Essen. Zehn Tage kämpften die Ärzte um das Leben einer Frau, die unter anderem an der Schweinegrippe erkrankt war. Gestern starb die 36-Jährige im Essener Uni-klinikum. Ob es sich um Deutschlands erste Grippetote handelt, ist allerdings unklar. Die Risikopatientin trug auch andere Erreger in sich.

Auch wenn noch nicht genau geklärt ist, welcher Keim das Leben der jungen Frau beendete, so weiß man eines sehr genau: „Das Schweinegrippe-Virus konnte bei der 36-jährigen Patientin nachgewiesen werden”, sagte der Pressesprecher des Essener Uniklinikums.

Lange schon haben Deutschlands Infektions-Experten angstvoll darauf gewartet: Irgendwann wird es soweit sein, dann wird auch Deutschland seinen ersten Schweinegrippe-Toten beklagen müssen. Dann werde sich die entspannte Stimmung, die der Neuen Grippe gegenüber noch herrsche, entscheidend verändern, so die Fachleute. Ist der tragische Todesfall jetzt der Wendepunkt?

„Nach bisherigen Erkenntnissen könnte dies der erste Fall sein, bei dem ein Mensch in Deutschland in Zusammenhang mit einer Infektion mit der Neuen Grippe gestorben sein könnte”, so NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Die Landesregierung nehme die Lage „sehr ernst” und weist darauf hin, dass für alle Bürger genügend antivirale Medikamente vorhanden seien. Sobald der Impfstoff freigegeben sei, beginne NRW mit der Impfung.

Noch ist zwar nicht klar, ob das Schweinegrippe-Virus den Tod der 36-Jährigen verursacht hat. Und noch etwas spreche dagegen, dass dies der Anfang einer Sterbewelle sei. Prof. Gerald Holtmann, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Essen, schränkt ein: „So tragisch der Fall ist, so sehr muss auch betont werden, dass es sich bei der Frau um eine Risiko-Patientin gehandelt hat.” Durch das starke Übergewicht (180 kg) litt sie unter Diabetes. Anders gesagt: Ein gesunder Mensch hätte überlebt? Die einzige Aussage dazu heißt: vielleicht. Man weiß es nicht.

Die Krankheit fing erst harmlos an, erzählt Klinikumssprecher Burkhard Büscher. „Die Patientin hatte Husten und Schnupfen.” Dann fühlte sie sich zunehmend schlechter und wurde in einem Gelsenkirchner Krankenhaus behandelt. Doch die Situation eskalierte. „Dort kam es zu massiver Luftnot”, erklärt Büscher. Um diese Atemnot zu beheben, wurde ihr ein Schlauch in die Luftröhre eingeführt. „Doch der Zustand verschlechterte sich immer mehr”, berichtet Büscher.

An der künstlichen Lunge

Der Frau ging es so schlecht, dass die Essener Uniklinik zu Rate gezogen wurde. „Wir wurden angerufen und sind sofort mit Lungenfachärzten rausgefahren, um die Patientin vor Ort zu stabilisieren.” Sie wurde an die künstliche Lunge angeschlossen, die ihre Atemfunktion übernahm, weil die Patientin nicht mehr aus eigener Kraft atmen konnte.

„Als sie sich erholt hatte, wurde sie ins Uniklinikum verlegt”, so Büscher. Zehn Tage wurde sie weiter behandelt. Zehn Tage kämpften Patientin und Ärzte um das Leben der Frau. „Doch sie war übervoll mit Erregern”, sagt Büscher. Nicht nur mit Grippe-Viren, auch mit Bakterien, die als eine Art Zusatz-Infektion (Ärzte sprechen von der gefürchteten „Super-Infektion”) ihren Körper schwächten. „Das Übergewicht und die damit verbundene Stoffwechselerkrankung darf nicht unterschätzt werden. Zudem war sie starke Raucherin”, so Büscher.

Die Todesursache lautet klinisch „Multi-Organversagen”, gekoppelt mit einem septischen Schock. Medikamente wirkten nicht mehr. „Auch Tamiflu hat überhaupt nicht mehr angeschlagen”, so Büscher.