Ruhrgebiet. Kleine und mittlere Unternehmen aus dem Ruhrgebiet bilden das Schlusslicht, wenn es um Beantragung von Fördermitteln geht. Das ergab eine PwC-Studie.
Die Unternehmen leiden zunehmend unter dem Dschungel von Förderprogrammen und beklagen die langen Genehmigungsphasen. Dabei haben Forschung und Entwicklung auch im Mittelstand einen hohen Stellenwert, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC ergab. Allerdings hinken kleine und mittlere Firmen an Rhein und Ruhr hinterher: Sie geben im Schnitt nur zwölf Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Noch zurückhaltender ist nur Hamburg mit neun Prozent. Bundesweit sind es 15 Prozent, in der Hochburg Berlin/Brandenburg sogar 17 Prozent.
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„Verpassen wir im Ruhrgebiet gerade den Zug?“, fragt Lutz Granderath, PwC-Niederlassungsleiter in Essen. Er und sein Team haben sich im Rahmen der bundesweiten Umfrage insbesondere den Mittelstand in den 53 Städten, die zum Regionalverband Ruhr gehören, angeschaut. „Alle Unternehmen betonen, dass Forschung und Entwicklung für sie überlebenswichtig ist“, hebt Granderath das positive Ergebnis hervor. „Wir bewegen uns auf hohem Niveau. In unserer Region können wir aber noch einen Tacken zulegen“, meint er.
Nur 80 Prozent der Firmen stellen Förderanträge
Revier-Unternehmen investieren nicht nur etwas weniger in Forschung und Entwicklung als der Bundesdurchschnitt, sie stellen auch seltener Förderanträge. Der hiesigen Quote von 80 Prozent, die in den letzten drei Jahren Anträge gestellt hatten, stehen 92 Prozent im Bund entgegen. Damit bildet das Ruhrgebiet unter allen Regionen in Deutschland das Schlusslicht. Dabei scheint der Aufwand zu lohnen, Fördermittel zu beantragen. 90 Prozent der regionalen Firmen berichten, dass ihnen Mittel in der beantragten Höhe gewährt wurden. Bundesweit sind es nur 80 Prozent.
Die Unternehmen üben aber auch Kritik an der täglichen Praxis. Ihnen fällt es schwer, den Überblick über die mehr als 2000 nationalen und europäischen Fördertöpfe zu behalten. Der Essener PwC-Chef Granderath: „Die Mittelständler finden die Förderangebote verwirrend und wünschen sich die Schaffung einer zentralen Fördermittelstelle, die sie bei der Antragstellung an die Hand nehmen.“ 60 Prozent wenden sich aus diesem Grund an eine Industrie- und Handelskammer.
Unmut über lange Genehmigungszeiten
Unmut herrscht zudem über lange Genehmigungszeiten. 72 Prozent kritisieren, dass die Frist zwischen Antragstellung und Bewilligung für die Förderung oft so lang ist, dass die Mittelständler eine Vorfinanzierung brauchen.
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Abseits der praktischen Probleme liest Granderath aus der jüngsten Umfrage heraus, dass das Ruhrgebiet nach wie vor Aufholbedarf bei der Gründung junger Start-up-Unternehmen hat. „Die Region ist immer noch von Großkonzernen geprägt, die beachtliche Forschungs- und Entwicklungsabteilungen haben. In der Region fehlen die Garagen wie die von Microsoft-Gründer Bill Gates, die sich zu Weltmarktführern entwickeln.“
Hilfestellung bei der Zenit GmbH
Mittelständler werden im Förderdschungel nicht allein gelassen. Wer neue Geschäftspartner oder Kooperationspartner zur Beantragung von Fördermitteln sucht und Informationen über Programme benötigt, hat in Nordrhein-Westfalen einen zentralen Ansprechpartner: NRW.Europa heißt das Konsortium aus Zenit GmbH, NRW.Bank und NRW.International, das im Auftrag der EU und mit finanzieller Unterstützung von Land und NRW.Bank seit 2008 Anlaufstelle für die nordrhein-westfälische mittelständische ist.
Spezialist für den Bereich Förderberatung ist das Zentrum für Innovation und Technik Zenit in Mülheim: „Wir bieten strategische Unterstützung bei Innovations-, Forschungs- und Entwicklungsprojekten, helfen bei der Einschätzung von Projektideen für öffentliche Förderprogramme und unterstützen bei der Suche nach Kooperationspartnern“, so Geschäftsführer Herbert Rath.