Essen. Wer am frühen Sonntagmorgen einen Blick auf die angekündigten Schnäppchen beim Quelle-Ausverkauf werfen wollte, brauchte viel Glück. Der Computer der Pleitefirma schaffte den Andrang nicht. Was man zufällig zu sehen bekam, lud trotz der Preisabschläge häufig nicht gerade zum Einkauf ein.

„Der größte Ausverkauf Deutschlands beginnt. Das Versandhaus Quelle wird 18 Millionen Artikel mit Rabatten von bis zu 30 Prozent verkaufen.” Kaum eine Nachrichtensendung in Radio und Fernsehen kam am Wochenende ohne diese Meldung aus. Was wie ein kostenlose Quelle-Werbespot zwischen Weltnachrichten und Bundesliga-Ergebnissen daher kam, zeigte Wirkung: Schon lange vor 6 Uhr, dem von Quelle genannten offiziellen Verkaufsstart, hatte die Plünderung der Warenreste per Internet begonnen. Kaum graute der Morgen, graute es auch vielen Kunden: Sie landeten im Online-Stau, die Computer der Pleitefirma gingen unter dem Ansturm der Schnäppchenjäger in die Knie.

Obwohl der Insolvenzverwalter im Vorfeld des Schlussverkaufs eine Erhöhung der Computer-Kapazitäten versprochen hatte, war es selbst am Sonntagnachmittag noch ein Glücksspiel, überhaupt einen Blick auf die Internet-Angebote werfen zu können.

Viele Billigreste

Was man zufällig zu sehen bekam, lud trotz der Preisabschläge aber häufig nicht gerade zum Einkauf ein. Es schien sich – zumindest bei dieser zufälligen Auswahl – um Billigreste zu handeln. Das Dampfbügeleisen für bisher 14,99 sollte nun 12,99 Euro kosten, das Kaffeeservice (18 Teile) gab es statt für 10 für 7,99 Euro. Der „Betende Engel”, Gartendeko aus Plastik, 30 Zentimeter hoch, kostete mit 13,99 vier Euro weniger als bisher.

Attraktiv war offenbar das „Angebot des Tages”, ein Damen-Hosenanzug mit Stretch für 9,99 Euro. Davon war gegen 14 Uhr am Sonntag knapp die Hälfte der Vorräte verkauft. Und auch der Push-up-BH zum Schleuderpreis von 5,99 Euro hob offenbar den Umsatz.

700.000 Interessenten am Mittag

Immerhin waren von den bis zum Mittag registrierten knapp 700 000 Interessenten gut 19 000 zum Zuge gekommen und hatten etwas bestellt. Im Ausverkaufsangebot, das vor allem Modeartikel umfasst, fehlten allerdings Waren der beliebten Quelle-Eigenmarke „Privileg”. Bei diesen elektrischen Haushaltsgeräten waren noch Fragen zur Herstellergarantie offen.

Wie lange das Verramschen der Quelle-Waren dauern wird, ist unklar. Bis Weihnachten, so die Insolvenzverwaltung, sollten die Bestellungen erledigt sein - zumal auch die Deutsche Post wieder mitspielt. Sie hatte den Versand von Quelle-Produkten zeitweilig gestoppt, da eine Bezahlung ihrer Leistungen offenbar nicht mehr sicher war.

Der Ausverkauf bietet 4300 Beschäftigten des Versandhändlers immerhin noch Arbeit für einige Woche. Im Gegensatz zu 2100 ihrer Kollegen, die zum Teil offenbar unter unwürdigen Umständen – mal eben per Telefonanruf – von ihrer Entlassung erfuhren, müssen sie die jetzt noch einlaufenden Bestellungen bearbeiten.

Ausverkauf ab Montag in den Quelle-Shops

Für Überraschung sorgte am Sonntag ein Frankfurter Brillenhändler, der nach Angaben der Nachrichtenagentur ddp das Quelle-Online-Geschäft und die Hausmarke „Privileg” „unter bestimmten Bedingungen” übernehmen wolle. Quelle könnte dann zu einem Spezialversender für Haushaltsartikel und Konsumeletronik werden. Was das für die Mitarbeiter bedeuten könnte, blieb unklar.

Heute beginnt das Resteräumen auch in den 83 Quelle-Technikcentern, wie in Duisburg und Mülheim, sowie in den 1200 Quelle-Shops.