Berlin. Der jüngste Lokführer-Streik bei der Bahn ist eine Weile her. Am Montag wird weiter verhandelt. GDL-Chef Weselsky droht trotzdem mit neuen Streiks.

Kurz vor der Fortsetzung von Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL mit neuen Streiks gedroht. "Wenn die Bahn auf Zeit spielt, wofür es Hinweise gibt, werden wir darauf reagieren", sagte GDL-Chef Claus Weselsky der "Wirtschaftswoche".

Die Gewerkschaft werde Ende Januar eine Bilanz ziehen und entscheiden, wie es weitergeht. "Danach kann alles sehr schnell gehen. Dann sind wir quasi über Nacht wieder im Arbeitskampfmodus." Die GDL hatte in den vergangenen Monaten mehrfach gestreikt. Die Deutsche Bahn und die GDL setzen an diesem Montag in Berlin ihre Tarifverhandlungen fort.

Kompromissbereitschaft bei der Lohnforderung

Weselsky bekräftigte das Ziel, die Verhandlungen bis März abzuschließen. Nach dem Zugeständnis der Bahn, mehrere Tarifverträge für einzelne Berufsgruppen zu akzeptieren, werde nun über Inhalte geredet. "Zum Beispiel über die Frage, ob wir einen eigenen Tarifvertrag für Zugbegleiter brauchen oder ob sich diese in das existierende Tarifwerk für Lokführer integrieren lassen."

Bei der Lohnforderung von fünf Prozent zeigte sich die GDL kompromissbereit. "Jeder weiß, dass sich eine Gewerkschaftsforderung in der Regel nicht eins zu eins im Tarifabschluss niederschlägt." Eine Stunde Arbeitszeitverkürzung entspreche einer Lohnerhöhung von 2,6 Prozent. "Dass wir nicht nahe fünf Prozent abschließen, wenn es zu einer sinkenden Arbeitszeit kommt, ist logisch."

Wichtige Frage bisher ungeklärt

Nach monatelangem Ringen und sechs Streiks hatten beide Seiten kurz vor Weihnachten Fortschritte gemacht. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sprach gar von einem Durchbruch. Vereinbart worden war für 2014 eine Einmalzahlung von 510 Euro für alle Mitglieder für 2014. Nun geht es um die Zeit ab 2015. Im Gegenzug dringt die GDL nicht mehr auf zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit, sondern verlangt nur noch eine Stunde weniger, was in eine 38-Stunden-Woche münden würde.

Noch keine Verständigung gibt es über die strittige Frage, welche der beiden Bahngewerkschaften künftig welche Berufsgruppen vertritt. Die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte die Einmalzahlung in der vergangenen Woche abgelehnt. Mit der EVG ist eine weitere Verhandlungsrunde für den 23. Januar geplant, mit der GDL für den 28. Januar. (dpa)