Essen. Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu einem mehrtägigen Streik aufgerufen. ICE und Regionalzüge sollen auch über das Wochenende still stehen. Fernbus-Anbieter, Mitfahrzentrale oder Autovermieter rechnen daher mit einem Anstieg bei den Buchungen. Und der ADAC prophezeit volle Straßen im Stauland NRW.

Die Lokführer haben am frühen Donnerstagmorgen mit ihrem Rekordstreik im Personenverkehr der Deutschen Bahn begonnen. Auch über das Wochenende sollen ICE und Regionalzüge auf den Schienen still stehen. Reisende und Pendler müssen deswegen Alternativen zur Bahn finden.

Fernbus-Anbieter, Mitfahrzentralen und Autovermieter verzeichnen daher seit Streikankündigung vermehrt Buchungsanfragen. Auch die Fluglinien gehen von mehr Passagieren aus. Der ADAC prophezeit neue Verkehrsprobleme im Stauland NRW.

Die Fernbus-Anbieter

Die Fernbus-Anbieter haben die Entwicklungen bei der GDL verfolgt und stehen seit Tagen in den Startlöchern. „Seit dem die Info über den Streik raus ist, klingeln bei uns die Telefone Sturm. Zehn Mal mehr Leute sind auf der Webseite von Flixbus“, berichtet Pressesprecherin Bettina Engert. Flixbus versucht auf den Kundenansturm zu reagieren und will zusätzliche Tickets anzubieten. „Zusatzbusse und Doppeldeckerbusse sollen eingesetzt werden.“

Auch das Unternehmen MeinFernbus ist für den Streik gewappnet und will zusätzliche Fahrten anbieten. „Wir versuchen so viele Fahrgäste wie möglich zu transportieren“, sagt Sprecherin Marie Gloystein. „Aus den Erfahrungen des letzten Streiks im November wissen wir, dass wir in den kommenden Tagen vier Mal mehr Buchungen haben werden.“ Besonders beliebt seien vor allem die typischen Pendlerstrecken zwischen den Metropolen Frankfurt und Berlin.

Die Mitfahrgelegenheit

Auf der Internetplattform Mitfahrgelegenheit.de bieten Autofahrer freie Plätze für Fahrten an. Und die würden sich in Zeiten des Bahn-Streiks solidarisch zeigen und andere Pendler mitnehmen, so Sprecher Simon Baumann. So habe sich beim letzten Streik die Anzahl der Nutzer deutlich erhöht.

Die Zahl gebuchter Plätze habe sich damals sogar verdoppelt. „Um diesem Ansturm gerecht werden zu können, haben wir unsere Kapazitäten aufgestockt.“ Simon Baumann empfiehlt Pendlern, sich frühzeitig um eine Mitfahrgelegenheit zu kümmern: „Im Moment gibt es noch ausreichend Plätze, aber viele Fahrten werden für Freitagabend oder Sonntag ausgebucht sein.“

Die Autovermieter

Das Unternehmen Hertz hat sich auf die Streik-Tage vorbereitet. So rechne der Autovermieter bei einem Streik grundsätzlich mit einer kurzfristig erhöhten Mietwagen-Nachfrage, vor allem an den Bahnhofsstationen. Dort wären die Kapazitäten mit zusätzlichen Fahrzeugen erhöht worden, damit Privat- und Geschäftsreisende mobil bleiben können.

Auch Konkurrent SIxt schöpft aus seinen Erfahrungen mit vergangen Streiks bei der Bahn oder Fluglinien. "Unsere Flottensteuerung ist flexibel. Wir werden unsere Wagen dahin bringen, wo man sie braucht", so ein Sprecher von Sixt.

Die Fluglinien

Pendler steigen auch auf die Fluglinien um. Lufthansa und Air Berlin gehen daher auch von mehr Passagieren aus. „Wo wir eine Alternative zur Bahn darstellen, rechnen wir verstärkt mit Buchungen“, so Helmut Tolksdorf von Lufthansa. Ähnliche Einschätzungen gibt es auch bei Konkurrent Air Berlin.

„Wir rechnen mit einem Anstieg der Buchungen“, sagt Pressereferentin Melanie Schycha. Allerdings könne man nicht feststellen, ob der Anstieg im Last Minute-Geschäft direkt durch den Streik beeinflusst wird.

"Wir werden noch mehr Staus bekommen"

NRW ist laut ADAC das Stauland Nummer Eins, das Straßennetz ist bereits an normalen Tagen sehr belastet. Steigen nun noch Bahnpendler auf das Auto um, kann es vermehrt zu Staus kommen. Roman Suthold vom ADAC prophezeit deswegen auch: „Die Stausituation wird sich verschärfen. Wir werden noch mehr Staus bekommen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Tagen Staus von 300 Kilometerlänge und mehr gemessen werden, sei sehr hoch.

Auch die Speditionen würden auf den Streik reagieren. „Die Speditionen sind flexibel. Ist die Transportkette durch die Bahn unterbrochen, planen sie um.“ Transporte würden deswegen von den Schienen auf die Straße verlegt. Also müssen Autofahrer mit mehr Lkw auf den Autobahnen rechnen.