Adolf Schmidt hat 1988 aus Sorge um das Ruhrgebiet die Initiative ergriffen. Daraus erwuchs mit dem Initiativkreis Ruhrgebiet ein in Deutschland einmaliger Zusammenschluss der Wirtschaft. Heute feiert er sein 20-jähriges Bestehen

Essen. Es war die Sorge um das Ruhrgebiet, um seine Bergleute und deren Familien, die Adolf Schmidt vor 20 Jahren zum Hörer greifen ließ. "Ich hatte so oft Tränen der Verzweiflung gesehen. Also musste etwas geschehen, es musste eine Initiative der Wirtschaft für die Region geben." Mit dieser Idee im Kopf telefonierte der heute 83 Jahre alte Schmidt zunächst mit Ruhrbischof Kardinal Franz Hengsbach, dann gingen sie auf den damaligen Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen zu, dann auf Veba-Chef Rudolf von Bennigsen-Foerder.

Schließlich traf sich das Quartett im Apostelsaal im Generalvikariat des Bistums Essen. Bei jenem Treffen wurden die Grundrisse für den Initiativkreis Ruhrgebiet festgelegt, einer Einrichtung, die in Deutschland einmalig ist.

Heute gehören ihm die 70 führenden Wirtschaftsunternehmen der Region an. Darunter befinden sich die Konzerne Eon, RWE und Thyssen-Krupp, die WAZ Mediengruppe, bei der auch die WAZ erscheint, sowie zahlreiche mittelständische Unternehmen. Sie beschäftigen zusammen rund 2,5 Millionen Menschen weltweit und setzen insgesamt etwa 700 Milliarden Euro um. "Sie zeigen soziale Verantwortung gegenüber der Region und den hier lebenden Menschen", sagt Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe. "Darauf bin ich sehr stolz", sagt der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende der IG Bergbau und Energie, Adolf Schmidt.

Wenn heute Abend das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen in der Philharmonie Essen gefeiert wird, sind Adolf Schmidt und seine Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei. An Prominenz fehlt es dennoch nicht. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) wird da sein und neben zahlreichen Wirtschaftsmanagern auch Eon-Chef Wulf Bernotat, der neue Moderator des Initiativkreises. Er hat bereits angekündigt, die wirtschaftliche Entwicklung im Revier mit Hilfe des Initiativkreises fortsetzen zu wollen und so den Strukturwandel hinter sich zu lassen.

In zwei Jahrzehnten hat die Organisation einiges bewegen können, zum Beispiel in kultureller Hinsicht. "Wer hätte denn vor 20 Jahren gedacht, dass einmal Leute von weither ins Ruhrgebiet kommen, um hier ein Klavierfestival zu besuchen", sagt Schmidt. Musik wird die Gesellschaft auch am heutigen Festabend zu hören bekommen, feinen Jazz von Helge Schneider, der eher als Komiker bekannt ist, aber längst auch einen exzellenten Namen als Musiker besitzt.

Dass der Initiativkreis zuletzt in der Kritik stand, als es um einen neuen Werbespruch für das Ruhrgebiet ging, hat Adolf Schmidt natürlich registriert. "Aber ich habe in aktuelle Aktivitäten nicht mehr hineinzureden, ich bin ein alter Mann", sagt er. Dass die Zukunft der Region hoffnungsvoller als vor 20 Jahren ist, dass die Menschen eine Perspektive haben, das ist auch sein Verdienst. Die Öffentlichkeit hat dies längst zur Kenntnis genommen. Nicht ohne Grund wurde eine Straße in Essen-Holsterhausen nach ihm benannt.