Ruhrgebiet. Heftige Gewitter haben erneut NRW getroffen. Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll Wasser. Bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter.

  • Unwetter in NRW: Am Dienstagabend sind erneut Gewitter über NRW hinweggezogen. Wie schon am Sonntag und am Montag kam es zu örtlichen Überschwemmungen und zu vielen Einsätzen für die Feuerwehr.
  • Der Deutsche Wetterdienst meldete mit Starkregen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter.
  • NRW-Innenministerium zählte 3000 Feuerwehr-Einsätze, 5100 Kräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk waren im Einsatz.
  • In Krefeld riefen Bürger die Feuerwehr um Hilfe, weil sie mit ihren Autos in den Wassermassen steckengeblieben waren und sich nicht aus eigener Kraft befreien konnten. Auch eine Schule wurde überflutet.
  • Auch am Wochenende sind in NRW wieder Unwetter möglich.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es in NRW abermals zu schweren Gewittern. Am Dienstagabend gab es zunächst vor allem im südlichen Teil Nordrhein-Westfalens Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor heftigem Starkregen und Hagel. Im Verlauf des späteren Abends zog das Gewitter weiter über das Ruhrgebiet und Sauerland und entlud sich auch dort mit zahlreichen Blitzen und starkem Regen.

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) wurden in Essen-Bredeney rund 63 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden gemessen. Auch in Bochum seien um die 70 Liter pro Qudratmeter runtergekommen. Spitzenreiter sei der Raum Herzogenrath bei Aachen gewesen: auf holländischer Seite kamen rund 90 Liter runter, auf deutscher Seite bis 80 Liter pro Quadratmeter, sagte ein Sprecher.

Nach Angaben des NRW-Innenministeriums war die Feuerwehr bis in die frühen Morgenstunden zu rund 3000 unwetterbedingten Einsätzen ausgerückt. 5100 Kräfte von Feuerwehr und Technischen Hilfswerk waren im Einsatz. Besonders traf es Krefeld am Niederrhein - hier standen auch am Vormittag die Telefone der Leitstelle nicht still. Noch am Mittwochabend dauerte die Bewältigung der rund 1000 Unwetter-Einsatze an.

Unwetter entlud sich vor allem über Düsseldorf und dem Ruhrgebiet

Das Gewitter hatte sich demnach in der Nacht auf einer Linie zwischen Mönchengladbach, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet entladen. Auch im Sauerland und in der Nordeifel und nahe Aachen brachten die Gewitter sehr heftige Regengüsse mit sich.

Am Abend hatte eine Gewitterzelle zunächst in der Region Aachen für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller gesorgt. Besonders betroffen waren nach Auskunft der Feuerwehr-Leitstelle Alsdorf, Eschweiler und Herzogenrath. Insgesamt sei die Feuerwehr dort zu rund 200 Einsätzen ausgerückt. Die Bahn musste zudem den Zugstrecke zwischen Geilenkirchen und Herzogenrath einstellen, weil dort Geröll und Erde auf die Gleise gerutscht waren.

In Mönchengladbach rückte die Feuerwehr zu rund 250 Einsätzen aus. Zwischenzeitlich war befürchtet worden, die Niers könne über ihre Ufer treten. Die Pegel sind aber dann schnell wieder gefallen, so dass der herangekarrte Sand nicht mehr für den Hochwasserschutz benötigt wurde, wie es aus der Leitstelle hieß.

Schule in Krefeld bleibt nach Überflutung geschlossen

In Krefeld wurde ein Gymnasium überflutet, der Unterricht fällt bis zu den Sommerferien aus. Große Teile des Schulgebäudes seien vollgelaufen, heißt es auf der Schulhomepage. Nach Angaben der Stadt gibt es auch an einer Förderschule einen Wasserschaden. Dort fällt der Unterricht ebenfalls aus.

