Essen. 14.800 Mitarbeiter der Postbank kämpfen mit Streiks um ihren Kündigungsschutz. Freitag will die Konzernmutter Deutsche Bank über einen möglichen Verkauf entscheiden.

Mitten in der Woche der Entscheidung, die Klarheit über den möglichen Verkauf der Postbank bringen soll, haben Streiks in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begonnen. Wann der Arbeitskampf auf die 150 Filialen in NRW mit ihren mehr als 4000 Beschäftigten überschwappen wird, wollte die Gewerkschaft Verdi am Montag noch nicht mitteilen.

Seit Jahresbeginn laufen die Tarifverhandlungen bei der Postbank. Doch die Forderung nach fünf Prozent mehr Gehalt ist weit in den Hintergrund gerückt, nachdem die Konzernmutter Deutsche Bank vor einigen Wochen einen massiven Umbau des Unternehmens und den möglichen Verkauf der Postbank angekündigt hatte.

Kampf um Verlängerung des Kündigungsschutzes

Die Verlängerung des Kündigungsschutzes, den die rund 14.800 Postbank-Mitarbeiter seit mehr als 20 Jahre genießen, bekommt in diesen Zeiten der Unsicherheit jetzt eine noch größere Bedeutung. 94,8 Prozent der Verdi-Mitglieder sprachen sich deshalb für einen unbefristeten Streik bei der Postbank aus, nachdem das Unternehmen auch nach vier Verhandlungsrunden beim Kündigungsschutz kein Entgegenkommen signalisiert hatten.

Auch interessant

Dieser Absicherung kommt umso größere Bedeutung zu, weil die Zukunft der Postbank völlig offen ist. Wie Aufsichtsratskreise im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigten, ist für den kommenden Freitag eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats der Konzernmutter Deutsche Bank geplant. Bei dem Treffen dürfte die neue Strategie für das Gesamtunternehmen ebenso wie das Schicksal der Postbank auf der Tagesordnung stehen.

Die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen lassen zwei Varianten prüfen: Zum einen die Aufspaltung der Deutschen Bank in eine Unternehmer- und in eine Privatkundenbank, zu der auch die Postbank mit ihren 14 Millionen Kunden gehören würde. Zum anderen den Verkauf oder einen Börsengang der Postbank. Wie auch immer die Würfel fallen: Auf die Postbank-Mitarbeiter werden massive Veränderungen zukommen.

Auch chinesische Käufer im Gespräch

Die Spekulationen schießen ins Kraut. Das Bundesfinanzministerium wies am Montag Gerüchte zurück, es habe die Deutsche Bank aufgefordert, im Falle eines Verkaufs der Postbank einen europäischen Partner zu wählen. Eine Ministeriumssprecherin sagte, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble darüber informiert worden sei, „dass es verschiedene Überlegungen für die Postbank gibt“. Das Ministerium habe sich dazu aber „in keiner Weise“ positioniert.

Das „Handelsblatt“ meldet unter Berufung auf Finanzkreise, dass neben der spanischen Santander und der französischen BNP auch chinesische Banken als Käufer der Postbank in Betracht kämen. Santander ist bereits mit Filialen in Deutschland vertreten. Sollte sie zum Zuge kommen, wären die meisten Stellen und Filialen der Postbank bedroht, heißt es.

Aber auch in der Deutschen Bank selbst wächst die Unruhe. Nachdem der Branchenführer in den vergangenen 15 Jahren sein Filialnetz bereits von 1200 auf 740 reduziert hatte, könnten nach Medienberichten im Zuge der Neuausrichtung noch einmal bis zu 250 Geschäftsstellen vor der Schließung stehen.