Essen. Entgegen dem Bundestrend hat die Bahn in NRW immer mehr mit Vandalismus zu kämpfen. Dazu gehören Zerstörungen in den Zügen aber auch Graffitis.
Herausgerissene Sitze. Zerkratzte Scheiben. Zerstörte Aufzüge. Vandalismus auf dem 4000 Kilometer großen Streckennetz der Bahn in Nordrhein-Westfalen nimmt drastisch zu – und das völlig entgegen dem Bundestrend. Sicherheitschef Oliver Wisser nennt 2400 Fälle im letzten Jahr. Das sind 20 Prozent mehr als 2013. Geradezu dramatisch gestiegen ist auch die Zahl der Grafitti-Beschädigungen an Bahnanlagen und Zügen. 3800 waren es 2014 nach gerade 1500 im Jahr davor.
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Bei den Angriffen auf das Bahnpersonal selbst - meist sind Zugbegleiter und Securityleute die Opfer - ist der Anstieg enorm. Ein Plus von 40 Prozent auf 280. Das liegt deutlich über der Steigerungsrate von einem Viertel bundesweit. Viel verspricht sich das Staatsunternehmen jetzt davon, wenn es künftig erwischte Täter aussperrt. „Wer eine Gefahr für andere Menschen darstellt, erhält ein Hausverbot und einen Beförderungsausschluss“.
Mix aus Ruhrstrecke, Alkohol und austickenden „reisenden Fußball-Fans“
Das große Sorgenkind der 600 in NRW eingesetzten bahneigenen Sicherheitsleute und der Bundespolizei ist vielfach der Mix aus Ruhrstrecke, Alkohol und austickenden „reisenden Fußball-Fans“, sagen die Fachleute. Klassische „unruhige“ Bahnhöfe sind Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Bochum. Allerdings nennt Wisser auch Düsseldorf und Köln als Brennpunkte.
Beim wichtigen Thema Körperverletzung atmen er und seine Experten jedoch auch auf. Das Delikt kommt jetzt insgesamt seltener vor. Hier stellen sie einen Rückgang der Taten um acht Prozent auf immerhin noch 2500 fest und versprechen: Wir ruhen uns auf diesen Werten nicht aus“.
Deutsche Bahn rüstet Beobachtungsanlagen auf
Was das bedeutet? Die Bahn rüstet ihre Beobachtungsanlagen auf. Derzeit sind bundesweit 4600 Kameras auf 600 Bahnhöfen installiert. Jetzt werden 100 weitere Stationen mit 700 zusätzlichen Videokameras ausgestattet. Die Geräte zeichnen auf. Zugriff auf die Bilder hat die Bundespolizei. Wie viele und welche Bahnhöfe in NRW so sicherer gemacht werden sollen, ist derzeit noch nicht klar.
Ein „Schlachtfeld“ besonderer Art stellt der Metalldiebstahl dar. Seit einigen Jahren klauen organisierte Banden nicht nur Signalkabel, sondern ganze Schienenstränge. „Wir können uns die Nachteile, die unsere Kunden durch Ausfälle dadurch haben, nicht leisten“, sagt Wisser. Deshalb setzt die DB AG hier nicht nur eine künstliche DNA ein, um die gestohlenen Materialien für mögliche Käufer kenntlich und damit für die Diebe unverkäuflich zu machen.
Spezielle Einsatzteams tarnen und verbuddeln sich an Bahnstrecken
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„Wir haben unsere speziellen Einsatzteams in dem Bereich um 100 Prozent aufgestockt“. Die würden sich an den gefährdeten Strecken „tarnen und verbuddeln“ und seien so auf einem guten Weg, sagt der Sicherheitschef: Wurden im ganzen Jahr 2014 15 Täter auf frischer Tat ertappt, waren es in den ersten Monaten diesen Jahres bereits 25 Metalldiebe. Die Zahl der Vorfälle in diesem Bereich ist mit 350 gegenüber dem Vorjahr 2013 nahezu konstant geblieben, nachdem es davor schon teils drastische Rückgänge gegeben hatte.
„In den vergangenen Jahre haben wir stark in die Sicherheit investiert und es so geschafft, Bahnhöfe und Züge noch sicherer zu machen“, glaubt der Sicherheitschef sehr selbstbewusst. Die Bahn habe „eine bedeutend geringere Kriminalitätsbelastung als der sonstige öffentliche Raum“. (we)