Das Wasser sei durch die Türen Souterrain und Keller gelaufen, sagte der Schulleiter des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums, Olaf Muti. Betroffen zwölf Räume und der Keller.Am Mittwoch war das Wasser größtenteils von selbst wieder abgeflossen. „Die Feuerwehr hat es in der Nacht gar nicht bis zu uns geschafft“, sagte Muti.

Unwetter in Bochum: "Stadt säuft gerade ab"

Auch aus Dortmund, Düren und Düsseldorf meldete die Feuerwehren ein erhöhtes Einsatzaufkommen wegen vollgelaufener Keller. Die Dortmunder Feuerwehr zählte 365 wetterbedingte Einsätze, die Düsseldorfer Kollegen kamen auf mehr als 300 Einsätze. Es habe aber keine dramatische Lage gegeben, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Die Feuerwehr Dortmund zählte während des Unwettertiefs Xero 365 wetterbedingte Einsätze.
Die Feuerwehr Dortmund zählte während des Unwettertiefs Xero 365 wetterbedingte Einsätze. © Feuerwehr Dortmund | Feuerwehr Dortmund

In Bochum warnte die Feuerwehr die Bevölkerung davor, sich im Freien aufzuhalten. Kurz nach Ende des EM-Spiels entud sich ein heftiges Gewitter über der Stadt. Ein Feuerwehrsprecher: "Bochum säuft gerade ab". Es waren etliche Tunnel, Senken und Unterführungen überflutet, in einigen Straßen hatten sich regelrechte Sturzbäche gebildet, Schlamm und Geröll wurden auf die Straßen gespült. Betroffen waren unter anderem auch ein Kindergarten, eine Schule sowie mehrere Betriebe und eine Tiefgarage. „Da war von fünf Zentimetern Wasser bis Wasser zur Kellerdecke alles dabei“, sagte der Sprecher am Morgen. Die Feuerwehr hatte alle verfügbaren Kräfte alarmiert und kam auf mehr als 190 Einsätze - Verletzte gab es glücklicherweise nicht. Die Aufräumarbeiten dauerten bis in die frühen Morgenstunden.

Starkregen in NRW: Zahlreiche Feuerwehreinsätze in Duisburg und Essen

Das Unwetter hat auch in Duisburg für 200 Feuerwehreinsätze am Dienstagabend gesorgt. Der starke Regen setzte gegen 20.30 Uhr ein und traf besonders den Süden der Stadt. Dort lag nach Angaben der Feuerwehr der Schwerpunkt im Einsatzgeschehen: Keller liefen voll, Straßen wurden überschwemmt und mussten gesperrt werden.

Sturmtief Xero hat auch die Feuerwehr in Essen in Atem gehalten. Die Einsatzkräfte mussten rund 150 Mal ausrücken, so Feuerwehrsprecher Christoph Risse. Vielerorts waren Keller vollgelaufen. Einsatzschwerpunkt sei der Essener Osten gewesen mit den Stadtteilen Kray, Leithe, Freisenbruch und Horst. Gullydeckel der Kanalisation wurden durch die Wassermassen hochgedrückt, Keller sowie Unterführungen liefen voll Wasser, einige Bäume stürzten um. In Essen-Heidhausen stürzte die Zwischendecke eines Discounters auf rund 30 Quadratmeter ein. Das Dach habe die enormen Wassermassen nicht mehr tragen können.

Zahlreiche Keller und Straßen in Hattingen überflutet

Die Feuerwehr in Hattingen meldete in der Nacht, dass Starkregen innerhalb von 30 Minuten zahlreiche Keller, Straßen und Tiefgaragen im unter Wasser gesetzt hat. Der Einsatzschwerpunkt lag in Hattingen-Mitte und Winz-Baak. Vereinzelte Einsätze gab es in Niederwenigern und Welper. Die Isenbergstraße traf es gleich mehrfach. Dort war im Bereich der DLRG nicht nur die Straße sowie die angrenzende Unterkunft überschwemmt. Im weiteren Verlauf waren Teile der Fahrbahn durch einen Erdrutsch blockiert. Insgesamt musste die Feuerwehr zu 120 Einsätzen ausrücken.

