Berlin. Ein Top-Arbeitsmarkt, Verbraucher in Kauflaune und billiges Öl als kostenloses Konjunkturprogramm: In ihrem Frühjahrsgutachten sagen die Wirtschaftsforscher einen neuen Aufschwung voraus - und reden der großen Koalition ins Gewissen.
Die deutsche Wirtschaft bleibt auf der Überholspur: Trotz weltweiter Risiken sagen die führenden Konjunkturforscher für 2015 und 2016 einen kräftigen Aufschwung voraus. Die Unternehmen profitieren vom billigen Öl, konsumfreudigen Verbrauchern und mehr Exporten wegen des sehr schwachen Euro.
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In ihrem Frühjahrsgutachten hoben die Institute ihre Wachstumsprognose für 2015 deutlich von 1,2 auf 2,1 Prozent an. "Der niedrige Ölpreis lässt den Deutschen mehr Geld für den Konsum, der niedrige Euro schiebt die Exporte an", sagte der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser, in Berlin. Die Bundesregierung ist bislang vorsichtiger und sieht 2015 ein Plus von nur 1,5 Prozent.
Anstieg der Wirtschaftsleistung 2016 um 1,8 Prozent
Für das kommende Jahr erwarten die Institute, die im Auftrag der Bundesregierung ihre Schätzung erstellen, einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent. Stütze des Aufschwungs bleibe der private Konsum: Die Verbraucher würden wegen der niedrigeren Energiepreise sowie höherer Löhne und Gehälter mehr ausgeben.
Angesichts zu erwartender Milliardenüberschüsse des Staates fordern die Ökonomen die Regierungskoalition aus Union und SPD auf, eine Reform der Lohn- und Einkommensteuer anzupacken, um vor allem Bürger mit kleinem und mittlerem Verdienst zu entlasten.
2015 wird wieder ein Beschäftigungsrekord erwartet
Die Arbeitslosenquote soll von 6,7 Prozent (2014) auf 6,3 Prozent im laufenden Jahr und 2016 dann auf 5,9 Prozent sinken. Mit über 43 Millionen Erwerbstätigen sei 2015 wieder mit einem Beschäftigungsrekord zu rechnen.
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Allerdings sehen die Forscher auch einige Risiken, die den Aufschwung rasch eintrüben könnten. So seien die Folgen der erwarteten Zinsanhebung in den USA und der Wachstumsschwäche in China unklar.
Die Konflikte zwischen Russland und der Ukraine sowie im arabischen Raum könnten zudem jederzeit eskalieren, was wieder zu höheren Ölpreisen und Turbulenzen an den Finanzmärkten führen könnte. "Auch die sich erneut verschärfenden Finanzprobleme Griechenlands stellen ein erhebliches Risiko für die Konjunktur in Europa dar", hieß es. (dpa)