Essen. . Die jüngere Generation geht nicht mehr in die Innenstädte sondern bestellt alles online bei Zalando, Amazon und Co. Doch es scheint eine Wende zu geben: „Concept Stores“ heißt der neue Trend im Einzelhandel, in den Metropolen gibt es die kleinen Warenhäuser bereits zuhauf.

„Wenn sie dies kaufen, könnte sie das Produkt ebenfalls interessieren“ heißt es bei vielen Onlinehändlern, sobald ein Kunde auf den „Kaufen-Button“ klickt. Das Konzept scheint anzukommen. Der Kunde bekommt Dinge angeboten, die seinem persönlichen Geschmack entsprechen. Es fehlt jedoch das Einkaufserlebnis. Diese Nische haben sich sogenannte Concept Stores zu eigen gemacht: Die kleinen Läden ziehen besonders Jüngere in die Innenstädte.

Denn die meist inhabergeführten Concept Stores verkaufen nicht ein spezielles Sortiment, sondern eine Idee. Ähnlich wie in einem Kaufhaus bekommen die Kunden alle möglichen Waren zu einem bestimmten Thema. Das kommt an. „Es wird im Einzelhandel immer schwerer, die Kunden auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW.

„Die Branche ändert sich ständig, anfangs gab es die großen Kaufhäuser – dort fanden sie alles. Dann war das Shop-in-Shop-Prinzip beliebt, weil der Kunde relativ gezielt nach gewissen Marken suchte und jetzt geht es um eine Idee, die der Kunde sucht“, erklärt Gallus.

Mut zur Selbstständigkeit

Sandra Groneberg betreibt seit drei Monaten den Concept Store 3-Zimmerküchebad in Essen-Rüttenscheid. Spezialisiert hat sie sich auf skandinavisches Design. Neben Möbeln verkauft Groneberg auch Schmuck und Kinderspielzeug. Ihre Produktpalette will sie noch ausweiten – auf Taschen und Feinkost. „In Hamburg und Berlin gibt es den Trend schon viel länger. Es wird Zeit, dass wir mit diesem Konzept den jungen Leuten im Ruhrgebiet ein richtiges Einkaufserlebnis bieten können“, sagt Groneberg. Sie wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. „Mir wurden viele Steine in den Weg gelegt. Aber es hat sich gelohnt.“

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Jörg Maffei, Inhaber der Honey-Hair-Bar in Bochum, hat ebenfalls Spaß an seinem Konzept. Er betreibt einen Friseur-Salon mit einer Bar. „Einige unserer Kunden kommen vorbei, um bei uns noch etwas zu trinken“, erklärt der Friseur sein Konzept. Die Bar gibt es bereits seit 2006. „Ich dachte, es wäre schön, unseren Kunden etwas Besonderes zu bieten“, erklärt Maffei. Auch ihm ging es dabei in erster Linie um die Idee. „Ich benötigte eine extra Konzession für die Bar. Das war nicht einfach, aber es kommt an.“

Für Sandra Groneberg war die Verwirklichung ihres Traumes ebenfalls mit viel Arbeit verbunden. Ohne die Beratung einer Freundin wäre ihr der Schritt in die Selbstständigkeit nicht gelungen. „Ich habe neben meinem früheren Job an einem Businessplan und der Finanzierung gearbeitet“, erklärt Groneberg. Sie musste einen Kredit aufnehmen. „Die gute Lage an der Rüttenscheider Straße konnte ich mir trotzdem nicht leisten.“

Doch da ist sie nicht die Einzige. Der Hej-Store in Dortmund liegt ebenfalls nicht direkt im Zentrum. Inhaberin Claudia Dietze musste lange nach einem passenden Ladenlokal suchen. Ihren Concept Store gibt es jetzt über ein Jahr. Sie hat ebenfalls ihren Schwerpunkt auf Skandinavien gelegt. „Ich denke, dass vielen Menschen der Mut fehlt, sich selbstständig zu machen. Dabei fehlen Dortmund Läden dieser Art, sie werden gut angenommen“, weiß Claudia Dietze aus eigener Erfahrung.

Konzept kommt bei Kunden an

Die Kunden der beiden Frauen schätzen vor allem das Bummeln und Entdecken von Neuigkeiten. Oft suchen sie ein Geschenk und finden daneben noch viele andere Dinge. Ähnlich funktionieren auch die Bochumer Concept Stores „Stückgut“ (es gibt Mode, Kinderspielzeug und Möbel) und „living et more“ (neben Mode gibt es Pflegeserien und Flohmarkt-Fundstücke aus Amsterdam und Paris).

Ihren Kundenstamm bauten die Einzelhändlerinnen dank Empfehlungen von Kunden aus. Für sie ist das ein klares Zeichen, dass das Konzept Concept Store auch im Ruhrgebiet angekommen ist. Dem stimmt auch Rainer Gallus zu: „Ich denke, es ist eine zukunftsträchtige Idee, die gerade Jüngeren den Einzelhandel wieder näher bringt.“