Essen. Beim Essener Energieversorger RWE laufen die Verträge der Chefs von Aufsichtsrat und Vorstand bald aus – mitten in einer schweren Krise des Konzerns.
Es ist eine illustre Runde, die sich regelmäßig trifft, um den Essener Energiekonzern RWE zu kontrollieren. Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gehört dazu, Daimler-Chef Dieter Zetsche ebenso. Hinzu kommen die früheren Konzernchefs von Thyssen-Krupp und Hochtief, Ekkehard Schulz und Hans-Peter Keitel. Auch Verdi-Chef Frank Bsirske sowie Stadtoberhäupter wie Dagmar Mühlenfeld aus Mülheim und Ullrich Sierau aus Dortmund sind mit von der Partie. Kurzum: Es treffen vielerlei Interessen aufeinander.
An der Spitze des Aufsichtsrats steht seit 2009 der frühere Bayer-Chef Manfred Schneider. Sein Mandat endet mit der Hauptversammlung im kommenden Jahr. Der 76-Jährige suche auch schon nach einem Nachfolger, berichtet die „Rheinische Post“. Sein Favorit sei der ehemalige Hochtief-Chef Keitel. Bei den Kommunen, die mir rund 24 Prozent an RWE beteiligt sind, gebe es allerdings viel Sympathie für die Idee, den früheren Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, heute Chef der RAG-Stiftung, an die Spitze des RWE-Kontrollgremiums zu berufen. Bislang ist Müller nicht im Aufsichtsrat des Essener Energiekonzerns vertreten.
Eine Schlüsselrolle spielt Verdi-Chef Bsirske
Einer, der Werner Müller gut kennt, betont allerdings: „Er schaut sich das von der Tribüne an.“ Und im Umfeld von RWE heißt es ohnehin: „Das Spiel ist völlig offen.“ RWE gilt als hoch politischer Konzern, in dem auch bei Personalentscheidungen die Anliegen von Finanzinvestoren, Städten und Gemeinden sowie von zwei recht unterschiedlichen Gewerkschaften – Verdi und IG BCE – unter einen Hut gebracht werden müssen.
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Als stellvertretender Aufsichtsratschef dürfte der Verdi-Vorsitzende Bsirske eine Schlüsselrolle spielen, wenn es darum geht, einen Nachfolger für Schneider zu benennen. Als denkbar gilt auch, dass Schneiders Vertrag verlängert wird, um für personelle Kontinuität in schwierigen Zeiten zu sorgen. Schneider ist seit Dezember 1992 Aufsichtsratsmitglied – und der einst erfolgsverwöhnte Konzern steckt heute in einer tiefen Krise. Das Geschäftsmodell, Strom in Großkraftwerken zu erzeugen, wankt.
Terium hat Vertrag bis Sommer 2016
Auf Schneiders Tisch liegt auch die Frage, ob der Vertrag von RWE-Vorstandschef Peter Terium verlängert werden soll. Der Niederländer steht seit Mitte 2012 an der Spitze des Konzerns. In aller Regel wird in Dax-Konzernen ein Jahr vor Ablauf eines Chefvertrages entschieden, wie es weitergeht. Teriums Vertrag läuft bis Ende August 2016. Recht bald dürfte sich also klären, wer an der Spitze von Aufsichtsrat und Vorstand steht, um RWE aus der Krise zu führen.