Essen. . Im Gesundheitswesen sind Migranten als Ärzte und Pflegepersonal nicht wegzudenken. Essener Uniklinik-Direktor Nagel sagt: Nur mit Zuwanderung können wir die Behandlung unserer Patienten sicherstellen.
Die Wirtschaft fordert seit Jahren mehr Zuwanderung, weil ihr allmählich die Fachkräfte ausgehen. Da es nach wie vor 2,7 Millionen Arbeitslose im Land gibt, bleibt aber die Meinung, Zuwanderer würden Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen, weit verbreitet.
In einem der größten Wirtschaftszweige der Republik gib es dazu keine zwei Meinungen: dem Gesundheitswesen. Ein Pegida-Demonstrant, der sich beim Marsch den Fuß verknackst, würde im Krankenhaus mit hoher Wahrscheinlichkeit von Migranten behandelt und gepflegt. Die Zahl der ausländischen Ärzte hat sich in NRW zwischen 2006 und 2013 auf 8200 verdoppelt. Die meisten arbeiten in Kliniken und stellen damit einen großen und jährlich wachsenden Teil der insgesamt 37 000 Klinikärzte. Beim Pflegepersonal ist es ähnlich.
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Dass sie deutschen Medizinern oder Pflegern keine Stellen wegnehmen, belegt die Statistik. Der Arbeitsmarkt ist hier praktisch leergefegt. Das äußert sich in der enormen Dauer, bis eine freie Stelle besetzt werden kann: Laut „Engpassanalyse“ der Bundesagentur für Arbeit dauert es 120 Tage, bis eine Pflegestelle besetzt werden kann und mehr als 160 Tage, um einen Mediziner zu finden – im Schnitt.
Arbeitsmarkt ist leergefegt
„Ohne ausländische Ärzte und Pfleger hätten wir enorme Probleme, die Versorgung in den Kliniken aufrecht zu erhalten – im medizinischen Bereich, der Pflege wie in der Verwaltung“, sagt Ingo Morell, Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Er ist zugleich Geschäftsführer der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, die ein gutes Dutzend Kliniken in NRW betreibt. „Wir haben sehr viele Nationalitäten in unseren Häusern, das ist aber für Mitarbeiter und Patienten bereichernd“, sagt Morell.
Es ginge auch gar nicht anders. Denn: „Es kommen viel zu wenige deutsche Ärzte nach“, sagt Morell. Dazu trügen die hohen NCs an den Unis bei, auch ziehe es viele Absolventen in andere Bereiche.
Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Essen, betonte, die vielen Beschäftigten mit Migrationshintergrund seien hochqualifiziert. Aufgrund des Fachkräftemangels werde sich „dieser Trend in den nächsten Jahren parallel zur demografischen Entwicklung weiter verstärken“. Nagel begrüßt die Zuwanderung ausdrücklich und sagt: „Mehr noch: Wir sind auf sie angewiesen, um langfristig eine optimale Behandlung und Betreuung unserer Patienten sicherstellen zu können.“