Bad Hersfeld/Leipzig. Der Arbeitskampf beim Onlineriesen Amazon geht weiter. Die Gewerkschaft Verdi möchte noch mehr Mitarbeiter mobilisieren - und kurzfristig entscheiden.
Die Gewerkschaft Verdi verlängert die Streiks an Amazon-Standorten in Deutschland.
Am bundesweit größten Standort in Bad Hersfeld kündigte Verdi am Mittwoch an, den Ausstand im Tarifstreit mit dem Versandhändler bis einschließlich Samstag fortzusetzen. Beschäftigte des Warenlagers in Werne (NRW) wollen den Protest ebenso so lang verlängern. Auch an anderen Standorten scheint eine Ausweitung der Ausstände möglich. Die Gewerkschaft gab dazu aber noch keinen Überblick.
Auch am Standort Rheinberg könnte der Streik weitergehen. Dort blieben am Mittwoch erneut nach Gewerkschaftsangaben 700 der etwa 2000 Festangestellten vor dem Tor. 200 davon fuhren zu einer zentralen Verdi-Kundgebung nach Koblenz. Sie sollen entscheiden, wie es aber Donnerstag bei Amazon in Rheinberg weitergeht.
2500 Mitarbeiter beteiligt
In Koblenz wird unter anderem Oskar Lafontaine zu den streikenden Amazon-Beschäftigen sprechen. Neben den Bussen aus Rheinberg sind auch rund 100 Streikende aus Werne auf dem Weg zu der Kundgebung. Nach Gewerkschaftsangaben werden 700 Teilnehmer erwartet.
Bundesweit beteiligen sich bis zu 2500 Mitarbeiter an sechs der neun Logistik-Zentren am Arbeitskampf - in Rheinberg und Werne (beide NRW), Bad Hersfeld (Hessen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Leipzig (Sachsen) und Graben (Bayern).
Der US-Onlineriese reagierte bislang aber gelassen. Die Bestellungen würden über andere Standorte zum Teil im europäischen Ausland abgewickelt, es komme nicht zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Waren.
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Unterdessen reagiert Amazon nach einem Bericht mit verlängerten Bestellfristen auf den Streik. Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die Geschäftsführung schreibt, will das Unternehmen eine pünktliche Lieferung bis Heiligabend für Ware garantieren, die bis zum kommenden Montag um 12 Uhr per Standardversand geordert wird. Bislang galt das demnach nur für Bestellungen bis Sonntagabend.
Die Gewerkschaft will bei Amazon einen Tarifvertrag zu den Konditionen des Einzelhandels durchsetzen. Amazon lehnt das strikt ab. Der US-Konzern sieht sich selbst als Logistiker. Die Bezahlung der Mitarbeiter in den neun deutschen Versandlagern liege am oberen Ende dessen, was in der Logistik-Branche üblich sei. Eine Einigung ist nicht in Sicht - Verdi ruft schon seit 2013 immer wieder zu Ausständen auf. (dpa)