Deutschlands größter Stahlkonzern schreibt tiefrote Zahlen. Die Folge sind Kurzarbeit, Stellenabbau und Kostenkürzungen.

Die Folgen der weltweiten Rezession treffen Thyssen-Krupp mit voller Wucht. Deutschlands größter Stahlkonzern steckt tief in den roten Zahlen. Tausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit, die Belegschaftszahlen schrumpfen. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres verbuchte der Industriekonzern einen Verlust von fast einer Milliarde Euro. Exakt verzeichnete Thyssen-Krupp einen Verlust von 987 Millionen Euro vor Steuern – im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro erzielt.

Ein Arbeiter geht an einem Stapel fertiger Stahlbleche, sog. Coils bei ThyssenKrupp Stahl in Duisburg Hamborn vorbei. Die Stahlerzeuger leiden auch unter der Konjunkturflaute und haben Kapazitäten abgebaut.
Foto: Andreas Mangen
Ein Arbeiter geht an einem Stapel fertiger Stahlbleche, sog. Coils bei ThyssenKrupp Stahl in Duisburg Hamborn vorbei. Die Stahlerzeuger leiden auch unter der Konjunkturflaute und haben Kapazitäten abgebaut. Foto: Andreas Mangen © A.Mangen / waz

Die Stahlnachfrage sei weltweit „dramatisch gefallen”, heißt es im Neun-Monats-Bericht. Thyssen-Krupp verzeichnete schmerzhafte Rückgänge bei den Auftragseingängen und Umsätzen.

Auch mit Blick auf die zu erwartenden Ergebnisse für das gesamte Geschäftsjahr äußerte sich Vorstandschef Ekkehard Schulz etwas skeptischer als bisher.

Wichtige Abnehmer bestellen weniger

Wichtige Abnehmer wie die Bauindustrie und der Maschinenbau bestellen derzeit weniger Stahl. Auch die Krise der Autoindustrie bekommt Thyssen-Krupp zu spüren. Zwar habe die Abwrackprämie das Inlandsgeschäft belebt, so dass die Zahl der Pkw-Zulassungen anstieg. Da sich aber gleichzeitig die Exporte verringerten, sei die Pkw-Produktion in Deutschland insgesamt um 24 Prozent gesunken. Schulz rechnet mit negativen Auswirkungen, wenn die Abwrackprämie wegfällt. Hier gebe es „ein gewisses Risiko”.

Im laufenden Geschäftsjahr waren allein in Deutschland rund 29 000 Mitarbeiter von Thyssen-Krupp in Kurzarbeit. Hinzu kommen 17 000 Beschäftigte im Ausland. Die Zahl der Mitarbeiter ging deutlich zurück. Ende Juni dieses Jahres beschäftigte der Konzern weltweit 188 500 Mitarbeiter – fast 11 000 weniger als zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres im September 2008. In Deutschland verringerte sich die Belegschaftszahl um 4,6 Prozent auf rund 81 000 Mitarbeiter.

Einsparungen geplant

Der Konzern reagiert auf die Krise, indem er die Kosten deutlich senkt und Investitionen zurücknimmt. Innerhalb der nächsten 15 Monate soll die Kostenbasis „nachhaltig um mehr als eine Milliarde Euro” reduziert werden. Zudem erhofft sich Thysssen-Krupp durch eine neue, schlankere Konzernstruktur jährliche Einsparungen von 500 Millionen Euro. In einer Aufsichtsratssitzung am 4. September will der Konzern auch über einen geplanten Arbeitsplatzabbau entscheiden. Die Unternehmensleitung hatte sich Mitte Mai unter der Moderation des Aufsichtsrats-Ehrenvorsitzenden Berthold Beitz mit der Arbeitnehmerseite in einer „Essener Erklärung” auf den einschneidendsten Konzernumbau seit der Fusion von Thyssen und Krupp geeinigt. Ziel ist es demnach, alles zu tun, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Thyssen-Krupp sieht zumindest Anzeichen für eine allmähliche Verbesserung der Lage. Vermutet wird, dass der Tiefpunkt der Krise erreicht sei und es im nächsten Jahr zu einer leichten Erholung komme. Am Stahlstandort Duisburg steht momentan einer von vier Hochöfen still. „Wir könnten den vierten Hochofen jederzeit wieder in Betrieb nehmen”, sagt Schulz.