Düsseldorf. Weil die Bahn ihre Anlagen mit DNA-Spray schützt und die Überwachung verstärkt hat, weichen die Kabelklauer offenbar aus. Während die Diebstähle entlang der Schiene sinken, steigen sie andernorts. Bis Ende Juli zählte das LKA 2138 Fälle von Metalldiebstahl, davon 272 schwere Diebstähle – entweder wog das Diebesgut mehr als zehn Tonnen oder hatte einen Wert von mehr als 10.000 Euro.
Vielleicht fährt der Zug jetzt häufiger nach Fahrplan, dafür aber ist unter Umständen das Telefon tot: Während die Deutsche Bahn Erfolge bei der Bekämpfung der Metalldiebstähle macht und im ersten Halbjahr 2013 einen Rückgang bei Fallzahlen und gestohlener Tonnage festzustellen hat, zählt das Landeskriminalamt (LKA) eine weitere Zunahme: Dort werden alle Metalldiebstähle registriert, die nicht auf Bahnterritorium verübt wurden.
Während die Bundespolizei, die für die Bahn zuständig ist, in NRW in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Diebstahlszahlen um rund 40 Prozent auf bislang 189 Diebstähle registriert, steigt die Zahl der registrierten Delikte andernorts weiter an.
In diesem Jahr wurden beim Landeskriminalamt außerhalb des Bahnbereichs bis Ende Juli im Schnitt 300 Metalldiebstähle pro Monat gezählt, im Vorjahr waren es im Schnitt weniger als 200 – ein Plus von gut einem Drittel.
Kupferrollen kommen in den Keller
Bis Ende Juli zählte das LKA 2138 Fälle von Metalldiebstahl, davon 272 schwere Diebstähle – entweder wog das Diebesgut mehr als zehn Tonnen oder hatte einen Wert von mehr als 10.000 Euro. Dafür muss man bei derzeitigen Weltmarktpreisen fast zwei Tonnen Kupfer bewegen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2012 zählten das LKA 2359 Fälle, darunter 385 schwere Diebstähle.
Bei der Bahn hingegen freut man sich über einen Rückgang. In diesem Jahr zählte man 189 Diebstähle, das ist eher weniger, wurden doch im Vorjahr mehr als 50 Diebstähle pro Monat (613 Fälle insgesamt) gezählt.
Die Bahn führt das auf den Erfolg ihrer Präventionsarbeit zurück: Kupferrollen werden jetzt im Keller gelagert statt zu ebener Erde. Mit Hubschraubern, Wärmebildkameras und verstärkten Streifen werden Bahnstrecken überwacht – und alle Mitarbeiter kennen den kurzen Draht zur Polizei. Auf diesem Weg meldeten sie Ende Juni Essen, dass Kabel bereitgelegt wurden zum Abtransport, die Bahnpolizei überwachte – und fasste in der Nacht darauf die Diebe. Vor allem aber erhofft man sich abschreckende Wirkung für die Diebe von der Markierung der Kupferkabel mit DNA: In die milchige Säure sind winzige Metallplättchen integriert mit einer Nummer drauf, die unter Schwarzlicht und Mikroskop zu funkeln beginnt wie Glitzerschminke . Zudem haftet sie gut an Händen und Kleidung. Das soll die Fahndung erleichtern und ermöglicht es dem ehrlichen Metallhändler die Ware abzulehnen.
Das Sprühen dient vor allem der Abschreckung
Die Bahnpolizei räumt ein, dass es bislang erst einen Fall gegeben hat, bei dem sich gestohlenes Metall anhand der DNA hat wiederfinden lassen. Das Sprühen dient der Abschreckung. Wenn Metall bei der Bahn schwierig zu stehlen ist, so die Hoffnung, bleiben die Langfinger weg. Nur legen sie die Hände nicht in den Schoß, sondern suchen andere Wege, um Altmetall zu versilbern.
Kein Wunder, dass mittlerweile auch die Deutsche Telekom, RWE und weitere Versorgungsunternehmen im von der Bahn initiierten Bündnis gegen Metalldiebstahl sind und womöglich bald ebenfalls publikumswirksam vorführen, wie auch Telefon- und Stromkabel aufwändig geschützt werden. Kann nur sein, dass dann die Dachrinne daheim fehlt. Denn, so die Erkenntnis des LKA: Die Diebstahlshäufigkeit steht und fällt mit dem Metallpreis. Und damit der sinkt, bräuchte es eine neue Weltwirtschaftskrise.