Essen. . Unternehmenschefs aus der Region werben für Zuwanderung und warnen vor Intoleranz. Mit ihren Bekenntnissen zeigen die hochrangigen Wirtschaftsvertreter Flagge gegen Pegida.
Die Wirtschaft aus der Region zeigt Flagge und wirbt für Zuwanderung. Angesichts der Anti-Islamisierungs-Bewegung Pegida gibt es bei Unternehmenschefs die Befürchtung, der Standort Deutschland könnte Schaden nehmen.
„Die Diskussion wird aktuell sehr emotional geführt – von allen Seiten. So etwas ist nie hilfreich und kann vermutlich auch abschreckend wirken“, sagte Michael Schmidt, Europa-Chef des Mineralölkonzerns BP (Bochum). Er wünsche sich eine „mehr differenzierte und faktenorientierte Auseinandersetzung“ rund um das Thema. „Aus meiner Sicht geht es darum, diffuse Ängste nicht einfach zu ignorieren, sondern über die Einbeziehung aller, gleich welcher Herkunft, diesen Ängsten entgegenzuwirken. Wir machen bei uns im Unternehmen täglich die Erfahrung, dass dies gut funktioniert.“
In seiner Funktion als Moderator des Initiativkreises Ruhr positionierte sich Evonik-Chef Klaus Engel klar gegen die Pegida-Bewegung. Er lobte die Gegen-Demonstrationen, die „deutliche Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, rücksichtslosen Egoismus und haltlose Vorurteile“ setzen. „Dieses tausendfache Bekenntnis zu Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz ist die richtige Botschaft an unsere Partner in aller Welt, die mit Befremden auf Pegida blicken“, sagte Engel.
Ulrich Grillo, Duisburger Unternehmer und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), betonte, Deutschland sei längst ein Einwanderungsland. Die Politik muss viel stärker versuchen, den Bürgern die Chancen zu vermitteln, Ängste zu nehmen und aufzuklären“, sagte Grillo.
Ulrich Grillo, Duisburger Unternehmer und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)
"Die Angst vor islamistischem Terror wird instrumentalisiert, um eine ganze Religion zu verunglimpfen. So etwas halte ich für absolut inakzeptabel. Wir sind längst ein Einwanderungsland. Bei uns im Unternehmen in Duisburg-Marxloh arbeiten seit Generationen Menschen aus vielen Nationen. Wir engagieren uns in unserem Stadtteil, das klappt.“
Gerd Pieper, Eigentümer der Herner Parfümeriekette Pieper
"Wir brauchen dringend Zuwanderer aus anderen Nationen. Durch die Überalterung und auch zu geringe Geburtenquote fehlen der Wirtschaft langfristig Arbeitnehmer und Selbstständige. Jeder zusätzlich aus dem Ausland ist uns lieb. Die Pegida-Bewegung schadet Deutschland sehr, insbesondere auch der exportierenden Wirtschaft.“
Bernd Tönjes, RAG-Chef
"Der Bergbau ist eines der besten Beispiele dafür, wie Zuwanderer aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen zum wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands und damit zum heutigen Wohlstand maßgeblich beigetragen und sich zudem voll in unsere Gesellschaft integriert haben. Integration ist auch die Voraussetzung für ein friedvolles Miteinander.“
Willi Verhuven, Chef des Reisekonzerns Alltours
"Unsere Wirtschaft benötigt mehr und auch mehr beruflich qualifizierte Zuwanderer. Nur so stärken wir den Standort Deutschland. Die Pegida-Bewegung kann dem Standort schaden, denn von ihr geht ein völlig falsches Signal in die Welt hinaus. Ich begrüße die Gegendemonstrationen und überlege mir, diese zu unterstützen.“
Klaus Engel, Evonik-Chef und Moderator des Initiativkreis Ruhr
"Ohne Zuwanderung werden wir unsere Spitzenposition im globalen Wettbewerb nicht halten können. Es wäre gewissenlos und ehrlos, wenn wir uns weigerten, Menschen aufzunehmen, die vor Krieg, Terror und Verfolgung fliehen mussten und um ihr nacktes Überleben kämpfen. Wer diese Not ignoriert, handelt unmenschlich.“
Jan-C. Schrag, Chef des Essener Anlagenbauers Oschatz
"Deutschland braucht Zuwanderer, da unsere Wirtschaft unter einem hohen Fachkräftemangel leidet, der sich in Verbindung mit der demografischen Entwicklung nicht anders ausgleichen lässt. Die Pegida-Bewegung schadet, da durch Fremdenfeindlichkeit ausländische Talente den Weg nach Deutschland meiden könnten.“
Henning Kreke, Vorstandschef der Hagener Douglas-Holding
"Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz bereichern Gesellschaft und Wirtschaft. Douglas denkt und handelt international. Nationalität und Herkunft spielen für uns daher keine Rolle. Wir sind stolz darauf, Mitarbeiter aus vielen unterschiedlichen Herkunftsländern zu haben. Denn davon profitieren wir als Arbeitgeber.“
Michael Schmidt, Europa-Chef von BP
"Die demografische Entwicklung und der fortschreitende Strukturwandel in Deutschland werden unsere Gesellschaft spürbar verändern. Wir machen täglich die Erfahrung, dass gerade heterogen zusammengesetzte Teams bessere Ergebnisse erzielen, da Aufgabenstellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden.“