veränderungen geben“, sagt Fitschen voraus. An der Präsenz in Deutschland soll aber nicht gerüttelt werden. „Nichts wäre dümmer als sich aus Deutschland zu verabschieden.

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Gerade dies macht unsere Bank weltweit zu etwas Besonderem“, betonte Fitschen. Andererseits wollen die beiden Bankchefs bis 2020 bis zu eine Milliarde Euro in die Digitalisierung des Bankgeschäfts investieren. Generell wollen sie sich stärker als bislang auf zahlungskräftige Kunden konzentrieren. Das gilt auch für die Geschäfte mit reichen Anlegern.

Global will die Deutsche Bank ih­re Präsenz straffen und sich auf die lukrativsten Standorte konzentrieren. Aus bis zu zehn Ländern wolle man sich zurückziehen, sagte Jain ohne Details zu nennen. Einschnitte soll es auch im Investmentbanking geben. Die Bank will bis 2020 unter anderem aus Rohstoffgeschäften aussteigen und sich nicht mehr mit langfristigen Derivaten befassen. Diese Verschlankung kostet allerdings rund 800 Millionen Euro.

Fitschen auf der Anklagebank

Nach Ansicht von Jain und Fitschen bleiben die nächsten beiden Jahre mit Blick auf Rechtsstreitigkeiten schwierig. 4,8 Milliarden Euro hat die Bank dafür zurückgestellt. „Wir wollen die negativen Schlagzeilen schnellstmöglich beenden“, betont Fitschen. Die internen Ermittlungen im Blick auf den Libor-Skandal seien noch nicht abgeschlossen.

Jürgen Fitschen selbst sitzt ab heute auf der Anklagebank. Vor dem Landgericht München beginnt der Strafprozess gegen ihn sowie vier ehemalige Top-Manager der Deutschen Bank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, vor vier Jahren in einem Prozess um milliardenschwere Schadenersatzforderungen für die Pleite des Medienkonzerns Kirch nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Die Ankläger sehen in ihrem Verhalten versuchten Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall.