Essen. . An diesem Sonntag, 14. Dezember, gilt ein neuer Fahrplan bei der Bahn. Für manche Reisende an Rhein und Ruhr bringt das ein “Neuwagen“-Gefühl.
Es kommt alle Jahre wieder im Dezember und ist nicht Weihnachten - was ist das? Die Antwort heißt: "Fahrplanwechsel". Wenn im Bahnverkehr Veränderungen anstehen, ist europaweit stets der zweite Sonntag im Dezember der Termin für Fahrplanänderungen. An diesem Sonntag, 14. Dezember, ist es wieder so weit. Manche Fahrgäste in NRW sollten positiv überrascht sein.
"Es ändert sich in der Hauptsache das Datum", sagt ein Bahn-Sprecher in Düsseldorf mit Blick auf den ab Sonntagfrüh in Kraft tretenden Fahrplan für den Schienenverkehr. Doch da untertreibt er:
- Auf der Linie S6 (Köln-Düsseldorf-Ratingen-Essen) bleibt der Fahrplan zwar weitgehend gleich, aber es werden ab diesem Sonntag die bisherigen Lokbespannten Züge, die erstmals 1979 auf die Strecke kamen, durch 24 moderne Elektrotriebwagen vom Typ ET 422 und ET 423 ersetzt. Technisch neu sind die zwar nicht, aber für S6-Nutzer ändern sich Welten in punkto Komfort, weil die Bahnen dann klimatisiert sind. Die Deutsche Bahn erhofft sich nicht zuletzt durch die neuen Züge, dass die Linie endlich pünktlicher wird, weil die Triebwagen schneller beschleunigen und nicht so oft ausfallen.
- Reisende zwischen Dortmund, Hagen, Wuppertal und Mönchengladbach werden mit dem Fahrplanwechsel in tatsächlich nagelneuen Zügen sitzen: Die Linien S5 und S8 erhalten Triebfahrzeuge vom Typ Alstom Coradia Continental. 140 Millionen Euro hat die Bahn in die 28 beschafften Fahrzeuge investiert. Das Besondere für Fahrgäste: In diesen Zügen sind auch Toiletten. Die bisherigen ET 422-Fahrzeuge, die nun zur S6 wechseln, sind hingegen ohne Toilette ausgestattet.
- Die Linie S7 (Wuppertal - Remscheid - Solingen), die vom privaten Unternehme Abellio betrieben wird, fährt erstmals seit langem wieder die komplette Strecke. Die Sperrung der Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid ist aufgehoben.
- Die Linie RE9 zwischen Aachen, Köln und Siegen wird um einen zusätzlichen Doppelstockzug aufgestockt. Für Reisende heißt das: es gibt mehr Sitzplätze! Denn der Zug ersetzt einen der dort eingesetzten "Talent 2"-Züge; rechnerisch ist das laut Bahn ein Plus von einer Million Sitzplätzen - im Jahr. Auf dem Fahrplan bleibt alles wie es ist, nur dass unter der Woche täglich sechs zusätzliche Zugfahrten zwischen Siegen und Aachen mit Doppelstock-Waggons bedient werden.
- Mehr Sitzplätze gibt es ab Sonntag auch auf der Linie RB 38 zwischen Bedburg/Horrem und Köln. Dort verkehren dann Triebwagen vom Typ Talent und ersetzen Fahrzeuge älterer Bauart.
- Auch auf der Linie RB 42 (Haard-Bahn) zwischen Essen Hauptbahnhof und Münster sind ab Sonntag modernere Züge unterwegs. Die DB AG setzt dort erstmals Fahrzeug vom Typ "Flirt" ein.
- Auf neue Abfahrtzeiten müssen sich an Rhein und Ruhr nur Nutzer der Ruhrort-Bahn RB36 zwischen Duisburg-Ruhrort und Oberhausen machen. "In Oberhausen ist jetzt der Anschluss an die Linie RE5 maßgeblich", sagt Lothar Ebbers, Experte der Fahrgastvereinigung Pro Bahn in NRW. Aber es habe auch interne Gründe für die Änderungen gegeben: Die Linie hatte an den Endbahnhöfen nur drei Minuten Wende-Zeit, bei insgesamt zwölf Minuten Fahrzeit auf nur neun Kilometern Strecke. Ab dem neuen Fahrplan kann der Betreiber Nordwestbahn sein Personal besser auf die Züge verteilen.