In der Hattinger Altstadt haben Einsatzkräfte der Feuerwehr vollgelaufene Keller leergepumpt.  
In der Hattinger Altstadt haben Einsatzkräfte der Feuerwehr vollgelaufene Keller leergepumpt.   © Feuerwehr Hattingen | Jens Herkströter

Das Unwetter hat auch die Feuerwehr Herdecke auf Trab gehalten. Größere Schäden blieben aber aus. Auch die Einsatzkräfte in Wetter mussten ausrücken. Gegen Mitternacht mussten die Einsatzkräfte zum Gemeinschaftskrankenhaus ausrücken. Dort standen Teilbereiche unter Wasser. Ein massiver Baum fiel außerdem auf der Ender Talstraße um. Die Einsatzkräfte mussten die Straße über mehrere Stunden freischneiden.

Die Feuerwehr war in Herdecke im Dauereinsatz. Einsatzkräfte schnitten stundenlang eine Straße frei, auf die ein Baum gefallen war.
Die Feuerwehr war in Herdecke im Dauereinsatz. Einsatzkräfte schnitten stundenlang eine Straße frei, auf die ein Baum gefallen war. © WP | Feuerwehr Herdecke

Unwetter in Krefeld: Schule überschwemmt - Unterricht fällt aus

Allein in Krefeld waren bis 2 Uhr in der Nacht mehr als 2000 Anrufe bei der Leitstelle eingegangen, die Feuerwehr zählte 500 Einsatzstellen. Mehrere Menschen waren mit ihren Autos in Wassermassen steckengeblieben und benötigten die Hilfe der Feuerwehr. Es sei aber glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt worden. An einem Gymnasium liefen im Souterrain so viele Räume voll Wasser, dass am Mittwoch zunächst der Unterricht ausfiel.

Viele Menschen hätten nach dem heftigen Regen teilweise stundenlang auf Hilfe warten müssen, weil die Feuerwehr drängendere Einsätze vorziehen musste. „Die Bewältigung der Einsätze wird sicher noch den ganzen Tag beanspruchen“, teilte die Feuerwehr am Mittwoch mit. Weil die eigenen Kräfte nach ihrem Dauereinsatz in der Nacht dringend abgelöst werden mussten, rückten Unterstützungskräfte der Bereitschaft aus dem Bergischen Land an.

Unwetter: Jede Menge Sachschaden

Menschen kamen ersten Erkenntnissen nach nicht ernsthaft zu Schaden. Die Schäden in Kellern und an Gebäuden durch die Wassermassen dürften aber lokal durchaus erheblich sein. In Krefeld hatten Teile eines Daches eines Küchenstudios den Wassermassen nicht standgehalten und waren eingestürzt.

In Mönchengladbach war Wasser in niedrig gelegene Räume eines Krankenhauses geflossen, so dass in der Nacht für kurze Zeit vorsorglich keine Notfall-Patienten aufgenommen wurden. In Düsseldorf kämpfte die Feuerwehr ebenfalls mit Wasser in einem Krankenhaus: Im Stadtteil Rath drohten die Serverräume und weitere Bereiche im Erdgeschoss des August-Krankenhauses vollzulaufen. Der Feuerwehr sei es aber zusammen mit der Haustechnik gelungen, den Keller leer zu pumpen, so dass es zu keiner eingeschränkten Patientenversorgung kam. Rund 50.000 Liter Wasser pumpte die Feuerwehr in der Nacht aus einer Schule in Düsseldorf.

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Wetter bleibt weiterhin grau und nass in NRW

Im Laufe der Nacht ließ die Unwettergefahr dann nach. Es bleibt aber auch in den kommenden Tagen grau und nass in NRW. Nach den starken Unwettern komme es auch am Mittwoch bei vielen Wolken am Himmel gebietsweise zu Schauern, teilte der Deutsche Wetterdienst am Mittwochmorgen mit. Vom Sauerland bis zum Weserbergland könne es einzelne Gewitter geben. Die Temperaturen liegen bei 16 bis 20 Grad.

