Dortmund.. Kaum ein Laden im Kreuzviertel ist so zur Marke geworden wie “Unterhaltung Lieblingsstücke“. Matthias Hülsebus erklärt, was sein Konzept so erfolgreich macht.
"Mein Konzept ist: Es gibt keins." Matthias Hülsebus (44) nippt an seinem Kaffee. Hier oben vom Barhocker hat er einen guten Blick auf den Laden. Auf seine Unterhaltung, seine Lieblingsstücke. Auf den Büchertisch. Auf den Empfangstresen mit Edel-Keksen und Brause-Ufos. Aufs Lustige-Gewürze-Regal. Auf den Schmuck, die Frauen-Deko-Ecke, die Klamotten, Schuhe und Holzbrettchen hinten im Schaufenster. Nur die Kinderecke sieht man von hier aus nicht. Und ein paar andere Sachen nicht, wie die Jeans, Gins, Poster, Kakteen und Leuchten.
Gut, dann eben kein Konzept. Aha. So einfach kann eine Geschäftsidee sein. Den Begriff "Concept-Store" kann Matthias Hülsebus nicht ausstehen. Was soll das sein? Aber die gefühlte Konzeptlosigkeit funktioniert bei "Unterhaltung Lieblingsstücke" im Dortmunder Kreuzviertel wunderbar — vor allem, weil sie keine ist: Hülsebus weiß genau, was er tut. Nach kurzem Grübeln meint er: "Das Konzept ist, dass ich nur Dinge verkaufe, die ich selbst kaufen würde. Und dass ich keinen Lebensbereich auslasse." Möbel, Bonbons, Gummistiefel. Taschen, Servietten, BVB-Shirts. Vasen, Nippes, Süßigkeiten aus der Kindheit. Kaffee sowieso.
Zum Konzept gehört auch: "Wir schaffen es, das die Leute zwei, drei Mal pro Woche kommen, weil sie immer was Neues entdecken." Viele gucken nur, ohne zu kaufen. Beim nächsten Mal vielleicht.
Mit Segeltuch-Taschen fing alles an
Aber am Anfang stand eine ganz andere Idee. Nach der Elternzeit wollte Matthias Hülsebus 2003 partout nicht in seinen Job als Sozialpädagoge zurück. Unvorstellbar. Stattdessen suchte sich der Dortmunder aus Jever (norddeutsche Gelassenheit und so) ein Ladenlokal im Kreuzviertel und verkaufte dort selbstdesignte Segeltuchtaschen. Und der Laden lief vom ersten Tag an.
Nach und nach kam immer mehr dazu. Das hätte Hülsebus und seine "Unterhaltung" beinahe aus dem Viertel vertrieben, denn nach drei Jahren wurde das Ladenlokal (heute Kindermode "Milio") zu klein. Sein Herz hing nicht am Kiez, und er schaute sich auch anderswo um. Aber er blieb — weil er zufällig ein paar Häuser weiter den idealen Standort fand. Ecklokal, große Fensterflächen, perfekte Größe. Der Vormieter war ein türkischer Supermarkt.
"Unterhaltung" auch in Düsseldorf und Hamburg
Sich selbst wollte Matthias Hülsebus aber nicht mehr hinter den Tresen stellen. Seine "norddeutsche Kühle" wirke auf Kunden manchmal abweisend, meint er. Er hält sich lieber im Hintergrund und lässt vorne seine Mädels machen. Und die machen das gut.
Inzwischen hat sich der Erfolg der "Unterhaltung" auch nach Düsseldorf und Hamburg ausgeweitet. "Ich wollte ja nicht expandieren", erklärt der Chef. Aber als 2007 eine Mitarbeiterin nach Düsseldorf zog und die Idee mitnehmen wollte, sagte er nicht nein. Genauso war es 2012, als eine Mitarbeiterin nach Hamburg ging.
Kreuzviertel war Matthias Hülsebus zu konservativ
So richtig glücklich sei er mit dem Kreuzviertel anfangs aber nicht gewesen. Es war ihm zu konservativ. Das änderte sich erst vor wenigen Jahren: Angezogen von der "Unterhaltung" kamen andere Läden und Cafés dazu. Coole Läden, meint Matthias Hülsebus. Das Café Asemann gegenüber zum Beispiel, oder das Kieztörtchen und zwei, drei andere Geschäfte. Trotzdem hat er noch Wünsche an die Nachbarschaft: "Mir fehlt eine richtig coole Kneipe und ein moderner Bioladen. Und ein richtig guter Burger-Laden!"