- Stichwort Privatbahnen: Die NordWestBahn will zum Fahrplanwechsel Kapazitäten aufstocken: Unter anderem soll es künftig zusätzliche Fahrten für Nachtschwärmer auf der Strecke zwischen Bielefeld und Osnabrück geben - und zwischen Bielefeld und Paderborn. Zudem wird die Linie "Der Borkener" (RB 44) morgens um eine Frühverbindung von Dorsten nach Borken ergänzt. Auch das hat interne Gründe. So können mehr Züge über Nacht im Depot gewartet werden.
- Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014, übernimmt Abellio im Ruhr-Sieg-Netz mit der Linie RB 91 die Frühfahrt um 5:25 Uhr von Finnentrop nach Siegen (Ankunft 6:13 Uhr). Diese Fahrt wurde bisher von DB Regio erbracht. Die Abfahrtszeiten bleiben unverändert.
- Zwischen Dorsten und Coesfeld (RB 45) wird ein zusätzlicher Zug die bisherige Lücke kurz vor Mittag füllen.
- Die Doppelstock-Waggons der Linie RE7 (Krefeld -Rheine) werden mit Klimaanlagen anchgerüstet. Zudem hat die Bahn dafür gesorgt, dass die Züge im Hauptbahnhof Krefeld nicht mehr so viel Zeit bei der Fahrzeugwendung brauchen.
- Der Niers-Express (RE 10) zwischen Kempen und Krefeld startet morgens ebenfalls einmal öfter, drei seiner Fahrten beginnen dann außerdem schon in Kleve beziehungsweise Geldern, teilt die Nordwestbahn mit.
- Mehr Sitzplätze gibt es ab Sonntag auch auf der Linie RB 38 zwischen Bedburg/Horrem und Köln. Dort verkehren dann Triebwagen vom Typ Talent und ersetzen Fahrzeuge älterer Bauart.
Auch im Fernverkehr müssen sich Reisende ab Sonntag auf einige Neuerungen einstellen: Zwischen Stuttgart und der Rhein-Ruhr-Region werden täglich zwei zusätzliche durchgehende ICE-Verbindungen eingeführt; die Züge stoppen auch am Bahnhof des Flughafen Frankfurt und am Knotenpunkt Mannheim. Zwischen Köln und Berlin gibt es neue IC-Verbindungen; die Züge halten auch in Münster, Herford und Gütersloh. Einen Komfort-Gewinn soll es für Reisende der 1. Klasse im Fernverkehr geben: Dort will die Bahn ab diesem Sonntag erstmals kostenloses WLan anbieten.
Unterdessen laufen längst die Vorbereitungen für die nächste Fahrplanumstellung im Dezember 2015. "Da ist viel in Bewegung", sagt Lothar Ebbers von Pro Bahn. "Nennenswerte Mehrleistungen" werde es dann in einigen Regionen geben. Zudem liefen bereits die Planungen für ein neues S-Bahnnetz mit erstmals einheitlichen Fahrzeugen, das ab 2019 greifen soll. 2015 wiederum wird sich entscheiden, wie es mit dem RRX-Projekt weitergeht: die Ausschreibungen für die Fahrzeuge und den Betrieb der neuen RE-Linien sollten bis Ostern entschieden sein. Mehrere Strecken, auf denen bis dato Diesel-Triebwagen verkehren, werden in den kommenden Jahren elektrifiziert, unter anderem die Strecke der S28 (Kaarst-Mettmann), die ab 2016 bis Wuppertal Hauptbahnhof verlängert sein soll.
Offen ist derzeit, was aus den bisherigen "xWagen" auf der S-Bahnlinie S6 ab Sonntag wird. Einige jüngst modernisierte Wagen sollen auf der Linie S68 eingesetzt werden. Die meisten der Waggons stehen vor der Verschrottung.
Noch ein paar Wochen Zeit haben Reisende unterdessen für die wohl unangenehmste Veränderung, die ihnen bevorsteht: Die Bahn wird, mal wieder, teurer: Im Fernverkehr der Deutschen Bahn werden Tickets für die 1. Klasse durchschnittlich um 2,9 Prozent teurer; auch die Länder-Tickets (wie etwa das "NRW-Ticket") und das Schönes-Wochenende-Ticket werden teurer - um durchschnittlich 1,9 Prozent. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr werden Tickets ab 1. Januar 2015 durchschnittlich um 3,9 Prozent teurer. Die Einzelfahrt auf einer Kurzstrecke kostet dann zehn Cent mehr (1,60 Euro). Das Ticket 1000 wird je Monat 1,30 Euro teurer, das Ticket 2000 je nach Tarifbereich.