Schulministerin will den Ganztagsbetrieb weiter ausbauen. 2000 Lehramtsanwärter fehlen.
Bis auf den üblichen Parteien-Streit um die Lehrerstellen verläuft der Schulbeginn in NRW politisch recht geräuschlos. „Dies ist nicht das Schuljahr der großen Reformen”, sagte Barbara Sommer gestern. Ein Jahr vor der Landtagswahl macht die CDU-Ministerin lieber in Harmonie. Der heiklen Debatte um die künftige Schulstruktur wich Sommer aus. Stattdessen lobte sie sich für ihre Ganztags-Bilanz.
Mit dem Ferienende startet der Ausbau des Ganztagsunterrichts auch für 52 Gymnasien und 44 Realschulen; damit läuft etwa jede zehnte Schule dieser Schulform im Ganztagsbetrieb. Diesen Anteil will die Regierung kontinuierlich erhöhen. Rechnet man die bereits von der rot-grünen Vorgängerregierung vor allem an Gesamt- und Grundschulen eingerichtete Ganztagsbetreuung hinzu, so kann laut Sommer heute fast jeder dritte Schüler (29,1%) ein Ganztagsangebot wahrnehmen. Am Ende sollen es 43% im Jahr 2015 sein. Die Finanzierung geht zu Lasten der Gesamtschulen: Neugründungen mit Ganztagsbetrieb will Sommer nicht mehr genehmigen.
Dass es Lehrermangel gibt und „fächerspezifische Engpässe”, räumte die Ministerin ein. Außerdem sei der Lehrerarbeitsmarkt auf die zusätzlich geschaffenen Stellen nicht vorbereitet. Rein rechnerisch fehlten in diesem Jahr 2000 Lehramtsanwärter. Nach Sommers Rechnung werden im ersten Schulhalbjahr aber lediglich 800 Lehrerstellen unbesetzt bleiben – und nicht 5000, wie die SPD behauptet.
Um die „Feedbackkultur” an den Schulen zu verbessern, wirbt Sommer um ein System der Lehrer-Bewertung, das auf freiwilliger Basis eingeführt werden kann. Zwar lehnt Sommer die Internet-Plattform „spickmich.de” ab, da Lehrer keine Chance hätten, sich gegen anonyme „Verunglimpfungen” zu wehren. Sie befürwortet aber ein von der Uni Jena entwickeltes online-Verfahren, das einen „angstfreien Austausch” erlaube, ohne dass die Persönlichkeitsrechte der Lehrer verletzt würden.