Essen/Düsseldorf.. Arbeitsschutzkontrolle bei Primark in Essen und Köln: Nach Beschwerden von Mitarbeitern über ausdünstende Textilien rückte das Ministerium an.

Das NRW-Arbeitsministerium ist Ende 2014 bei Primark in Essen und Köln angerückt. Mitarbeiter hatten sich über Luft-Belastungen durch ausdünstende Textilien beschwert. Jetzt liegen die Ergebnisse von Laboruntersuchungen vor. Chemiker hatten die Luft in den Filialen untersucht und zehn Artikel mit ins Labor genommen.

Das grundsätzliche Problem ausdünstender Kleidung sei bekannt, erklärt Folkert Küpers von Verdi. Bei der Dienstleistungs-Gewerkschaft ist er zuständig für den Einzelhandel – und er weiß: "Das fängt schon im Hamburger Hafen an. Der Zoll öffnet bestimmte Container nur mit Schutzanzug." Vor allem Textilien von Billiganbietern seien von der hohen Belastung mit Chemie betroffen, so Küpers. Das weiß auch Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale NRW. Sie fasst die Gift-Misere in einem Satz zusammen: "Wo die Sozialstandards schlecht sind, da lassen meist auch die Umweltstandards zu denken übrig."

Zoll öffnet bestimmte Container nur im Schutzabzug

Die Mitarbeiter der Warenhäuser vor Ort seien dem Zoll sogar dankbar, dass er die Lieferungen "vor den Auspacken schon mal durchlüftet", meint Gewerkschafter Küpers. Betriebsräte gebe es aber bei Primark kaum – wie in den meisten Unternehmen, die gerade erst in Deutschland Fuß gefasst hätten. Einen kurzen Beschwerdeweg gibt's also nicht. Die Primark-Mitarbeiter aus Essen und Köln haben sich direkt ans Ministerium gewandt.

Die Ergebnisse seien aber negativ, erklärt Ministeriums-Sprecherin Astrid Bönemann auf Anfrage: "Bei der Überprüfung der Arbeitsstätten sind keine Gefährdungen durch eine Innenraumluft-Belastung festgestellt worden." Bei der Kontrolle seien auch zehn Mitarbeiter befragt worden – ohne Beisein ihres Chefs. Beschwerden über Chemie-Gestank und Gesundheits-Probleme habe es keine mehr gegeben, so Bönemann. Auch der Arbeitsschutzexperte habe keine typischen Symptome für eine hohe Giftbelastung gefunden (etwa an den Händen der Kollegen).

Zudem geben die Chemiker Entwarnung, wenn es um Gift in den Produkten geht: Die Tester hatten zehn Primark-Bestseller (Kleidung, Schuhe und Accessoires wie Ohrringe oder Sonnenbrillen) mit ins Labor – vor allem Artikel mit Leder oder Kunststoff, bei denen der Verdacht auf Schadstoffe naheliegt. Aber bei den Kontrollen sei der Grenzwert für Formaldehyd, PAK, Chrom VI, Phthalate, Blei, Cadmium und Nickel nicht überschritten worden, so Bönemann.

Neue Beschwerden sehr ernst nehmen

Als Folge der Untersuchung rät das Ministerium den fünf NRW-Bezirksregierungen, weitere Beschwerden von Primark-Mitarbeitern sehr ernst zu nehmen. "Sollten das Ministerium oder die Arbeitsschutzbehörden neue Beschwerden erhalten, werden wir diesen natürlich nachgehen", kündigt Bönemann an.

Für Beschwerden (auch anonym) steht Primark-Mitarbeitern die Arbeitsschutzhotline offen: 0211/855-3311.