Frankfurt/Düsseldorf. . Die Deutsche Bank trennt sich von ihrer Konzerntochter. Käufer könnten aus Frankreich oder Spanien kommen. Dieser Tage streiken die Beschäftigten.

Sieben Jahre nach dem Einstieg will sich die Deutsche Bank wieder von der Postbank trennen. Nach ihrem Amtsantritt vor knapp drei Jahren machen die Konzernchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen damit ei­ne wichtige Entscheidung aus der Zeit ihres Vorgängers Josef Ackermann rückgängig. Für die Kunden dürfte sich zunächst einmal nichts ändern. Bei den Mitarbeitern herrscht Verunsicherung.

Was wurde beschlossen?

Die Deutsche Bank will ihren Anteil an der Postbank von 94,1 Prozent mindestens unter 50 Prozent senken. Möglich sei ein Komplettverkauf oder der Verkauf von Aktienpaketen über die Börse, hieß es. Auf diesem Weg könnte ein neuer Großaktionär die Kontrolle übernehmen. Als potenzielle Investoren gelten die französische Bank BNP Paribas und die spanische Santander. Auch chinesischen Finanzhäusern wird Interesse an der Postbank nachgesagt.

Wie ist der Schritt der Deutschen Bank zu bewerten?

Im Umfeld der Deutschen Bank ist von einem „Befreiungsschlag“ die Rede. Klar ist aber auch: Für den Frankfurter Konzern haben sich die Milliarden, die in das Bonner Tochterunternehmen investiert worden sind, letztlich nicht ausgezahlt. Auch eine radikale Veränderung – die Abspaltung des kompletten Privatkundengeschäfts – wurde bei der Deutschen Bank diskutiert. Der deutsche Branchenprimus hätte sich dann noch stärker auf das Investmentbanking konzentriert. Nun hält die Deutsche Bank am Modell einer Universalbank mit einem starken Heimatmarkt fest. Bei der Entscheidungsfindung habe auch das Thema „gesellschaftliche Akzeptanz“ eine Rolle gespielt, formulierte es Verdi.

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Was kommt auf die Mitarbeiter zu?

Die Postbank-Beschäftigten müssen sich auf neue Konzerneigentümer einstellen. Die Gewerkschaft Verdi äußerte sich verhalten optimistisch. Der Postbank werde mit dem Börsengang „eine neue Wachstumsperspektive erschlossen“, hieß es. Der nächste Schritt sei nun, „Beschäftigungssicherheit“ für die Mitarbeiter zu schaffen und „den Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen durchzusetzen“, betonte Verdi-Chef Frank Bsirske. Traditionell ist die Postbank in NRW stark. In Bonn befindet sich die Zentrale, wichtige Verwaltungsstandorte gibt es in Essen, Dortmund und Köln. Hinzu kommt ein dichtes Filialnetz. Weit über 5000 Beschäftigte zählt die Postbank in Nordrhein-Westfalen, darunter zahlreiche Beamte aus Bundespost-Zeiten.

Warum streiken die Postbank-Mitarbeiter?

Verhandlungen zum Thema Kündigungsschutz laufen bereits. Um Druck zu machen, hatte Verdi zu Streiks aufgerufen. Am Samstag war nach Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa jede zweite der rund 150 Filialen in NRW geschlossen. Auch am heutigen Montag müssen die Postbank-Kunden mit Beeinträchtigungen rechnen. In der Essener Innenstadt soll es eine Kundgebung der Beschäftigten geben. Der Dienstag soll für die Postbank-Mitarbeiter zunächst ein­mal ein „normaler Arbeitstag“ sein, sagte Verdi-Experte Roman Eberle. Es gebe aber bereits Pläne für weitere Streiks.

Wie geht es nun bei der Deutschen Bank weiter?

Details will die Führungsriege des Geldhauses am heutigen Montag nennen. Geplant ist eine Pressekonferenz in Frankfurt mit den Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain sowie Strategievorstand Stefan Krause. Die aktuellen Geschäftszahlen legte die Deutsche Bank überraschend schon am Sonntag auf den Tisch. Im ersten Quartal schrumpfte der Konzernüberschuss um 49 Prozent auf 559 Millionen Euro. Altlasten hinterlassen erneut tiefe Spuren in der Bilanz: Die Bank hatte bereits angekündigt, weitere 1,5 Milliarden Euro für juristische Niederlagen zurückzulegen.