Essen/Berlin. Nach den gescheiterten Verhandlungen mit der Bahn will die GDL am Mittwoch über ihr weiteres Vorgehen beraten. Ein mehrtägiger Streik ist möglich.
Bahnkunden müssen sich offenbar ab Mitte kommender Woche erneut auf einen mehrtägigen Streik der Lokführer einstellen. „Der nächste Streik wird sicher die Länge des letzten haben“, sagte der NRW-Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Sven Schmitte, unserer Redaktion.
Die GDL sandte der Bahn ein sogenanntes "Verhandlungsprotokoll" mit neun Punkten. Sie will nur auf dessen Grundlage weiterverhandeln und verlangt, dass die Bahn die Forderungen anerkennt - bis zur Sitzung der Tarifkommission am kommenden Mittwoch um 11 Uhr. Eine GDL-Sprecherin bestätigte dies.
Bei ihrem letzten Ausstand Anfang November hatten die Lokführer die Arbeit 110 Stunden am Stück niedergelegt, also nahezu vier Tage.
Gegenseitige Schuldzuweisung
Gewerkschaft und Bahn schoben sich anschließend gegenseitig die Schuld für den Abbruch der Gespräche zu. Am kommenden Mittwoch will die GDL über weitere Arbeitskampfmaßnahmen entscheiden. „Die Karnevalstage bleiben streikfrei“, erklärte GDL-Sprecher Schmitte. Seit Beginn des Tarifkonflikts im September hat die Lokführergewerkschaft bisher sechsmal zu Streiks aufgerufen.
Eine Bahn-Sprecherin sagte: "Die Deutsche Bahn hat keinerlei Verständnis für erneute Streikdrohungen und dafür keinen Anlass geliefert, im Gegenteil: Wir haben Kernforderungen der GDL wie zum Flächentarifvertrag erfüllt." Eine vernünftige Lösung könne es ausschließlich am Verhandlungstisch geben - und nicht durch unnötige Verunsicherung der Kunden und Mitarbeiter der Bahn. "Das Papier, von dem hier die Rede ist, werden wir bewerten, wenn es offiziell vorliegt", sagte die Sprecherin weiter.
Wenn das Papier nicht bis zur Sitzung der Tarifkommission von allen Seiten unterschrieben worden sei, "werden wir unseren Beschlussgremien die Fortsetzung der Streiks vorschlagen", schrieb Weselsky dem Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, Werner Bayreuther. Die Gewerkschaft könne einen Arbeitskampf binnen eines Tages organisieren. Demnach könnte schon am kommenden Wochenende der Bahnverkehr im ganzen Land erheblich gestört werden.
Der Konflikt dreht sich vordergründig um formale Fragen. Bisher gibt es nur einen Flächentarifvertrag für Lokführer; für andere Berufsgruppen hat die Bahn Haustarifverträge geschlossen. Die GDL hat schon durchgesetzt, dass künftig auch die Arbeitsbedingungen von Zugbegleitern und Disponenten mit einem Flächentarifvertrag geregelt werden. Sie verlangt dies auch für Lokrangierführer und will sie wie Lokführer einstufen - was den Betroffenen erhebliche Lohnzuwächse einbrächte und deshalb von der Bahn abgelehnt wird.
Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen mit der Bahn am Mittwoch für gescheitert erklärt. Sie begründete dies damit, dass der Konzern sie verpflichten wolle, sich Tarifverträgen der Konkurrenzgewerkschaft EVG unterzuordnen. (mit dpa)