Auch am Donnerstag und Freitag werden weiterhin dichte Wolken über Nordrhein-Westfalen erwartet. Allenfalls im Siegerland sei am Mittwoch noch mit gewittrigen Schauern zu rechnen, sagte ein DWD-Meteorologe am Mittwoch. Es habe sich merklich auf unter 20 Grad Celsius abgekühlt und bleibe auch die kommenden Tage eher wechselhaft. Am Freitag komme es dann erneut zu einzelnen Gewittern.

Nach den starken Unwettern in den vergangenen Tagen komme es auch am Mittwoch gebietsweise zu Schauern. (Symbolbild)
Nach den starken Unwettern in den vergangenen Tagen komme es auch am Mittwoch gebietsweise zu Schauern. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa | Unbekannt

Gewitter in NRW: Chlortabletten in geflutetem Keller

Bereits am Montag überschwemmte in Mönchengladbach der Starkregen einen Keller – und damit auch die dort gelagerten Chlortabletten für den Pool. Durch den Wasserkontakt roch es im ganzen Haus nach Chlor, wie die Feuerwehr mitteilt. Die Bewohnenden brachten den Behälter mit den Tabletten ins Freie und alarmierten die Feuerwehr. Geschützt durch Atemschutzmaske und Chemikalienschutzanzug transportierte die Wehr das Chlor ab. Vier Personen wurden vorsorglich untersucht, niemand musste ins Krankenhaus. Das Gebäude wurde gelüftet. Insgesamt gab es in der Stadt 17 Wetter-Einsätze.

Ebenfalls am Montag wurde die Feuerwehr Bocholt zu 119 Einsätzen gerufen. "Es mussten zahlreiche Keller ausgepumpt und Bäume beseitigt werden", teilt die Feuerwehr mit. Zudem trat ein Bach über die Ufer. Das Wasser wurde umgepumpt.

Das Uedemer Dorf Keppeln wurde unter Wasser gesetzt. Nachdem es gegen 15.30 Uhr für eine knappe Viertelstunde extrem geregnet hatte, rauschten wieder die Wassermassen durch den Ort. So kämpften Feuerwehr und Landwirte gegen das Unwetter.

Erste Gewitter zogen schon am Sonntag über NRW

Erste, teils kräftige Gewitter zogen bereits ab Sonntagnachmittag über das Berg- und Rheinland. Auch im Ruhrgebiet krachte es: In Essen mussten die Rettungskräfte ausrücken: „Einige Keller waren voll gelaufen, die ausgepumpt wurden“, so die Feuerwehr. Außerdem seien einige Straßen überflutet gewesen. In Duisburg-Neumühl stürzte während des Gewitters eine 20 Meter hohe Linde in ein Haus gestürzt. Die Feuerwehr rückte mit Kran und Drehleiter aus.

Unwetter in NRW: Auch in Duisburg musste die Feuerwehr am Sonntag ausrücken. Hier fiel ein Baum in ein Haus.
Unwetter in NRW: Auch in Duisburg musste die Feuerwehr am Sonntag ausrücken. Hier fiel ein Baum in ein Haus. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Wetter in NRW: 17. Juni war der bisher heißeste Tag des Jahres

Der Donnerstag, 17. Juni, war der bislang heißeste Tag des Jahres in NRW. In vielen Städten zeigten die Thermometer Temperaturen von deutlich über 30 Grad. Der höchste Wert Deutschlands wurde in NRW gemessen: am Flughafen Münster/Osnabrück lag die Temperatur in der Spitze bei 35,5 Grad. Auf Platz zwei landete mit 35,3 Grad Hamburg-Neuwiedenthal.

Für einen Rekord reichte dies jedoch nicht. Die höchste jemals in einem Juni in NRW gemessene Temperatur lag bei 37,9 Grad – gemessen am 27. Juni 1947 an Stationen in Köln und Königswinter.(dae/mawo/mit dpa)