Essen. . Trotz der Verschuldung des RWE-Konzerns fordern die kommunalen Aktionäre (VkA) eine stabile Dividende. VkA-Geschäftsführer Ernst Gerlach im Interview.
Der Essener Energiekonzern RWE sitzt auf einem Schuldenberg. Doch auch die Kommunen, die an RWE beteiligt sind, brauchen Geld. Ernst Gerlach, Geschäftsführer des Verbandes der kommunalen RWE-Aktionäre GmbH (VkA), spricht im Interview mit Ulf Meinke über dieses Dilemma.
Herr Gerlach, RWE will sich in Sachen Dividende künftig nicht mehr festlegen. Vor wenigen Wochen hat Vorstandschef Terium eine neue Dividendenpolitik angekündigt. War das Vorgehen mit den Kommunen als Großaktionär abgesprochen?
Gerlach: Nein. Es handelt sich um einen Vorschlag des Vorstands, den wir zunächst einmal zur Kenntnis genommen haben.
Der Aufsichtsrat mit Vertretern der kommunalen Aktionäre konnte nicht über die neue Dividendenformel abstimmen. Hätten die Kommunen mit Nein votiert?
Gerlach: Da ich nicht Mitglied des Aufsichtsrates der RWE AG bin, weiß ich das nicht. Für eine endgültige inhaltliche Positionierung müssen sicherlich noch zahlreiche „Für“ und „Wider“ abgewogen werden.
Nicht die generelle Dividendenformel, sondern der konkrete Dividendenvorschlag des Vorstands wird im Aufsichtsrat zur Abstimmung gestellt. Droht ein Konflikt?
Gerlach: Wir warten gelassen ab, was der Vorstand vorlegen will.
RWE hatte zuletzt die Dividende halbiert – je Aktie gab es einen Euro. Befürchten Sie, dass künftig noch weniger Geld bei den Städten und Gemeinden ankommt?
Gerlach: Ich gehe davon aus, dass es eine gute Lösung geben wird. Klar ist aber auch: Sollte der Dividendenvorschlag unter einem Euro liegen, hätten wir bis zur nächsten Hauptversammlung im April sehr unruhige Zeiten.
Die Finanznot vieler Kommunen in der Region ist groß. Die Dividendenausschüttungen von RWE werden dringend vor Ort benötigt. Aber auch die Schulden des Energiekonzerns sind hoch. Ist das ein Dilemma?
Gerlach: Ja, da können sich für uns Kommunen kurzfristige Interessen – Einnahmeerwartungen für den aktuellen Haushalt – und langfristige Interessen, nämlich eine Sicherung des Unternehmens – und damit des Aktienwertes sehr wohl im Raum stoßen.
Bislang haben sich die Kommunen bei den Hauptversammlungen nie zu Wort gemeldet. Muss das so bleiben?
Gerlach: Rein rechtlich: nein. Da könnten wir durchaus in der Hauptversammlung loben und/oder kritisieren. Und da wir als kommunale Aktionäre bei den Hauptversammlungen in aller Regel über eine hohe Präsenzquote verfügen, wäre das sicherlich nicht ohne Bedeutung.
Ist es möglich, dass die Kommunen dem Vorstand die Entlastung verweigern?
Gerlach: Das ist eine hypothetische Frage. Theoretisch denkbar wäre es, aber natürlich ist das nicht unser Ziel.
Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit des RWE-Vorstands?
Gerlach: Natürlich ist der Vorstand gerade zurzeit in einer höchst schwierigen Situation. Die dramatischen, vor allem politisch bestimmten, Strukturumbrüche auf dem Energiemarkt erfordern kluges, aber auch energisches Umsteuern. Auf der Kostenseite ist der Vorstand dabei sicherlich schon sehr weit gekommen. Die Erlösseite erfordert auch weiterhin in Zukunft höchste Aufmerksamkeit.